Rotlicht: Deutschland vernachlässigt Opferschutz (Foto: pixelio.de/tokamuwi)

Menschenhandel: Deutschland hat Defizite – Opferschutz vernachlässigt – Strafrechtliche Verfolgung funktioniert

Deutschland hat sein Bemühen verringert, von Menschenhandel betroffene Opfer zu schützen. Dies zeigt der Index zur Messung staatlicher Maßnahmen gegen den Menschenhandel, der von Forschern der Universität Göttingen, der Universität Heidelberg und der London School of Economics and Political Science (LSE) veröffentlicht wurde. „Der Opferschutz wird oft vernachlässigt, Deutschland steht damit nicht alleine da“, so Eric Neumayer, Leiter des Departments für Geographie und Umwelt der LSE http://bit.ly/dJEx5X , gegenüber pressetext.Rotlicht: Deutschland vernachlässigt Opferschutz (Foto: pixelio.de/tokamuwi)

Opfer wie Kriminelle behandelt

 

Während Deutschland im Jahr 2010 in der strafrechtlichen Verfolgung von Menschenhändlern sowie bei der Prävention von Gewalt die maximalen Werte aufweist, sind beim Opferschutz im Vergleich zu 2009 die Werte gesunken. Das Land hat laut den Forschern beispielsweise mehr Straferlasse erteilt und weniger medizinische Hilfe bereitgestellt. Es ist möglich, dass Opfer bestraft oder abgeschoben werden, bevor sie als Opfer des Menschenhandels vor dem deutschen Gesetz gelten. „Hier müssten rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit sie nicht wie Kriminelle behandelt werden“, unterstreicht Neumayer.

Aus diesem Grund erhielt Deutschland in der Kategorie Opferschutz im Jahr 2010 nur drei Punkte, was eine Verringerung um zwei Punkte im Vergleich zu 2009 bedeutet. Die Kategorie der strafrechtlichen Verfolgung bemisst die Gesetzgebung und ihre Durchsetzung zur Bekämpfung des Menschenhandels. Prävention ist die Kategorie, die staatliche Aktivitäten bei der Grenzkontrolle, öffentliche Kampagnen, den Informationsaustausch sowie Bildung zum Thema Menschenhandel beurteilt.

Nur sechs Länder mit Top-Bewertung

Die Wissenschaftler haben Statistiken aus insgesamt 182 Ländern ausgewertet. Gemessen werden die staatlichen Maßnahmen dabei anhand einer Fünf-Punkte-Skala – von eins als schlechtester Bewertung bis fünf als bester Bewertung. Die Werte der drei genannten Kategorien werden schließlich addiert, so dass ein Land mit drei Punkten am schlechtesten und ein Land mit 15 Punkten am besten bewertet ist.

Im Jahr 2010 erreichten insgesamt sechs Länder die höchste Punktzahl 15 auf der Skala für das beste politische Verfahren im Kampf gegen den Menschenhandel: die Niederlande, Schweden, die Vereinigten Staaten, Slowenien, Spanien und Belgien. Mit der geringsten Punktzahl drei schneiden Nordkorea und Somalia am schlechtesten ab.

„Deutschland hat im Bereich Menschenhandel vor allem mit Prostitution zu kämpfen, während zum Beispiel in arabischen Ländern Fälle von Arbeitsausbeutung überwiegen“, sagt Neumayer im Gespräch mit pressetext. Weltweit haben sich die politischen Bemühungen zwischen 2009 und 2010 im Bereich des Opferschutzes und der Prävention zwar insgesamt erhöht. Der Bereich der strafrechtlichen Verfolgung hat sich hingegen verschlechtert.

Aussender: pressetext.redaktion, Ansprechpartner: Dieter N. Unrath
Website: www.pressetext.com
Rotlicht: Deutschland vernachlässigt Opferschutz (Foto: pixelio.de/tokamuwi)