Krebsforschungspreis 2011 für Kieler Forscherin am UKSH Ärztevereinigung vergibt Förderpreis für tierversuchsfreie Krebsforschung

Die Kieler Forscherin Dr. Maret Bauer, Oberärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel, wurde mit dem Wissenschaftspreis für tierversuchsfreie Krebsforschung 2011 ausgezeichnet. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche vergibt in diesem Jahr zwei mit jeweils 10.000 Euro dotierte Wissenschaftspreise für die tierversuchsfreie Krebsforschung. Prämiert wurde Dr. Bauer für ihr dreidimensionales Zellkulturmodell, das die Erforschung des Brustkrebses ohne Tierversuche oder den Einsatz tierischer Materialien ermöglicht. Im Rahmen ihres Forschungsprojektes untersucht Dr. Bauer den Einfluss des Bindegewebes im Zellzwischenraum, den so genannten Stromafibroblasten, auf die Ausbreitung von Brustkrebs. Die Stomafibroblasten gehören zu dem gesunden Gewebe, das die Brustkrebszellen umgibt und in das der Brustkrebs bei Fortschreiten der Erkrankung hineinwächst. Sie ändern ihre Eigenschaften durch den Kontakt mit den Tumorzellen und können dann das Wachstums des Tumors und somit auch seine Metastasierung fördern. Durch genauere Charakterisierung der Interaktionen zwischen Brustkrebszellen und Fibroblasten könnten Strategien entwickelt werden, das Stroma zu „normalisieren“, so dass es eine Barriere gegen Tumorwachstum und Metastasierung darstellt. Dieses wäre ein innovativer Ansatz in der Therapie der Brustkrebserkrankung.

„Unsere Forschungsarbeiten werden ausschließlich an einem dreidimensionalen Zellkulturmodell durchgeführt. Es funktioniert ohne Tierversuche und ohne den Einsatz tierischer Materialien“, sagt Dr. Bauer. Tumorzellen und Fibroblasten werden aus den Operationspräparaten der Brustkrebspatientinnen (nach vorheriger Einverständniserklärung der Patientinnen) isoliert und anschließend in einer dreidimensionalen Matrix kultiviert. Jetzt können die Interaktionen zwischen den Krebszellen und den Stromazellen genauer untersucht und auch gezielt manipuliert werden. „Das Wachstumsverhalten der Zellen in der 3D-Kultur zeigt eine große Ähnlichkeit mit dem Wachstum in der menschlichen Brust, so dass es uns quasi gelungen ist, die menschliche Brustdrüse in einem einfachen 3D-Zellkulturmodell abzubilden“, erklärt Dr. Bauer.

„Es freut uns, Wissenschaftler zu fördern, deren Forschungsarbeiten auf den Menschen bezogene tumorspezifische Untersuchungen ermöglichen und die ohne jedes Tierleid auskommen“, sagt Dr. Corina Gericke von der Ärztevereinigung. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche e. V. setzt sich für eine tierversuchsfreie Medizin ein, bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten im Vordergrund stehen. Die Vereinigung von mehreren Hundert Ärzten, Tierärzten sowie im medizinischen Bereich tätigen Naturwissenschaftlern und Psychologen besteht seit 1979. Die Förderung tierversuchsfreier Krebsforschung wurde durch eine zweckgebundene Erbschaft ermöglicht. Kriterium für die Förderwürdigkeit eines Projektes ist die Forschung gänzlich ohne die Verwendung von Tieren oder tierischem Material. Der Preis wurde im Jahr 2006 erstmals vergeben.

 

 Oliver Grieve, UKSH Kiel