Leider gelingt es Betrügern allerorts immer wieder, vor allem ältere Menschen dazu zu bringen, ihnen vertrauensvoll hohe Bargeldbeträge auszuhändigen. Die Täter gaukeln den Geschädigten am Telefon vor, mit ihnen verwandt zu sein und schaffen es durch geschickte und souveräne Gesprächsführung, den Opfern persönliche Daten zu entlocken. Diese Taktik führt so weit, dass die Betroffenen tatsächlich glauben, einen Enkel am Apparat zu haben, der sich in einer finanziellen Notlage befindet und den sie bereit sind, im Rahmen ihrer Mittel zu unterstützen. „Woher haben die Verbrecher bloß meinen Namen und meine Telefonnummer?“, fragen sich die Geschädigten immer wieder. Die Antwort ist recht simpel. Gezielt durchforsten die Straftäter per Computer Telefondatenbestände aus ganz Deutschland nach Vornamen, die zu einer älteren Generation passen. Kommt dann noch eine Telefonnummer hinzu, bei der an der Anzahl der Ziffern oder ihrer Reihenfolge erkennbar ist, dass es sich um eine vor vielen Jahren vergebene handelt, wird angerufen und der Betrug beginnt.
Die Abholung des vereinbarten Geldbetrages erfolgt dann meist durch eine angeblich vertraute Person des vermeintlichen Enkels.
Vielfach gehen die Opfer vor der Übergabe noch zur Bank, um die betreffende Summe von ihrem Konto abzuheben.
Nach dem Betrug leiden die Opfer meist erheblich und fühlen sich selbst schuldig. Viele Taten werden der Polizei leider nicht bekannt, da sie aus Scham nicht angezeigt werden.
Ein letzter bekannt gewordener Fall ereignete sich vergangenen Freitag in einer Wohnung im Stadtteil Gaarden.
Gegen 14 Uhr ging auf dem Festnetztelefonanschluss der 82 und 84 Jahre alten Geschädigten der Anruf einer männlichen, letztlich ihr unbekannten Person ein. Diese gab vor, ein Neffe des Paares zu sein.
Der Fremde beschrieb, sich in einer akuten finanziellen Notlage zu befinden und dringend Bargeld für einen Autokauf zu benötigen. Er selbst könne nicht persönlich vorbeikommen und würde einen Bekannten schicken, der das Geld abholen würde. Dem Einschreiten eines Bankmitarbeiters ist es zu verdanken, dass diese Tat bekannt werden konnte. Dieser alarmierte die Polizei, nachdem das ihm seit Jahren bekannte Paar einen hohen Bargeldbetrag von ihrem Konto abgehoben hatte. Einsatzkräfte machten sich daraufhin sofort auf den Weg zur Wohnanschrift. Hier kamen sie leider zu spät. Die Senioren hatten dem am Telefon angekündigten Unbekannten das Geld bereits ausgehändigt.
Eine sofortige Fahndung nach dem Mann verlief negativ.
Laut Angaben der Geschädigten hat es sich bei dem Empfänger des Geldes um einen etwa 50 Jahre alten, 160 cm großen und korpulenten Mann gehandelt. Er sprach akzentfreies Deutsch und trug einen dunklen Anorak, eine dunkle Hose und eine schwarze Schirmmütze. Die Ermittler der Kieler Kripo fragen nun, wer die männliche Person im Bereich Krummbogen gesehen hat oder sonst kann Hinweise zu ihr geben kann oder wem im Tatortbereich verdächtige Fahrzeuge aufgefallen sind. Die
Polizei bittet Zeugen, sich unter Tel. 0431 – 160 / 3333 oder über den Polizeiruf 110 zu melden.
In weiteren fünf Fällen versuchten die Betrüger vergeblich an Geld zu gelangen. Die Angerufenen durchschauten die Masche und informierten die Polizei.
Wer Beobachtungen oder Erfahrungen dieser Art gemacht hat und diese noch nicht zur Anzeige gebracht hat, sollte sich bei der Kieler Kripo unter 0431 / 160-3333 oder dem Polizeiruf 110 melden.
Polizeidirektion Kiel, Stabsstelle/Öffentlichkeitsarbeit