Die ganz persönliche Märchenstunde…

Ja, ich weiß, Märchen sind eigentlich für Kinder gedacht! Allerdings existieren sie auch bei den Großen – solch Tage, die einfach, wenn auch im übertragenen Sinn, märchenhaft sind.

Es heißt schließlich auch immer, dass die Kindheit uns alle prägt, und entsprechend sehe ich noch heute die tief verwurzelten Bilder meiner alten Kinderbücher vor dem geistigen Auge, wenn ich mal wieder so einen Märchen-Gedanken-Blitz habe. Vorhin, es war wohl so viertel nach zwei und noch ellenlang bis zum wohlverdienten Feierabend, da fiel mir ein, dass ich als Kind besonders amüsiert von der Vorstellung eines Schlaraffenlandes gewesen bin. Nicht, weil ich unbedingt dort hin wollte – vielmehr, weil ich die Idee komisch fand, dass es Personen gibt, welche gerne dahin gelangen würden wo es Honig regnet und Würfelzucker hagelt. Die gebratenen Schweinchen mit dem Messer im Rücken seien zu diesem Thema natürlich ebenfalls erwähnt!

Heute wäre mir meine Traumstation sogar egal, denn ich würde sicherlich überall gerne hin – sogar ins Schlaraffenland. Auch, und vor allem weil sich durch die fehlende Mittagspause ein schwarzes Loch in meinem Magen gebildet hatte, könnte ich mich sicherlich sogar durch den riesigen Reisberg futtern können, der ja bekanntlich das Land der Schlar-Affen umgibt und von der herkömmlichen Welt trennt.

Leider ist aber gerade heute kein „Blinder“ zur Stelle, der mir den Weg hätte zeigen, und auch kein „Stummer“, der mir nicht den falschen Weg hätte sagen können.

Um nun auf den Punkt meiner mentalen Tagesform zu kommen, wandere ich vom Land der Zuckerträume zu einem anderen bekannten Märchen, ganz wie in einer Märchenstunde üblich. Das tapfere Schneiderlein war es nämliche, welches als fleißiges Bienchen der Märchenwelt in die Geschichte und das wahrscheinlich auch das grimmsche Guiness-Buch der Rekorde einging. Denn anstelle der sieben auf einen Streich, hab ich heute so ungefähr, über den Daumen gepeilt, oder eigentlich auch ganz genau gar nichts geschafft.

Hier kommt wieder das Schlaraffenland ins Spiel, denn heute würde ich dort bestimmt zum König gemacht – nur hier siegt die Faulheit über allen anderen. Eigentlich war es aber heute nicht wirklich so (eigene Einschätzung), dass ich zu faul gewesen bin. Es fühlte sich nur so an, als würde sich alles, was ich angefasst habe, in einen Frosch verwandeln und leider nicht zu Gold werden.

Die Orientierung dieses Tages war schon am Anfang zu erkennen, da traf ich auf dem Weg zur Arbeit die erste Märchengestalt – eine echte Hexe wie sie im Buche steht, welche dem einen oderen anderen Kind das fürchten lehren könnte. Sie stand direkt vor mir an der Tankstellenkasse und hatte sich redlich bemüht, Ihren Buckel und die traditionelle Familien-Warze geschickt zu tarnen. Es war zu aller Erst der Tonfall, welcher sie als Hexe verraten hat – „die hat sicher schon ganz andere als die Kassiererin in den Dornröschen Apfel beißen lassen“, dachte ich bei mir. Und als sie auf ihrem Besen der Marke Opel davon brauste, war ich mir ganz sicher Hänsel und Gretel auf der Rückbank sitzend und mich ängstlich anblickend gesehen zu haben.

Mit der, nun im Keller angelangten Tageslaune, spielte ich dann für alle Fans der Märchenstunde die Rapunzel. Kaum auf der Arbeit angekommen, bemerkte ich schmerzhaft, dass sich meine Haare im Reißverschluss verfangen hatten. Das große Büschel ausgerissener Haare auf dem Boden verriet ebenfalls, dass dieses nicht mein bester Tag werden sollte.

Zusätzlich lassen einen die ohnehin alltäglich Begegnungen der 3. Art noch weiter in die Phantasiewelten der Gebrüder Grimm und der anderen Märchenerzähler eintauchen. So trifft man beinahe täglich auf irgendjemanden, der einen z. B. an den Fischer und seine Frau erinnert. Zieht man diese Regel hinzu, kann eigentlich nur noch alles besser werden und der Tag wird am besten bereits abgehagt, bevor dieser begonnen hat. „Manntje, manntje, timpe te,…Butje, Butje inne See (ich geb´s zu, das hab ich „gegoogled“), seine Frau, die Ilsebill, will nich so, wie er wohl will – naja, eigentlich wollte mein Chef wohl nicht so, wie ich es gern gewollt hätte.

