„Die Travemünder Woche ist Gold wert“

TRAVEMÜNDE. Das Wetter zeigte sich zwar noch alles andere als in Bestform, doch kräftige Regenschauer und stürmische Böen konnten Segler und Feierlaunige zum Auftakt der 122. Travemünder Woche nicht schrecken. Mit dem traditionellen „Heißt Flagge!“ eröffnete Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe am Freitag (22. Juli) um 18 Uhr das Segel- und Festivalevent. Und Landesfinanzminister Rainer Wiegard war sich trotz der Wetterunbill sicher: „Die Travemünder Woche wird auch dieses Jahr ein Sommer-Highlight in Schleswig-Holstein werden.“ Vom Achterdeck der „Lisa von Lübeck“, dem Nachbau eines dreimastigen Hanseschiffes vom Typ Kraweel, ließen Saxe, Wiegard und der neue Vorsitzende des Lübecker Yacht-Clubs (LYC), Dierk Faust, 500 Ballons in den drei Vereinsfarben rot, weiß und schwarz in den Himmel steigen. Rund 300 Ehrengäste vor und im LYC sowie zahlreiche wetterfeste Besucher an der Travepromenade trotzten den Launen der Natur. Zur feierlichen Eröffnung sprachen Pascal Hattich und Heino Haase den sportlichen Eid der Travemünder Woche. Sie präsentierten eindrucksvoll die ganze Bandbreite der schönsten Regatta der Welt. Der 15-jährige Hattich wird als Teilnehmer der Jugend-Europameisterschaft der Europe-Jollen seine bisher größte sportliche Herausforderung auf seinem Heimatrevier erleben. Heino Haase ist mit seinen 73 Jahren bereits ein gewiefter Regattafuchs und ist beim Gold-Cup der Folkeboote zur TW nicht nur selbst mit am Start, sondern hält auch die Organisationsfäden für die inoffizielle Weltmeisterschaft dieser Dreimann-Kielboot-Klasse in der Hand.

Auch wenn der Sommer an der westlichen Ostsee derzeit eine Pause einlegt, so bleibt die Travemünder Woche doch ein Anziehungsmagnet für Besucher und Segler aus aller Welt. 1.542 Athleten aus 24 Nationen, darunter aus ganz Europa, Australien, Neuseeland, Oman, Südafrika, Kanada und den USA haben in 775 Booten für die 26 Disziplinen gemeldet. Dazu werden entlang der Festivalmeile an der Travemündung und der Strandallee rund eine Million Besucher zu den Konzerten und zahlreichen Programmpunkten für alle Altersklassen erwartet. „Die Travemünder Woche zieht Jung und Alt gleichermaßen an“, sagte Wiegard in seinem Grußwort. „Darüber hinaus ist sie ein Magnet für Touristen aus dem In- und Ausland.“ Damit sei die TW für die schleswig-holsteinische Tourismuswirtschaft Gold wert, so der Minister. Auch nach Überzeugung von Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, ist die schönste Segelregatta der Welt eine „Veranstaltung mit weltweitem Ansehen“. Der Schirmherr der Travemünder Woche konnte zwar nicht selbst an der Eröffnungsfeier teilnehmen, wünschte aber allen Seglern und Gästen viel Erfolg und immer einer Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Das werden vor allem die Teilnehmer an den vier Welt- und fünf Europameisterschaften sehr willkommen heißen, die einmal mehr „den hohen Stellenwert der Travemünder Woche“ dokumentierten, wie Dierk Faust betonte. Der neue LYC-Vorsitzende freute sich auf „hochklassigen Spitzensport“ und eine Festivalmeile, die „musikalisch und kulinarisch für jeden Geschmack etwas“ biete. Dazu gehören unter anderen die Band The Rubettes (feat. Bill Hurd) mit ihrer millionenfach verkauften Erstlings-Single „Sugar Baby Love“ am Sonnabendabend ab 19.30 Uhr auf der Festivalbühne im Brügmanngarten und einen Tag später eine Stunde früher an gleicher Stelle die deutsche Country-Legende Gunter Gabriel.

Am Sonnabend (23. Juli) geht es bereits mitten hinein in die Titelkämpfe. Wenn es der kräftig vorhergesagte Wind zulässt, werden die Teilnehmer die ersten Wettfahrten zur marinepool J/22-Europameisterschaft absolvieren. Sie werden auch die erste Klasse sein, die ihre internationale Meisterschaft zur TW beendet. Wenn die 26 gemeldeten Crews ihre Kielboote am Dienstag (26. Juli) bereits wieder verpacken, stecken die anderen Meisterschaftsklassen noch mitten in ihren am Vortag beginnenden Titelkämpfen. Die 60 Folkeboote ermitteln beim Gold-Cup ebenso bis zum Freitag (29. Juli) ihre weltweit Besten wie die International Canoe mit 40 Teilnehmern und die Laser II (22). Gar bis zum Sonntag (31. Juli) kosten die 41 Mannschaften im 49er ihren Wettbewerb aus. Immerhin geht es für die Unter-23-Jährigen um einen Premieren-Titel. Denn erstmals wurde für die olympische Bootsklasse eine Junioren-WM ausgeschrieben.

Geballte jugendliche Kraft gibt es auf der Bahn Foxtrott, auf der bis zum Freitag 92 junge Männer und 75 junge Frauen in der Europe um die Titel der Jugend-Europameister segeln. EM-Ehren werden zudem am Freitag bei den Javelin (16 Crews) und in der spektakulären Moth-Klasse vergeben. Die 38 Artisten der „Motten“ dürften dabei die Blicke auf sich ziehen, denn durch ihre Unterwasserflügel schweben sie mit den Rümpfen über dem Wasser. Von besonderem Interesse ist auch der Auftritt der 29erXX bei ihrer bis Sonnabend (30. Juli) dauernden EM. Zwar ist der Kreis mit sieben Mannschaften aus fünf Nationen sehr klein, die Klasse hofft aber auf einen Aufschwung, denn 2016 will sie bei Olympia den Frauen-Skiff stellen.

Auf insgesamt zehn Bahnen in der Lübecker Bucht wurden die Disziplinen verteilt. Hinzu kommt die Segelarena Trave, auf der der oberste Regattaleiter Walter Mielke jeweils nachmittags gegen 17 Uhr spektakuläre Klassen zu drei knackigen Kurzrennen bittet. Die Show findet jeden Tag (bis auf den letzten) unmittelbar vor den Augen des Publikums auf einem Kurs entlang der Travepromenade statt. Mit mehr als 300 einzelnen Wettfahrten steht der Hauptveranstalter Lübecker Yacht-Club mit dem Norddeutschen Regatta Verein und dem Hamburger Segelclub vor einer Mammutaufgabe. Der erste Startschuss fällt am Sonnabend (23. Juli) um 10 Uhr vor der Nordermole. Er schickt die seegehenden Yachten auf die Mittelstrecke nach Grömitz.

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