Kürzer oder länger arbeiten? Die Frage nach einer angemessenen Arbeitszeitpolitik wird derzeit in Deutschland heiß diskutiert. Während Personen mit Vollzeitanstellung Stunden abbauen wollen, würden Teilzeitarbeitnehmer lieber länger im Büro bleiben. Überstundenabbau und Wahlarbeitszeit könnten die Lösung sein. Dies zeigt eine neue Panelbefragung der Hans-Böckler-Stiftung http://boeckler.de, an der rund 20.000 Beschäftigte teilgenommen haben.
Vollzeitbeschäftigte würden auf Geld verzichten
Elke Holst vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) http://www.diw.de und Hartmut Seifert, ehemaliger Leiter des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, haben die Bedürfnisse der Arbeitnehmer genauer untersucht. Die Studie zeigt, dass tatsächliche und gewünschte Arbeitszeiten deutlich von einander abweichen. Im Jahr 2009 mussten Männer durchschnittlich 3,6 Stunden, Frauen hingegen nur 1,6 Stunden pro Woche länger arbeiten als gewünscht.
Allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Bedürfnissen von Vollzeitbeschäftigten, die kürzer arbeiten wollen, und Teilzeitangestellten, die gerne länger im Büro bleiben würden. Grundsätzlich waren sich alle Befragten einig, für ihre Wunscharbeitszeit auch ein angepasstes Gehalt zu akzeptieren. Differenzen zeigen sich auch in den Tarif- oder Arbeitsvertrag vereinbarten und den tatsächlichen Arbeitszeiten in den Unternehmen: Im Jahr 2009 arbeiteten Männer im Schnitt 4,3 Stunden pro Woche länger als im Vertrag vorgesehen, Frauen 2,1 Stunden.
Verkürzung der Arbeitszeit empfohlen
Der Abbau dieser Differenzen würde den Bedürfnissen der Beschäftigten entgegenkommen. „Ein wesentlicher Schritt wäre getan, wenn Überstunden und Mehrarbeit vermieden und die vereinbarten Arbeitszeiten eingehalten würden“, sagt Elke Holst zu pressetext. Längeren Arbeitszeiten aufgrund des Fachkräftemangels in Deutschland steht die Wissenschafterin kritisch gegenüber.
Die Bundesagentur für Arbeit http://www.arbeitsagentur.de rät hinsichtlich der demografischen Entwicklung zu längeren Arbeitszeiten. Sozialpolitiker hingegen werben für eine Verkürzung, um gesundheitsschädigende Arbeitsbelastung zu reduzieren und familienfreundliche Berufe zu ermöglichen.
Angesichts der Studienergebnisse empfiehlt Holst Arbeitnehmern bei der Dienstzeit größeren Gestaltungsspielraum einzuräumen: „Wahlarbeitszeiten kommen nicht nur den Bedürfnissen der Beschäftigten entgegen, sondern sind auch im Hinblick auf Effekte beim Arbeitskräfteangebot eine zielführende Alternative zu generellen Arbeitszeitverlängerungen“. Flexible Arbeitszeiten, die individuelle Abweichungen von der Regelarbeitszeit ermöglichen, würde alters- und familiengerechtes Arbeiten erleichtern und somit die Erwerbsquote bei Frauen und älteren Arbeitnehmern erhöhen.
Aussender: pressetext.redaktion Ansprechpartner: Gerhard Paleczny
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Uhr: Arbeitszeitwünsche variieren stark (Foto: pixelio.de/Dirscherl)