Nach so einem ereignisreichen Tag bleibt nur noch, sich in den hohen Turm oder sein Verlies einzuschließen. Irgendwelche Frösche zu küssen kommt heute kaum noch in Frage – das ist ja auch nachvollziehbar. Eines stärkt mich und macht Mut für die letzten Stunde dieser heutigen Kalendereinheit, denn das einzige überlende Geislein hatte sich auch vor dem bösen Wolf im Uhrenkasten versteckt.

Nun sitze ich hier in meinem geräumigen Uhrenkasten und überlege allen Ernstes meine Schreibtischlampe zu reiben, oder einen vergifteten Apfel zu essen – Schneewittchen ist ja schließlich nur eingeschlafen und wurde von ihrem Prinzen mit einem Kuss aufgeweckt. Eventuell sollte ich lieber via Ebay meine Katzen stiefeln, oder im nächsten Online-Reisebüro nach Last-Minute-Angeboten ins Schlaraffenland suchen – 100% All-Inclusive, das gibt es wirklich nur im Märchen.

Das schöne an solchen Tagen ist nun abschließend, dass sie irgendwann zu Ende gehen – und dann??? Dann wird hoffentlich alles besser!!!

Kleiner Tipp für Tage, an denen es von Anfang an nicht rund laufen will: Lass Dich doch auch als großes Kind mal wieder von Peter Pan abholen, Dir von einer guten Fee den Weg weisen, oder folge dem kleinen weißen Kaninchen tief hinab ins Innere des Kaninchenbaus. Mit der richtigen Bildung und vor allem Einbildung werden die unangenehmsten Situationen wieder zu einer knallbunten, märchenhaften Herausforderung. Erst dann kann man die Erfahrung machen, dass nur die richtige Verfahrensweise jedes ach so große Problem des Alltags zu einem Kinderspiel werden läßt.

PATTI
Torben Gösch, www.hallo-holstein.de

 

Eine ganz besondere Märchenstunde…

Ja, ich weiß, Märchen sind eigentlich für Kinder gedacht! Allerdings existieren sie auch bei den Großen – solch Tage, die einfach, wenn auch im übertragenen Sinn, märchenhaft sind.

Es heißt schließlich auch immer, dass die Kindheit uns alle prägt, und entsprechend sehe ich noch heute die tief verwurzelten Bilder meiner alten Kinderbücher vor dem geistigen Auge, wenn ich mal wieder so einen Märchen-Gedanken-Blitz habe.

Vorhin, es war wohl so viertel nach zwei und noch ellenlang bis zum wohlverdienten Feierabend, da fiel mir ein, dass ich als Kind besonders amüsiert von der Vorstellung eines Schlaraffenlandes gewesen bin. Nicht, weil ich unbedingt dort hin wollte – vielmehr, weil ich die Idee komisch fand, dass es Personen gibt, welche gerne dahin gelangen würden wo es Honig regnet und Würfelzucker hagelt. Die gebratenen Schweinchen mit dem Messer im Rücken seien zu diesem Thema natürlich ebenfalls erwähnt!

Heute wäre mir meine Traumstation sogar egal, denn ich würde sicherlich überall gerne hin – sogar ins Schlaraffenland. Auch, und vor allem weil sich durch die fehlende Mittagspause ein schwarzes Loch in meinem Magen gebildet hatte, könnte ich mich sicherlich sogar durch den riesigen Reisberg futtern können, der ja bekanntlich das Land der Schlar-Affen umgibt und von der herkömmlichen Welt trennt.

Leider ist aber gerade heute kein „Blinder“ zur Stelle, der mir den Weg hätte zeigen, und auch kein „Stummer“, der mir nicht den falschen Weg hätte sagen können.

Um nun auf den Punkt meiner mentalen Tagesform zu kommen, wandere ich vom Land der Zuckerträume zu einem anderen bekannten Märchen, ganz wie in einer Märchenstunde üblich. Das tapfere Schneiderlein war es nämliche, welches als fleißiges Bienchen der Märchenwelt in die Geschichte und das wahrscheinlich auch das grimmsche Guiness-Buch der Rekorde einging. Denn anstelle der sieben auf einen Streich, hab ich heute so ungefähr, über den Daumen gepeilt, oder eigentlich auch ganz genau gar nichts geschafft.

