Sonne: Alternativen zu FCKW teils höchst klimaaktiv (Foto: pixelio.de/Lohse)

FCKW-Ersatzstoffe schädigen das Klima – Erderwärmung droht durch falsch gelenkten Ozonschutz

Die Ozon-schädlichen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) sind verboten, doch auch die wirksamsten ihrer Ersatzstoffe auf dem Markt sollten dringend reguliert werden. Das fordert ein internationales Forscherteam um Mario Molina, Chemie-Nobelpreisträger von 1995, und Stefan Reimann von der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) http://empa.ch in der Zeitschrift „Science“. Auch wenn Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) die Ozonschicht nicht abbauen, sind sie aggressive Klimagase und tragen zur Erderwärmung bei.Sonne: Alternativen zu FCKW teils höchst klimaaktiv (Foto: pixelio.de/Lohse)

Gut für Ozon, schlecht für Klima

 

Die meisten ozonschädigenden Substanzen wie FCKW sind seit 1989, als das Montreal-Protokoll in Kraft trat, verboten. Dieser Schritt hatte nicht nur für das stratosphärische Ozon eine positive Wirkung, sondern auch für den Kampf gegen den Klimawandel, da FCKW ein Treibhausgas ist. Letzteres trifft jedoch auch auf viele der seither eingesetzten Ersatzstoffe zu wie etwa fluorierte Treibhausgase. FKW kommen in Kühl-, Treib-, Lösungs- oder Schäummitteln zum Einsatz und werden erst seit dem Montreal-Protokoll eingesetzt.

Die Klimaaktivität aller ozonschädigenden Substanzen – gemessen durch den sogenannten „Strahlungsantrieb“ – beträgt fast konstant 0,32 W/m2 und dürfte ohne Montreal-Abkommen derzeit auf 0,65 W/m2 liegen, haben die Forscher nun ermittelt. Das ist rund ein Fünftel des CO2-Wertes von 1,5 W/m2. Somit wurden allein im Jahr 2010 zehn Mrd. Tonnen CO2-Äquivalente unbeabsichtigt durch das aufrechte Verbot von FCKW-Gasen eingespart, fünfmal mehr als das Kyoto-Protokoll jährlich reduzieren will.

4.000 Mal stärker als CO2

Auch wenn der Beitrag der FCKW-Ersatzstoffe mit insgesamt bloß 0,012 W/m2 derzeit noch sehr klein ist, steigt ihr Ausstoß jährlich um zehn bis 15 Prozent, wodurch 2050 bereits ein Wert zwischen 0,25 und 0,4 W/m2 erreicht sein dürfte. Vor allem die extrem stabilen und bis zu 50 Jahre lang in der Atmosphäre verbleibenden gesättigten FKW sind problematisch, da sie aufgrund dieser Eigenschaften extrem klimaaktiv sind: Das in US-Autoklimaanlagen verwendete FKW-134a etwa 1.430-Mal mehr als CO2, andere sogar bis auf das 4.000-Fache.

Da der globale Ausstoß an FKW in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat, dürfte der „Klimanutzen“ des Montreal-Protokolls bald wettgemacht sein, glauben die Forscher. Verschärft wird das dadurch, dass das Kyoto-Protokoll zur Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes weder für die USA als größten Emittenten noch für Schwellen- und Entwicklungsländer bindend ist und eine Einigung für die Zeit nach dem Auslaufen 2012 noch aussteht. Eine stufenweise Ausweitung des Montreal-Protokolls auf langlebige FKW wäre das Gebot der Stunde, so die Forscher.

Abstract der Studie unter http://www.sciencemag.org/content/335/6071/922.summary

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