Master-Titel und EM-Rang 5 der Sach-Brüder

LAS PALMAS. Ein fünfter Platz im letzten Rennen der vorgezogenen Segeleuropameisterschaft 2012 der Formula-18-Katamarane bedeutete für Helge und Christian Sach aus dem schleswig-holsteinischen Zarnekau am Sonntag (11. Dezember) den gleichen Gesamtrang im Endklassement. Zwar verpassten die Brüder vom Lübecker Yacht-Club das Podium um sechs Punkte und Platz vier nur um einen einzigen; doch den Titel in der Masterwertung der über 50-Jährigen gewannen sie überlegen. Mit einem grandiosen Schlusstag holten sich die Franzosen Olivier Backes und Arnaud Jarlegan souverän die EM-Krone vor ihren Landsleuten Francois Morvan/Maithien Vandame. „Bronze“ ging an die jungen Lokalmatadoren Javier Padrón und Miguel Pérez vom EM-Gastgeber Real Club Náutico de Gran Canaria (RCNGC).

„‚Nur‘ Fünfter klingt vielleicht vermessen, aber wir hatten das Treppchen selbst in der Hand“, mochte Steuermann Helge Sach eine kleine Enttäuschung nicht verbergen. „Das vorletzte Rennen hätten wir gewinnen müssen, so klar war unser Vorsprung schon nach der halben Startkreuz.“ Vorschoter Christian pflichtete ihm bei: „Taktisch haben wir uns kleine Fehler erlaubt, wodurch ein paar Gegner durchfahren konnten.“ Auf der anderen Seite waren vor der EM die Top Ten erklärtes Ziel. Schließlich starteten gleich mehrere Ex-Weltmeister auch aus dem ehemals olympischen Tornado-Katamaran, darunter der Olympiasieger von 1996 und aktuelle America’s Cup-Steuermann, Fernando Leon (RCNGC), der nur 21. wurde. Und die Sechsplatzierten Grant Piggott und Mary Rook aus Großbritannien lagen als beste Mixed-Crew 27 Punkte, also deutlich hinter den Sachs zurück.

Wie die gesamte Europameisterschaft war auch der Finaltag zunächst von überwiegend leichtem Wind aus östlichen Richtungen geprägt, der nur gegen Ende durchgehend Trapezsegeln zuließ. Nach vielen Frühstarts zum EM-Auftakt wurden die Mannschaften immer vorsichtiger, um nicht nochmals disqualifiziert zu werden. Dennoch schenkten sich die Teams an der Startlinie keinen Zentimeter und schrien lauthals um freien Raum. „Wir haben versucht, uns aus dem engsten Gedrängel herauszuhalten“, so Christian Sach, „schließlich konnten wir mit guter Geschwindigkeit immer noch nach vorne fahren, wenn wir mal nicht so gut wegkamen.“

Auf der Bahn staunte so manch junge Konkurrenz, als „GER 258“ mal wieder „angeflogen“ kam und sie in Lee stehenließ. „Mit der sportlichen Leistung dürfen wir wohl hochzufrieden sein, völlig unabhängig vom Stand in der Ergebnisliste“, sagte das Sach-Duo unisono. Als dann mit der zehnten Wettfahrt aufgrund der Ausschreibung die beiden schlechtesten Ergebnisse aus der Wertung gestrichen werden durften, wurde das Feld nochmal durcheinander gewürfelt. Nur ein Rechenspiel: Ohne die Streicher wären die Sachs Europameister geworden. Als einzige Crew gelangen ihnen nur Top-20-Plätze, ein 18. war das schlechteste Rennen.

Die Dominanz der neuen Europameister Backes/Jarlegan war indes beeindruckend. Nach Platz drei und zwei hatten die Weltmeister von 2010 den Titel am Sonntag schon vorzeitig gewonnen, setzten dem jedoch mit einem klaren Tagessieg noch einen drauf. „Das Boot läuft bei diesen Bedingungen sehr gut“, erklärten die Franzosen, die einen F-18 vom Typ Phantom segeln. Die Kat-Szene ist von mehreren Herstellern umworben. Auf Platz zwei und vier landeten Cirrus-Modelle, die Spanier segeln einen Hobie Wild Cat. Die Sach-Brüder punkteten mit einem Nacra Infusion in der „Konstrukteurswertung“.

Der Schlusstag kostete Andreas John und Sven Lindstädt aus Hamburg und Norderstedt als zweitbeste Deutsche noch einige Plätze. Vom 18. fielen sie auf den 26. Gesamtrang unter 84 Crews aus 13 Nationen zurück. In der oberen Tabellenhälfte landete nur noch der Berliner Ex-Eishockeycrack Thomas Haupt mit Johanna Hector als 33. Saisonhöhepunkt in 2012 wird die Weltmeisterschaft im September in Long Beach/Kalifornien (USA).

Segeln in Zahlen

Endstand der Formula-18-Europameisterschaft in Las Palmas/Gran Canaria (Spanien)

1. Olivier Backes/Arnaud Jarlegan (Frankreich) 28 Punkte

2. Francois Morvan/Maithien Vandame (Frankreich) 40

3. Javier Padrón/Miguel Pérez (Spanien) 51

4. Gurvan Bontemps/Benjamin Amiot (Frankreich) 56

5. Helge und Christian Sach (Zarnekau) 57

6. Grant Piggott/Mary Rook (Großbritannien) 84

7. Coen de Koning/Thijs Visser (Die Niederlande) 87

8. Mitch Booth/Janne Riihela (Spanien/Finnland) 90

Andreas Kling, Journalist + PR Consultant