In der Kindertagespflege ist für verlässliche Vertretung gesorgt

Kieler Eltern kleiner Kinder haben bei der Betreuung die Wahlmöglichkeit: Kindertageseinrichtung oder Kindertagespflege. Was aber geschieht, wenn die Tagesmutter oder der Tagesvater krank wird? Jetzt gibt es ein Vertretungskonzept: Der Verein Pädiko, ein in der Kindertagespflege bewährter Träger, sorgt für Vertretungskräfte. Am 1. Juli startete Pädiko e.V. mit einem zunächst auf ein Jahr befristeten Modell im Auftrag der Landeshauptstadt Kiel, um ein Vertretungsmodell in der Kindertagespflege zu entwickeln, aufzubauen und in der Praxis zu erproben.

Ziel des Projektes ist es, möglichst unkompliziert eine verlässliche und qualitativ gute Betreuung anzubieten für Kinder, deren Tagespflegeperson erkrankt ist.

Vom Jahr 2013 an wird es für alle Kinder vom vollendeten ersten Lebensjahr an einen Rechtsanspruch auf Betreuung geben. Bis dahin sollen im Durchschnitt für 35 Prozent der unter Dreijährigen Betreuungsplätze entstanden sein. Rund ein Drittel der neuen Plätze wird bei Tagesmüttern oder Tagesvätern bereitstehen. Derzeit profitieren bereits etwa 600 Kieler Kinder unter drei Jahren vom Angebot der Kindertagespflege.

Qualifizierte Tagespflegepersonen (Tagesmütter und Tagesväter) betreuen bis zu fünf Kinder im eigenen Haushalt oder im Haushalt der Kindeseltern zu individuell vereinbarten Zeiten. Der überschaubare familiäre Rahmen der Tagespflegestelle und die Betreuung in einer kleinen Gruppe bieten Kleinkindern gute Entwicklungsmöglichkeiten. Sie haben eine konstante Bezugsperson, die ihnen Sicherheit und Stabilität vermittelt, auf ihre Bedürfnisse eingeht und sie altersgerecht fördert. Liebevoll gestaltete häusliche Räumlichkeiten sorgen für Geborgenheit und eine vertraute Atmosphäre.

Für viele Eltern ist außerdem entscheidend, dass eine Tagespflegeperson nicht an feste Öffnungszeiten gebunden ist. Sie kann, je nach eigenen Möglichkeiten, auch in den Abendstunden oder am Wochenende die Kinder betreuen.

Gerade der familiäre Rahmen und die Flexibilität der Tagespflegepersonen haben es den Eltern schwer gemacht, im Bedarfsfall schnell guten Ersatz zu finden. An diesem Problem arbeitet die städtische Vermittlungs- und Beratungsstelle Kinderbetreuung in Tagespflege schon seit einiger Zeit.

Bereits im April 2010 wurden drei Modelle einer Vertretungsregelung für die Tagesmütter und -väter als fester Bestandteil der neuen städtischen Richtlinie über die Förderung von Kindern in Tagespflege aufgenommen. Es kristallisierte sich schnell heraus, dass zwei Modelle sowohl von Tagespflegepersonen als auch von Eltern favorisiert wurden: die gegenseitige Vertretung der Tagespflegepersonen untereinander sowie die Trägerlösung.

Bei der gegenseitigen Vertretung organisieren die Tagespflegepersonen die Vertretungsbedarfe verbindlich in Abstimmung mit den Eltern. Dazu kooperieren regional vernetzte Kindertagespflegepersonen miteinander, um im Vertretungsfall weitere Kinder aufzunehmen.

Bei der Trägerlösung (Verlässliches trägerspezifisches Vertretungsangebot) wird die Betreuung im Vertretungsfall durch einen in der Tagespflege erfahrenen Träger gesichert. Die Ersatztagespflegeperson übernimmt im Auftrag des freien Trägers bei Bedarf und nach individueller Abstimmung die Ersatzbetreuung für die Kinder im eigenen Haushalt oder im Haushalt der zu vertretenden Tagespflegeperson.

Mit dem Modell der gegenseitigen Vertretung konnte bei einigen Tagespflegepersonen sofort begonnen werden. In vielen Fällen gab es jedoch keine ausreichenden Kontakte. Hier unterstützt die städtische Vermittlungs- und Beratungsstelle im Amt für Schule, Kinder und Jugendeinrichtungen mit regionalen Treffen die Tagesmütter und -väter in der weiteren Vernetzung und hilft, den Aufbau von Vertretungstandems und kleinen Vertretungsgruppen zu initiieren.

Im Juli 2011 wurde dann gemeinsam mit Pädiko die Trägerlösung umgesetzt. 29 freiberufliche Tagespflegepersonen mit insgesamt 113 Kindern sind zurzeit an diesem Projekt beteiligt.

Zunächst wurden vier Vertretungskräfte mit jeweils 25 Stunden pro Woche bei Pädiko eingestellt. Sie können Kinder, deren Tagespflegeperson erkrankt ist, entweder in eigenen Räumen oder in zentral gelegenen Pädiko-Räumlichkeiten betreuen.

Im Mittelpunkt des gesamten Vertretungskonzeptes stehen die unter Dreijährigen mit ihren besonderen Bedürfnissen. Der Aufbau sogenannter sicherer Bindungen ist für Kinder vor allem in dieser Altersgruppe enorm wichtig. Für sie bedeutet jede Vertretungssituation Unsicherheit und Umstellung. Die Unterbringung bei einer völlig fremden Betreuungsperson wäre für die meisten der kleinen Kinder eine erhebliche, zum Teil unerträgliche Belastung. Daher ist der sorgfältige Kontaktaufbau des Kindes zur Vertretungskraft besonders wichtig.

Die vier Vertretungskräfte von Pädiko sind seit dem Projektstart vornehmlich damit beschäftigt, Kontakte zu den Tagespflegepersonen und vor allem zu den Kindern aufzubauen. Ist dieser erste wesentliche Schritt getan, gilt es die Kontakte zu pflegen und bei Bedarf die Kinder zu betreuen. Ebenso wichtig ist eine gute Zusammenarbeit von Tagespflegepersonen, Eltern und Vertretungskraft.

Inzwischen ist bei den meisten Kindern und Tagespflegepersonen die Phase des Kontaktaufbaus abgeschlossen und es konnten bereits die ersten guten Erfahrungen in Vertretungssituationen gemacht werden.

Weitere Informationen zur Kindertagespflege in Kiel stehen unter www.kiel.de/kindertagespflege im Internet.

Vermittlungs- und Beratungsstelle „Kinderbetreuung in Tagespflege“:

Landeshauptstadt Kiel, Amt für Schule, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Sachbereich Kindertagespflege; Neues Rathaus Andreas-Gayk-Straße 31, 24103 Kiel, Eingang Ecke Stresemannplatz, Gebäudeteil B, 3. Stock; Telefon (0431) 901­3329; Sprechzeiten: Montag 10 bis 12 Uhr, Donnerstag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, sowie nach Vereinbarung.

 Arne Gloy
Landeshauptstadt Kiel
Amt für Kommunikation, Standortmarketing und Wirtschaftsfragen