Düsseldorf, Bergisch Gladbach (pts/20.09.2011/14:15) Der chinesische Automobilmarkt bleibt für die europäische Zulieferindustrie attraktiv und unwägbar zugleich. Sie wird dort ihre Produktionskapazitäten in den nächsten Jahren nochmals spürbar ausweiten. Dies geschieht ungeachtet der Erwartung, dass die Marktdynamik allmählich abnehmen und der Wettbewerbsdruck spürbar zunehmen wird. Die europäischen Zulieferer wollen auf eine Offensivstrategie setzen und verstärkt chinesische OEMs als Abnehmer für sich gewinnen. Dazu müssen sie ihre Innovationsführerschaft marktgerecht ausbauen sowie erhebliche Barrieren – politischer wie rechtlicher Art – bewältigen. Zu diesen Einschätzungen kommen die Unternehmensberatung Management Engineers und das Center of Automotive Management auf Grundlage einer gemeinsamen Umfrage unter 400 Top-Entscheidern der europäischen Automobilzulieferindustrie.
Im Einzelnen werden die Aktivitäten der nächsten Jahre insbesondere durch fünf Entwicklungslinien geprägt sein:
Expansion in China geht weiter
Die europäischen Zulieferer treiben ihre Expansion im Reich der Mitte konsequent voran – und dies, obwohl sie dort mehrheitlich ein Abflachen der zuletzt steilen Wachstumskurve erwarten. Zwei Drittel der Unternehmen geben an, ihre Produktionskapazitäten vor Ort in den nächsten fünf Jahren um mindestens 30 % aufstocken zu wollen. Diese Pläne sind nicht zuletzt durch die Vorgaben der in China investierenden europäischen OEMs motiviert. Denn diese erwarten von ihren Zulieferern ein begleitendes Engagement – so sagen es über 95 % der Befragten.
Die aufstrebende Konkurrenz verschärft den Wettbewerb
Fast ebenso viel sehen sich im gleichen Zuge einem zusätzlichen Kostendruck ausgesetzt. Denn die europäischen OEMs vor Ort binden schon jetzt zunehmend lokale, chinesische Zulieferer in die Wertschöpfungskette ein. Das tangiert nicht zuletzt die Erlössituation, die sich – auch aufgrund steigender Lohnkosten – verschlechtern wird. Diese Einschätzung teilen die Befragten fast unisono.
Innovationsführerschaft sichert das Überleben
Die europäischen Zulieferer müssen in die Offensive gehen, um ihre Aktivitäten in China langfristig abzusichern. Der Markt fordert vor allem Innovationen, die auf die Verschlankung und Standardisierung von Produkten und Prozessen abzielen. Denn dies erhöht die Chancen auf die Realisierung großer Volumina. Die damit verbundenen Skaleneffekte sind angesichts steigender Kosten und sinkender Margen unverzichtbar. Innovationen sollen dabei verstärkt marktnah in China generiert werden. Über 80 % der europäischen Zulieferer wollen dort in fünf Jahren mit F+E-Abteilungen präsent sein. Heute sind es lediglich 57 %.
Ziel ist die Eroberung chinesischer Abnehmer
Vor allem das Geschäft mit den chinesischen OEMs soll in den nächsten fünf Jahren kräftig wachsen – 87 % der befragten europäischen Zulieferer äußern diese Erwartung. Sie bauen dabei vor allem auf ihr Technologie-Know-how, auf das die Hersteller aus der Volksrepublik künftig mehr denn je angewiesen sein sollen. Flankiert wird dieser Vorsprung von Wissen und Können durch eine verstärkte Kundenbindung über After-Sales- und Serviceaktivitäten. Fast 70 % der Zulieferer planen, damit in fünf Jahren vor Ort zu sein. Derzeit sind es nur 46 %.
Fremdbestimmt beim Handeln – ungeschützt beim Wissen
Die Erschließung chinesischer Abnehmer wird fast zwangsläufig über das Eingehen von Joint Ventures und anderen Formen der Kooperation erfolgen müssen. Auch wenn solche Zusammenschlüsse nach eigener Einschätzung mehr Risiken als Chancen bieten, sehen die Zulieferer keine Alternative dazu. Befürchtet wird vor allem ein Know-how-Abfluss (98 % der Befragten) sowie eine Einschränkung des unternehmerischen Entscheidungsspielraums (85 %). Dies gilt umso mehr, als der Exit aus einer einmal eingegangenen Kooperation nur schwer möglich ist (83 %). Die europäischen Entscheider haben dabei häufig keine klare Vorstellung davon, wie sie ihre Interessen politisch und rechtlich wirkungsvoll wahrnehmen können.
Jeder dieser fünf Entwicklungslinien ist Herausforderung und Chance zugleich. Um sie in einen Markterfolg umzumünzen, bedarf es für die europäischen Automobilzulieferer einer proaktiven, vorausschauenden Strategie.
Hierzu Richard Viereckl, Partner und Leiter Automotive bei Management Engineers: „Diese Strategie muss Produkt- und Prozessinnovationen sowie neue Formen der Kooperationen rechtlicher Interessen umfassen. In diesem Zuge gilt es, China als ‚Brutkasten‘ der modernen Mobilität zu nutzen – ein Markt, in dem das Prinzip ‚Simplify your Drive‘ noch wichtiger ist als die Vervollkommnung technischer Features.“
Prof. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, betont: „Mobilität in China findet längst nicht nur auf vier Rädern statt. Europäische Zulieferer sollten viel stärker als bislang auf den Zweiradmarkt blicken. Denn neben immer neuen Formen von Microcars sind es vor allem E-Roller und E-Räder, die in den chinesischen Städten auch die Mobilität der Zukunft prägen. Unsere Zulieferer tun gut daran, in diesen Bereichen ganz vorn mit dabei zu sein.“
Über Management Engineers
Management Engineers [ME] arbeiten als Strategie- und Prozessberater für namhafte Unternehmen – von global ausgerichteten mittelständischen Firmen bis zu weltweit führenden Konzernen. Seit ihrer Gründung im Jahr 1978 haben sich ME zu einer der größten Managementberatungen in deutscher Hand entwickelt. ME sind vor Ort präsent – mit Büros in Europa, Nord- und Südamerika und Asien. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.ManagementEngineers.com .
Über das Center of Automotive Management
Das Center of Automotive Management (CAM) unter der Leitung von Professor Dr. Stefan Bratzel versteht sich als professioneller Partner für zielgerichtete empirische Forschung für die Automobilbranche. Das Auto-Institut unterstützt seine Kunden auf Basis umfangreicher Automobil-Datenbanken und eines fundierten Branchen-Know-hows und erarbeitet individuelle Marktforschungskonzepte und praxisorientierte Lösungen für seine Kunden. Weitere Informationen finden Sie unter http://www.auto-institut.de .
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