Schulen und Polizei gemeinsam gegen Gewalt – grundlegend überarbeitete Handreichung der Polizei „Herausforderung Gewalt“ stellt erfolgreiche Maßnahmen zur Gewaltprävention an Schulen vor
Stuttgart – Formen schwerer Gewalt sind an Schulen zwar eher selten, Mobbing und Beleidigungen dagegen alltäglich. Doch gerade bei diesen vermeintlich kleineren Vorfällen gilt es anzusetzen, um einer möglichen Gewaltentwicklung früh und effektiv vorzubeugen. Die Handreichung „Herausforderung Gewalt“ der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes unterstützt Lehr- und pädagogische Fachkräfte bei dieser Aufgabe. Sie bietet umfassende Informationen zur Gewaltprävention nach dem Gewaltpräventionsprogramm des Psychologen Dan Olweus sowie konkrete Handlungsempfehlungen für die schulische Praxis. Die Schirmherrschaft hat die Bundesministerin für Bildung und Forschung Prof. Dr. Annette Schavan übernommen. Im Zehn-Jahres-Vergleich ist die Zahl der registrierten Gewaltdelikte laut Polizeilicher Kriminalstatistik erheblich gestiegen. Erst in den vergangenen zwei Jahren sind leichte Rückgänge zu verzeichnen. Die Zahlen sind allerdings immer noch sehr hoch. Überproportional oft sind dabei Jugendliche Täter, aber auch Opfer. Hier wächst den Schulen eine wichtige erzieherische Aufgabe zu. „Schulen vermitteln nicht nur Wissen, sondern auch Modelle des gewaltfreien und wertschätzenden Miteinanders. Die Handreichung 0Herausforderung Gewalt` bietet hierfür wertvolle Hinweise, weshalb ich sie gerne mit meiner Schirmherrschaft unterstütze“, erklärt die Bundesministerin für Bildung und Forschung Prof. Dr. Annette Schavan.
„Auffällig aggressive Schüler tragen ein hohes Risiko, dass sich ihr Verhalten verfestigt und sie auf Dauer in die Kriminalität abgleiten. Die Opfer werden vielfach zu den Gewalttätern von morgen, weil sie Gewalt als probate Form der Konfliktlösung kennen lernen, wenn sie von ihrem Umfeld nicht unterstützt und den Gewalttätern frühzeitig Grenzen aufgezeigt werden“, erklärt Boris Rhein, Vorsitzender der Innenministerkonferenz und Innenminister des Landes Hessen. „Gewalt in der Familie, prügelnde Eltern, verbaute Chancen auf Grund schlechter Bildung oder sozialer Benachteiligung erhöhen das Risiko der Entstehung von Jugendgewalt drastisch. Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss der Medien. Deshalb ist es enorm wichtig, den Kreislauf der Gewalt so frühzeitig wie möglich zu durchbrechen“, betont Prof. Dr. Wolf Hammann, Vorsitzender der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes und Landespolizeipräsident von Baden-Württemberg.
„Die Forschung zeigt klar, dass wirksame Eindämmung von Gewalt immer dann funktioniert, wenn Prävention kontinuierlich betrieben wird und viele 0an einem Strang` ziehen. Man spricht von Mehr-Ebenen-Konzepten – das koordinierte Zusammenwirken von Lehrern, Schülern und Eltern, gemeinsam mit wichtigen sozialen Akteuren und der Polizei“, erklärt Prof. Dr. Britta Bannenberg, Professorin für Kriminologie in Giessen und Verfasserin der Handreichung. „Gewalt darf nicht hingenommen und als Form von Konfliktlösung akzeptiert werden. Vielmehr soll eine schulische Umgebung geschaffen werden, die auf der einen Seite von Wärme und Anteilnahme gekennzeichnet ist, auf der anderen Seite aber feste Grenzen gegen inakzeptable Verhaltensweisen setzt.“ Dabei gilt es, diese gewaltpräventiven Maßnahmen dauerhaft in den Schulalltag einzubetten.
Die Handreichung, die bereits 1997 zum ersten Mal erschienen ist, wurde grundlegend überarbeitet. Sie ist Teil des polizeilichen Gewaltpräventionsprogramms, das unter anderem die Broschüre „Wege aus der Gewalt – so schützen Sie Ihr Kind“ für Eltern sowie das Medienpaket „Abseits?!“ mit sechs Kurzepisoden aus dem Schullalltag für die Arbeit mit Schülern umfasst. Interessenten können die Handreichung bei allen Landeskriminalämtern bestellen oder im Internet herunterladen unter: www.polizei-beratung.de/herausforderung-gewalt. Sie wird darüber hinaus auf dem Deutschen Präventionstag am 30. und 31. Mai 2011 in Oldenburg der Öffentlichkeit vorgestellt.
Profil Programm Polizeiliche Kriminalprävention
Das Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) verfolgt das Ziel, die Bevölkerung, Multiplikatoren, Medien und andere Präventionsträger über Erscheinungsformen der Kriminalität und Möglichkeiten zu deren Verhinderung aufzuklären. Dies geschieht unter anderem durch kriminalpräventive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und durch die Entwicklung und Herausgabe von Medien, Maßnahmen und Konzepten, welche die örtlichen Polizeidienststellen in ihrer Präventionsarbeit unterstützen.
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung