Medienkritik: Muss Sterbehilfe in Deutschland erlaubt sein?

Mir fällt es schwer, zu der Diskussion in der Sendung von Markus Lanz die passenden Worte zu finden, geschweige denn eine Bewertung abzugeben.

Ich traute meine Ohren nicht, wie viel Inkompetenz sich in einer relativ kurzen Sendezeit ballen kann und da enthalte ich mich dann doch lieber eines Statements und überlasse es den Interessierten im Wertediskurs, sich selbst ein Bild von den mehr als fragwürdigen Botschaften der Diskussionsrunde zu skizzieren.

In der ZDF Mediathek kann im Nachgang zur ausgestrahlten Sendung das entsprechende Video aufgerufen werden und ich wünsche Ihnen „starke Nerven“, damit Sie nicht aus dem „Sessel herausfahren“.

Ich saß zuweilen sprachlos vor dem Bildschirm und da war es leider auch nicht tröstlich, dass zumindest M. Friedmann bemüht war, die derzeitige unbestrittene Rechtslage hierzulande darzustellen. Nahezu ungläubig verfolgte ich dann den Diskussionsbeitrag von C. Roth, die m.E. seltsame und höchst fragwürdige „verfassungsrechtliche Botschaften“ verkündete und war dann in der Folge immer wieder „fasziniert“ von dem Engagement unserer Schauspielerin Uschi Glas, die sich scheinbar auf einer besonderen Mission befand und sich immer mal wieder einschalten musste.

Bliebe noch nachzutragen, dass der Hamburger Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke und der Günther Beckstein in der Diskussionsrunde zugegen waren.

Aber immerhin hatte die Sendung eines zu Tage gefördert: Den scheinbaren Meinungswandel des Publikums nach der Diskussionsrunde. Hieran zeigt sich, mit welchen fragwürdigen Botschaften in einem höchst bedeutsamen Wertediskurs die „Einstellung“ zur Sterbehilfe verändert werden kann.

Wie wäre wohl die Abstimmung verlaufen, wenn ein Diskussionspartner in der Runde zugegen gewesen wäre, der ohne erkennbare Not und Mühen gleichsam mit einem Federstrich die vorgetragenen Argumente entmythologisiert hätte?

Es hätte der Sendung insgesamt gut getan, wenn qualifizierter Sachverstand vertreten gewesen wäre und da hätte es nahe gelegen, vielleicht den Mediziner DR. de Ridder oder den Theologen H. Kreß, alternativ die Ethikerin B. Schöne-Seiffert oder den den Etkiker Birnbacher einzuladen, um so ein stückweit zur Orientierung über den derzeitigen Wertediskurs beitragen zu können.

Die ethische „Nebelbombe“, die in der Sendung gezündet wurde, verfehlte daher offensichtlich nicht ihre Wirkung und da darf dann eigentlich „nur“ noch darauf gehofft werden, dass jedenfalls in Fachkreisen das gewichtige Thema seriöser und frei von moralischen Botschaften angegangen wird.

IQB - Lutz Barth