Stadtwerke in Kiel und Neumünster wollen bei Fernwärme kooperieren…

Kiel/Neumünster, 10. Mai 2011

Die Stadtwerke in Kiel und Neumünster wollen zukünftig enger zusammenarbeiten und planen ein gemeinsames Projekt im Bereich der Fernwärmeerzeugung. Die Oberbürgermeister der beiden Städte, Torsten Albig (Kiel) und Dr. Olaf Tauras (Neumünster) begrüßen dieses interkommunale Projekt, das den Aufsichträten der jeweiligen Stadtwerke jetzt vorgestellt wurde. Die Ausgangslage, so die beiden Oberbürgermeister übereinstimmend, rufe geradezu nach einer solchen Kooperation: Das Gemeinschaftskraftwerk (GKK) in Kiel, das mit einer Wärmelieferung von 730 GWh pro Jahr die Grundlast sicherstellt, hat 2015 das Ende seiner Nutzungsdauer erreicht. Derzeit laufen die Planungen in Richtung eines GuD-Kraftwerks (Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk) als Grundlastträger, ergänzt um dezentrale Blockheizkraftwerke und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Im Klartext bedeutet das: Die Entscheidung für eine GuD-Anlage muss zeitnah getroffen werden, sonst können Planung und Bau nicht bis 2015 realisiert werden.

Die Stadtwerke Neumünster (SWN) verfügen zurzeit über Erzeugungskapazitäten, die um rund 680 GWh pro Jahr über den eigenen Bedarf hinausgehen. Im Sommer kann zum Teil die von der Thermischen-Ersatzbrennstoff-Verwertungsanlage im SWN-Heizkraftwerk erzeugte Wärme nicht in das Neumünsteraner Fernwärmenetz eingespeist werden

„Unsere Idee ist es, die Fernwärmenetze in Kiel und Neumünster über eine Wärmeleitung über Heizwasser zu verbinden und dann zunächst Fernwärme von Neumünster für die Kieler Kunden zuzuliefern“, so die beiden Oberbürgermeister.

„Neumünster sichert damit eine optimierte Auslastung seines Heizkraftwerkes sowie Arbeitsplätze vor Ort und schafft mit der Wärmeleitung einen Transportweg, der eine grundlegende Voraussetzung ist für eine ökologische Wärmeerzeugung aus dezentralen Einheiten für Neumünster und die Region“, so Tauras.

„Kiel könnte damit auf eine Lebensdauerverlängerung seines Kohlekraftwerks verzichten. Das hat handfeste wirtschaftliche Vorteile, reduziert den CO2-Ausstoß in der gesamten Region Neumünster/Kiel ganz erheblich und ist also auch unter ökologischen Gesichtspunkten eine kluge Entscheidung“, fasste Albig die Vorteile zusammen. Darüber hinaus könnten bei einer Vernetzung beider Stadtwerke ihre Spitzenlast- und Reservekapazitäten ausgleichen und die Wärmeerzeugung langfristig optimieren – gleiches gilt auch für das Brennstoffmanagement. „Denn eines ist klar: Eine solche Wärmeleitung ist keine Einbahnstraße, die Fließrichtung kann je nach Bedarf auch umgekehrt werden“, so Albig weiter.

Voraussetzung für diesen Wärmeaustausch ist der Bau einer etwa 40 Kilometer langen Transportleitung. Hierzu haben die Ergebnisse eines Vorprojekts die Planungen konkreter werden lassen: Die technische Machbarkeit ist nach einer ersten Prüfung gegeben. Weitere Untersuchungen, besonders Trassenplanung und hydraulische Einbindung in die jeweiligen Fernwärmenetze, sollen nach dem Willen der Verwaltungsspitzen jetzt schnell erfolgen.

Beide Oberbürgermeister sehen aber noch weitere Perspektiven im gemeinsamen Projekt: „Wenn man das weiterdenkt, so ist auch der Bau eines gemeinsamen GuD-Kraftwerks nach 2025 eine Option, wobei der Standort dann nicht mehr von primärer Bedeutung ist. Wir können außerdem entlang der Trasse regenerative Erzeugungsanlagen einbinden, und wir können die Kommunen entlang der Trasse an die Fernwärmeversorgung anschließen“, so Tauras. „Unser langfristiges Ziel ist es, ein virtuelles Kraftwerk zu etablieren, eine Zusammenschaltung vieler kleiner und mittlerer Anlagen zu einem großen, die Versorgung sichernden Verbund.“

„Die Nutzung von aktuellen Überkapazitäten in Neumünster für die Wärmeversorgung in Kiel lässt uns ausreichend Zeit, ein gemeinsames Fernwärmekonzept in allen Facetten und unter Berücksichtigung von Preisstabilität, Versorgungssicherheit und Ökologie zu durchdenken“, fasste Albig zusammen.

Die nächsten konkreten Schritte sind bereits beschlossen: Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sollen bis Ende des Jahres eine Kostenaufstellung und ein Zeitplan für Genehmigung und Umsetzung des Projekts entwickelt werden. Dann würden auch konkrete Planungen der Öffentlichkeit vorgestellt, so Albig und Tauras übereinstimmend.

Gemeinsame Pressemitteilung der Landeshauptstadt Kiel und der Stadt Neumünster