Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) rechnen trotz doppelter Abiturjahrgänge und der Aussetzung der Wehrpflicht in diesem Jahr mit einer aus Sicht der Jugendlichen weiter deutlich verbesserten Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Dies erklären Bundesbildungsministerin Annette Schavan und BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser auf einer gemeinsamen Pressekonferenz zum Auftakt des 6. BIBB-Berufsbildungskongresses am Montag in Berlin. BIBB-Präsident Esser: „Den Beratungs- und Vermittlungsdiensten wurden bis Ende August rund 50.000 betriebliche Ausbildungsstellen mehr gemeldet als im Vorjahreszeitraum. Die positiven Signale lassen uns auf eine deutliche Steigerung der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge hoffen.“ Schavan und Esser gehen übereinstimmend davon aus, dass auch die Zahl der Jugendlichen, die sich in diesem Jahr vergeblich um einen Ausbildungsplatz bemühen, deutlich sinken wird. Ein „Wermutstropfen“ in der zu erwartenden „guten Bilanz“ blieben aber die wachsenden Rekrutierungsprobleme der Betriebe, die sich voraussichtlich in einer deutlichen Steigerung der Zahl der Ausbildungsstellen niederschlagen werde, die die Betriebe nicht besetzen können.
„So günstig wie jetzt war die Lage für junge Leute auf dem Ausbildungsmarkt lange nicht mehr“, sagte Schavan. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt in Deutschland mit 9,5 Prozent weit unter dem EU-Durchschnitt. „Das deutsche duale Ausbildungssystem übernimmt zunehmend eine Vorbildfunktion in Europa“, betonte die Ministerin. „Nun geht es darum, alle Potenziale zu erschließen und neue Zielgruppen für die berufliche Bildung zu gewinnen“. Dies geschehe zum einen durch die präventive Bildungsketten-Initiative, bei der Schülerinnen und Schüler bereits ab der 7. Klasse individuell bis in die Ausbildung hinein gefördert werden. „Zum anderen gilt: Wir werden die Attraktivität des dualen Systems im Wettbewerb mit anderen Bildungsbereichen erhöhen“, erklärte Schavan. Dies werde künftig auch durch den Europäischen Qualifikationsrahmen geschehen, der für ganz Europa festlegt, welche Abschlüsse welchen Wert haben. „In den Zeugnissen wird dann klar sein, dass eine anspruchsv! olle dreijährige Berufsausbildung auf der gleichen Stufe steht wie die Gymnasialausbildung. Dann ist Schwarz auf Weiß festgehalten, dass ein Abschluss als Mechatroniker genau so viel wert ist wie das Abitur“, so Schavan.
Für BIBB-Präsident Esser ist es darüber hinaus eine der wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre, das Aus- und Weiterbildungssystem in Deutschland „zukunftsfest zu machen“. „Die berufliche Bildung muss sich weiter entwickeln und auf seine vielfältigen Stärken setzen. Eines der vorrangigsten Ziele ist es, der beruflichen Bildung zu mehr Gleichwertigkeit, Anerkennung und Durchlässigkeit zu verhelfen“, betonte Esser. „Letztlich müssen wir allen Jugendlichen den Weg bis zu ihrer individuell höchstmöglichen Qualifikationsstufe ebnen.“ Esser verwies in diesem Zusammenhang auf die zunehmende „Entsäulung“ im Bildungssystem, die zu mehr Durchlässigkeit zwischen Schule, Berufsbildung und Hochschule führen werde.
Rund 1.200 Expertinnen und Experten der beruflichen Bildung treffen sich am 19. und 20. September aus Anlass des 6. BIBB-Berufsbildungskongresses in Berlin. Unter dem Motto „Kompetenzen entwickeln – Chancen eröffnen“ diskutieren sie aktuelle Fragestellungen und Perspektiven der beruflichen Bildung aus nationalem und internationalem Blickwinkel.
Die Ergebnisse des Kongresses werden demnächst im Internetangebot des BIBB unter http://www.bibb.de/berufsbildungskongress dokumentiert.
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung