Deutsche Krebshilfe fördert UKSH-Forschungsprojekt Dr. Denis Schewe erforscht Schlafzustand von Leukämie-Krebszellen bei Kindern

Die Deutsche Krebshilfe e.V. fördert das Leukämie-Forschungsprojekt von Dr. Denis Schewe, Klinik für Allgemeine Pädiatrie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, mit 590.400 Euro in den kommenden vier Jahren. Dr. Schewe widmet sich in seinem Forschungsprojekt der Frage, welche Mechanismen dafür verantwortlich sind, dass Krebszellen in einem vermeintlich genesenen Körper überleben und sich die Krankheit oft erst Jahre später wieder zeigt. Das Projekt wird im Rahmen des Max-Eder-Nachwuchsgruppen-Programmes von der Deutschen Krebshilfe e.V. finanziert. Das Programm wendet sich an junge Wissenschaftler, die patientennahe Forschung auf dem Gebiet der Onkologie betreiben.

Der Tag, an dem der Krebs als besiegt gilt, ist für Leukämiepatienten und deren Angehörige sicher einer der schönsten in ihrem Leben. Umso schwerer wiegt meist die Nachricht, dass die Krankheit erneut ausgebrochen ist. „Dormancy“ (Schlafzustand) bezeichnet die Phase, in der die Tumorzellen nach einer scheinbaren Genesung weiter im Körper „ruhen“ und von der klinischen Diagnostik nicht erfasst werden können. Bis zu einem erneuten Auftreten des Krankheitsbildes vergehen oft Monate oder sogar viele Jahre. In der „Dormancy“ befindet sich eine Tumorzelle im Wachstumsstillstand und ist hochgradig resistent gegenüber Stress, zum Beispiel durch Chemotherapie. Dr. Schewe hat es sich in seinem Forschungsprojekt zum Ziel gesetzt, die Dormancy-Mechanismen bei Kindern, die an einem bestimmten Typ der akuten Leukämie erkrankt sind, näher zu erforschen und Grundlagen für neue therapeutische Strategien der Zukunft zu schaffen.

In Vorarbeiten konnte Dr. Schewe zeigen, dass in Tumorzellen, die sich im Schlafzustand befinden, Moleküle und Signalwege im endoplasmatischen Retikulum, einem weit verzweigten labyrinthartigen Membrannetzwerk im Zellinneren, aktiviert werden. „Die künstliche Beeinflussung dieser Signale konnte Tumorzellen in den Zelltod zwingen, ohne dass sie vorher wieder erwachten und eine erneute Erkrankung verursachen konnten“, berichtet Dr. Schewe. Bei der kindlichen Leukämie ist das Auffinden von Tumorzellen nach Beginn der ersten Chemotherapie mit einer schlechteren Prognose verbunden. Um neue Therapien zu entwickeln, sind Informationen darüber notwendig, welche Merkmale ruhende Zellen aufweisen, die nach einer Chemotherapie im Patienten verbleiben. In seinem Projekt erforscht Dr. Schewe Moleküle und Signalwege, die bei der kindlichen Leukämie eine „Dormancy“ von Tumorzellen begünstigen.

„Mit Dr. Schewe wird diese Förderung einem herausragenden jungen Wissenschaftler zuteil, der ein imponierendes Beispiel für die Vereinbarkeit von klinischer und wissenschaftlicher Tätigkeit ist“, sagt Prof. Dr. Martin Schrappe, Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie. „Wir sind sehr froh, ein so vielversprechendes Projekt an der Klinik für Allgemeine Pädiatrie in Kiel zu beheimaten. Das Max-Eder-Nachwuchsgruppen-Programm ist von großem Wert für alle Beteiligten – Patienten, Wissenschaftler und Klinikum“, so Prof. Schrappe.

Nach Studium und Promotion war der 35-jährige Dr. Denis Schewe als Assistenzarzt in der Kinderklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. Anschließend trat Dr. Schewe ein zweijähriges Postdoktoranden-Stipendium der Deutschen Krebshilfe in den USA an und kehrte nach Abschluss an das Dr. von Haunersche Kinderspital zurück. Für seine Arbeit im Rahmen des Max-Eder-Projekts wechselte er an die Allgemeine Pädiatrie des Universitätsklinikums Kiel.

Die Klinik für Allgemeine Pädiatrie des UKSH, Campus Kiel, beheimatet die derzeit in Europa umfassendste Studie zur Erforschung und Behandlung der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) bei Kindern und Jugendlichen. Neben der Untersuchung der Wirksamkeit des aktuellen Therapiekonzeptes für Patienten mit ALL misst Prof. Schrappe der Erforschung biologischer und genetischer Risikofaktoren einen hohen Stellenwert bei. Ein Team von Wissenschaftlern rund um Prof. Dr. Martin Stanulla arbeitet an der Frage, warum bestimmte Patienten trotz intensiver Chemotherapie eine molekular nachweisbare Resterkrankung behalten und dann ein sehr hohes Rückfallrisiko haben. „Die Arbeitsgruppe wird durch Dr. Denis Schewe und das Max-Eder-Nachwuchsgruppen-Programm optimal ergänzt“, so Prof. Schrappe.

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein