Heidelberger Katechismus

Luthers Reformation als Weg in das freiheitliche Denken – Die Mündigkeit der Deutschen zwischen Reformationstag und Halloween

Der 31. Oktober wird in Deutschland als Reformationstag gefeiert, in Gedenken an die Reformation der Kirche durch Martin Luther. Doch Luthers Kritik am damaligen Reliquienwahn und Ablasshandel der Kirche führte nicht nur zur Gründung der evangelischen Kirche, der heute rund 600 Millionen Protestanten weltweit angehören. Der Beginn der Reformation war auch das Ende uneingeschränkter Macht der Autoritäten, denn die Menschen entdeckten ihre eigene Persönlichkeit und wurden mündiger gegenüber Staat und Kirche.Heidelberger Katechismus Mit seiner Übersetzung der Bibel legte Luther zudem den Grundstein für die Entstehung einer einheitlichen deutschen Sprache. „Martin Luther gilt in protestantisch geprägten Teilen des Landes als ein Volksheld, auch wenn im heutigen Wandel der Zeit viele Menschen den 31. Oktober eher mit Halloween als mit der Reformation in Verbindung bringen. Er trug zu den Entwicklungen unserer Gesellschaft ab dem 16. Jahrhundert einen erheblichen Teil bei“, sagt Björn Rudek, Geschäftsführer des Vereins Historic Highlights of Germany e.V. (HHoG). Zu den 13 Mitgliedsstädten, die allesamt über ein bedeutendes historisches Erbe verfügen, zählen wichtige Stationen im Leben und Wirken Martin Luthers. Der Verein hat daher eine „Themenroute“ auf den Spuren des Reformators durch Deutschland zusammengestellt.

Leben und Wirken in Erfurt

Geistige Heimat des jungen Luther war Erfurt, wo er 1505 die Magisterwürde an der Philosophischen Fakultät erlangte und anschließend als Mönch ins Augustinerkloster eintrat. Die um 1300 erbaute Klosteranlage beherbergt heute die informative Dauerausstellung BIBEL – KLOSTER – LUTHER, in deren Rahmen auch Luthers damalige Zelle besichtigt werden kann. Die klostereigene historische Bibliothek der Reformation verfügt über mehr als 60 000 Bücher. „Das Augustinerkloster zu Erfurt ist ein einmaliges Baudenkmal mittelalterlicher Ordensbaukunst und weltweit bekannt als bedeutende Lutherstätte“, erläutert Ulrike Uth von der Erfurt Tourismus & Marketing GmbH. Und in diesem seit 2004 offiziell anerkannten „nationalen Kulturdenkmal von besonderer kultureller Bedeutung“ können sogar Gäste übernachten: „Die ruhige und friedliche Atmosphäre in den einfach und hell möblierten Zimmern – weder mit TV, Radio noch Telefon ausgestattet – bietet Raum zum Abschalten“, so Uth.

Im Erfurter Dom wurde Luther 1507 zum Priester geweiht. „Auch als er Erfurt 1511 verlassen hatte, kam er immer wieder in die Stadt und predigte hier vor einer begeisterten Menge, zum Beispiel in der Michaeliskirche“, berichtet Uth. Das Lutherdenkmal, eine überlebensgroße, mit Informationen versehene Statue, befindet sich bereits seit 1889 am Anger neben der Kaufmannskirche im Zentrum Erfurts. Alljährlich am 10. November zum „Martinsfest“ auf dem Domplatz feiert Erfurt Luthers Geburtstag und gedenkt gleichzeitig des Heiligen Martin.

Luther als Wegweiser

Im Jahr 1518 kam Luther nach Heidelberg, wo er auf einer vom Papst veranlassten Disputation seine im Vorjahr veröffentlichten 95 Thesen sowie seine reformierte christliche Theologie vorstellte. Unter den Zuhörern befanden sich viele angehende Theologen, die später zu Reformatoren im südwestdeutschen Raum wurden. „Der Heidelberger Katechismus, geschrieben vom Heidelberger Universitätsprofessor Zacharias Ursinus, ist die am weitesten verbreitete Bekenntnisschrift der reformierten Kirche“, erläutert Steffen Schmid von der Heidelberg Marketing GmbH.

Bis zur endgültigen Veröffentlichung des Heidelberger Katechismus war es jedoch ein weiter Weg von der Einführung der Reformation in der Kurpfalz unter Friedrich II (1545/46), hin zur baldigen Unterdrückung dieser Initiative durch den Kaiser und schließlich dem Augsburger Religionsfrieden, welcher Friedrichs Nachfolger Ottheinrich 1556 erneut die Chance bot, die Reformation im Heidelberger Raum einzuführen. „An den Initiator der Reformation erinnert die Luthertafel auf dem Heidelberger Universitätsplatz, auf dem einst das Augustinerkloster stand. Die Luthereiche an der Peterskirche wurde 1883 zum 400. Geburtstag des Reformators gepflanzt“, berichtet Rudek und zeigt Stätten der Reformation in Heidelberg auf.

Verhör in Augsburg

Die Schlüsselereignisse der Reformation spielten sich in Augsburg ab: 1518 wurde Luther in den noch heute zu besichtigenden Fuggerhäusern im Auftrag des Papstes verhört und aufgefordert, seine Thesen zu widerrufen. Er weigerte sich und musste fliehen. Seine Lehre verbreitete sich unaufhaltsam, und bereits 1524 wurde in der Augsburger Barfüßerkirche die erste evangelische Predigt gehalten. 1530 wurde im Fronhof das „Augsburger Bekenntnis“ (Confessio Augustana) verlesen, Gründungsurkunde der Lutherischen Kirche und Basis des Glaubensbekenntnisses der Protestanten. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 schließlich vereinbarte die Gleichstellung der Konfessionen und legte damit den Grundstein für die heutige Religionsfreiheit. Im theologisch-historischen Museum „Lutherstiege“ in der Augsburger St. Anna-Kirche ist neben Originalen der Lutherschriften auch das berühmte Porträt des Reformators zu besichtigen, das Lucas Cranach d. Ä. malte.

Wer auf den Spuren des Reformators Martin Luther durch Deutschlands historische Städte tourt, sollte auch einen Abstecher nach Mainz unternehmen: Ohne den Buchdruck, den Johannes Gutenberg bereits Mitte des 15. Jahrhunderts in Mainz erfunden hat, hätten die Schriften der Reformation kaum eine solch schnelle Verbreitung erfahren. Im Mainzer Gutenberg-Museum kann daher auch die Lutherbibel besichtigt werden.

 

Aussender: Historic Highlights of Germany, Ansprechpartner: Björn Rudek
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