Brille, Buch & Handy: Hirntraining-App gegen Alterssicht (Foto: Flickr/Cumming)

App korrigiert Alterssichtigkeit – Training von Schärfe- und Kontrastsehen des Gehirns

 

Berkeley/St. Pölten (pte/10.10.2011/13:35) Unser Gehirn kann darauf geschult werden, die als „Alterssicht“ bekannte nachlassende Elastizität der Augenlinse zumindest teilweise auszugleichen. Ein entsprechendes Training bietet die iPhone-App „GlassesOff“ http://glassesoff.com , die Berkeley-Forscher kürzlich auf dem Treffen der Entertainment Software and Cognitive Neurotherapeutics Society http://escons.org präsentiert haben. Augenärzte bestätigen gegenüber pressetext die Wirksamkeit einer derartigen Methode, bremsen aber zugleich überzogene Erwartungen.Brille, Buch & Handy: Hirntraining-App gegen Alterssicht (Foto: Flickr/Cumming) Verjüngung der Nahsicht

Ausgenutzt wird bei der Anwendung die Fähigkeit des Gehirns, verschwommene Bilder im Sehzentrum nachträglich zu schärfen, ähnlich wie dies viele Digitalkameras bereits können. Nutzer müssen dazu in wechselnden Bildern unscharfe Muster finden und reagieren, sobald diese in vorbestimmten Zonen auftreten. Je besser dies im Verlauf des Trainings gelingt, desto feinere und raschere Bestimmung verlangt die Software vom Anwender.

In Tests mit Versuchspersonen zeigte sich bei mehreren Monaten Training eine Besserung der Kontrastempfindlichkeit und Bildverarbeitung, die laut dem GlassesOff-Anbieter einer Senkung des Augenalters von 50 auf 42 Jahren entspricht. Wenn auch die Augen selbst nicht leistungsfähiger wurden, beschleunigte sich somit das Lesen von Kleingedrucktem um mehr als vier Sekunden pro Satz, wodurch die Probanden eine Seite der „New York Times“ in durchschnittlich 6,7 statt zwölf Minuten schafften.

Gehirn trainierbar, Auge nicht

Dass derartiges Training im Prinzip durchaus funktionieren kann, sagt Peter Gorka, Sprecher der niedergelassenen Augenärzte der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft http://www.augen.at , im pressetext-Interview. „Jedes Auge wird ab 40, 50 Jahren weniger elastisch und mit 90 brauchen 97 Prozent eine Brille. Während der Augmuskel durch die normale Scharfstellung ohnehin trainiert ist und zusätzliche Übung die schwindende Elastizität nicht bessert, kann man die Verarbeitung im Gehirn optimieren.“

Ein ähnliches Training durchläuft das Gehirn allerdings auch, wenn die Augen unscharfe Bilder bei schwachem Kontrast ohne Brille sehen. Ob die App ihren Preis – 95 Dollar für drei Monate 15-Minuten-Training dreimal die Woche – auch wert ist, muss jeder selbst entscheiden, so der St. Pöltener Augenarzt. „Zu erwarten ist bloß ein sehr beschränkter Effekt. Während man bei einer erst beginnenden Alterssicht durch derartiges Training die nötige Lesebrille durchaus um Monate bis Jahre hinausschieben kann, vermag die App sicher keine Brille nachträglich wegzuzaubern.“

Brille, Laser und Kunstlinse

Mittlerweile gibt es mehrere Möglichkeiten, gegen die im Alter schwindende Nahsicht anzukämpfen. „Erste Wahl ist stets die Nah- oder Gleitsichtbrille sowie die Gleitsichtlinse für langjährige Kontaktlinsen-Träger. Laser-Operationen leisten noch keinen Brillenersatz, doch könnten neue Lasermethoden schon 2012 deutliche Besserungen bringen“, erklärt Gorka. Entsprechende Ansätze haben Hannoveraner Forscher im Vorjahr präsentiert (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20100304023 ). Erste positive Erfahrungen gibt es auch für das Einpflanzen einer multifokalen Kunstlinse, die allerdings nur bei bestimmten anatomischen Merkmalen des Auges möglich ist.

 

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