Hier kommt wieder das Schlaraffenland ins Spiel, denn heute würde ich dort bestimmt zum König gemacht – nur hier siegt die Faulheit über allen anderen. Eigentlich war es aber heute nicht wirklich so (eigene Einschätzung), dass ich zu faul gewesen bin. Es fühlte sich nur so an, als würde sich alles, was ich angefasst habe, in einen Frosch verwandeln und leider nicht zu Gold werden.

Die Orientierung dieses Tages war schon am Anfang zu erkennen, da traf ich auf dem Weg zur Arbeit die erste Märchengestalt – eine echte Hexe wie sie im Buche steht, welche dem einen oderen anderen Kind das fürchten lehren könnte. Sie stand direkt vor mir an der Tankstellenkasse und hatte sich redlich bemüht, Ihren Buckel und die traditionelle Familien-Warze geschickt zu tarnen. Es war zu aller Erst der Tonfall, welcher sie als Hexe verraten hat – „die hat sicher schon ganz andere als die Kassiererin in den Dornröschen Apfel beißen lassen“, dachte ich bei mir. Und als sie auf ihrem Besen der Marke Opel davon brauste, war ich mir ganz sicher Hänsel und Gretel auf der Rückbank sitzend und mich ängstlich anblickend gesehen zu haben.

Mit der, nun im Keller angelangten Tageslaune, spielte ich dann für alle Fans der Märchenstunde die Rapunzel. Kaum auf der Arbeit angekommen, bemerkte ich schmerzhaft, dass sich meine Haare im Reißverschluss verfangen hatten. Das große Büschel ausgerissener Haare auf dem Boden verriet ebenfalls, dass dieses nicht mein bester Tag werden sollte.

Zusätzlich lassen einen die ohnehin alltäglich Begegnungen der 3. Art noch weiter in die Phantasiewelten der Gebrüder Grimm und der anderen Märchenerzähler eintauchen. So trifft man beinahe täglich auf irgendjemanden, der einen z. B. an den Fischer und seine Frau erinnert. Zieht man diese Regel hinzu, kann eigentlich nur noch alles besser werden und der Tag wird am besten bereits abgehagt, bevor dieser begonnen hat. „Manntje, manntje, timpe te,…Butje, Butje inne See (ich geb´s zu, das hab ich „gegoogled“), seine Frau, die Ilsebill, will nich so, wie er wohl will – naja, eigentlich wollte mein Chef wohl nicht so, wie ich es gern gewollt hätte.

Nach so einem ereignisreichen Tag bleibt nur noch, sich in den hohen Turm oder sein Verlies einzuschließen. Irgendwelche Frösche zu küssen kommt heute kaum noch in Frage – das ist ja auch nachvollziehbar. Eines stärkt mich und macht Mut für die letzten Stunde dieser heutigen Kalendereinheit, denn das einzige überlende Geislein hatte sich auch vor dem bösen Wolf im Uhrenkasten versteckt.

Nun sitze ich hier in meinem geräumigen Uhrenkasten und überlege allen Ernstes meine Schreibtischlampe zu reiben, oder einen vergifteten Apfel zu essen – Schneewittchen ist ja schließlich nur eingeschlafen und wurde von ihrem Prinzen mit einem Kuss aufgeweckt. Eventuell sollte ich lieber via Ebay meine Katzen stiefeln, oder im nächsten Online-Reisebüro nach Last-Minute-Angeboten ins Schlaraffenland suchen – 100% All-Inclusive, das gibt es wirklich nur im Märchen.

Das schöne an solchen Tagen ist nun abschließend, dass sie irgendwann zu Ende gehen – und dann??? Dann wird hoffentlich alles besser!!!

Kleiner Tipp für Tage, an denen es von Anfang an nicht rund laufen will: Lass Dich doch auch als großes Kind mal wieder von Peter Pan abholen, Dir von einer guten Fee den Weg weisen, oder folge dem kleinen weißen Kaninchen tief hinab ins Innere des Kaninchenbaus. Mit der richtigen Bildung und vor allem Einbildung werden die unangenehmsten Situationen wieder zu einer knallbunten, märchenhaften Herausforderung. Erst dann kann man die Erfahrung machen, dass nur die richtige Verfahrensweise jedes ach so große Problem des Alltags zu einem Kinderspiel werden läßt.