Der Nachwuchsforscher Andriy Luzhetskyy soll ein Medikament ausfindig machen, das als Antibiotika eingesetzt werden kann. Für seine Suche nach heilkräftigen Wirkstoffen aus der Natur erhält Luzhetskyy nun finanzielle Hilfe vom Europäische Forschungsrat (ERC) http://erc.europa.eu . Der junge Wissenschaftler wird in den kommenden fünf Jahren durch einen sogenannten „ERC Starting Grant“ in Höhe von insgesamt 1,5 Mio. Euro gefördert.
Medizinische Relevanz
„Es ist wie ein Ritterschlag auf EU-Ebene“, sagt Manfred Braun, Sprecher vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) http://helmholtz-hzi.de , gegenüber pressetext. Luzhetskyy leitet eine Arbeitsgruppe am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarbrücken, einer Außenstelle des HZI. Die Suche nach Antibiotika gleicht einer Schatzsuche. Das ursprüngliche Penicilin hat keine Wirkung mehr, denn die Bakterien haben Resistenzen entwickelt. Die Suche von Luzhetskyy hat dementsprechend medizinische Relevanz.
Das erste Penicillin erhielten Forscher auch aus Pilzen. Dementsprechend sucht der Forscher jetzt auch in der Natur. Actinomyceten stellen außergewöhnlich viele chemische Verbindungen her und geben sie in ihre Umwelt ab. Einige dieser Stoffe töten oder hemmen andere Organismen. Von der biologischen Wirkung der produzierten Substanzen kann auch der Mensch profitieren: Zu ihrem vielfältigen Spektrum zählen Antibiotika und Medikamente gegen Tumore.
3.000 Gene unerforscht
Die Forschung kennt bereits etliche Naturprodukte aus Actinomyeten, doch noch längst nicht alle: In den Bakterien schlummern vermutlich noch viele ungehobene Schätze. „Actinomyceten haben rund 8.000 Gene“, erklärt Luzhetskyy. „Bei mehr als 3.000 davon wissen wir nichts über ihre Funktion.“ Das liegt daran, dass ganze Komplexe von Genen gewissermaßen „schlafen“ und unter normalen Laborbedingungen nicht aktiv sind. Auf welche Weise sie angeschaltet werden und welche Stoffe sie dann synthetisieren, ist in den meisten Fällen noch unbekannt.
Luzhetskyy und sein Team wollen die Substanzen im Mikroben-Genom jetzt aufwecken: Mit gentechnischen Methoden, die sie speziell für die Actinomyceten entwickeln werden, hoffen sie, stillgelegte Gene anschalten und ganze Stoffwechselwege gezielt in Gang setzen zu können. Der Forscher hat fünf Jahre Zeit, nach verborgenen Naturstoffen zu suchen. „Am Ende wollen wir ein Spektrum von Methoden für die Produktion neuer Naturstoffe aus Actinomyceten etabliert haben“, sagt Luzhetskyy. Dies wäre nutzbar für neue Medikamente.
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Actinomyceten in Petrischale (Foto: HZI)