KIEL. Fünf Kompetenzzentren, jeweils bestehend aus einer Kita und einer Grundschule, stellen ab sofort ihr Wissen um eine individuelle Förderung hochbegabter Kinder anderen pädagogischen Fachkräften im Land Schleswig-Holstein zur Verfügung. Bildungsminister Dr. Ekkehard Klug überreichte den Kompetenzzentren heute, 15. März, in Kiel die entsprechenden Zertifikate und lobte das Engagement der beteiligten Kindertagesstätten und Grundschulen. „Dieses Modell hat Vorbild-Charakter. Es bringt die Begabtenförderung entscheidend voran, weil es erstmals die frühkindliche Bildung einbezieht.“
20 Lehrkräfte und Erzieherinnen aus diesen fünf Schulen und fünf Kindertagesstätten haben sich seit September 2010 gemeinsam weitergebildet und Förderkonzepte entwickelt und erprobt, die die Lernbedürfnisse hochbegabter Kinder in den Blick nehmen. Dabei lag ein besonderes Augenmerk auf einer überlegten, optimierten Gestaltung des Übergangs von der Kita in die Grundschule. Zu diesem Zeitpunkt entscheidet sich für hochbegabte Kinder häufig die Frage nach „Lust oder Frust“ in der Schule. Hochbegabte Kinder, deren Eltern und pädagogische Fachkräfte erhalten nun durch die neuen Kompetenzzentren in Schleswig-Holstein eine professionelle Unterstützung.
Die Karg-Stiftung und das Ministerium für Bildung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein haben das Kooperationsprojekt gemeinsam entwickelt und umgesetzt. Es fügt sich in das Gesamtkonzept des Landes Schleswig-Holstein zur Begabtenförderung ein, in dem schon „Kompetenzzentren für die Begabtenförderung in der Sekundarstufe I und II“ qualifiziert wurden. Mit dem Modellprojekt der Kita-Grundschul-Tandems haben Land und Karg-Stiftung einen neuen Weg beschritten, der nun gewährleisten soll, dass hochbegabte Kinder ab dem Besuch der Kita von qualifizierten pädagogischen Fachkräften erkannt und gefördert werden. Nicht nur, dass erstmalig Erzieherinnen und Lehrkräfte gemeinsam zu Fragen der Hochbegabtenförderung systematisch fortgebildet wurden, sondern es wurde mit Hilfe einer Organisationsberatung auch gezielt die Weiterentwicklung institutioneller Strukturen der beteiligten Kitas und Schulen in den Blick genommen, damit sich die neuen Konzepte auch tatsächlich realisieren lassen und nicht an den vielen kleinen Hürden im Alltag scheitern. Von dem so intensivierten fachlichen Austausch zwischen Erzieherinnen und Lehrkräften und den veränderten institutionellen Rahmenbedingungen profitieren die Kinder unmittelbar, da Informationsdefizite zu ihrem Entwicklungs- und Lernstand verhindert und motivierende Lernbedingungen für die Kinder geschaffen werden. Die Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte stärkt den Blick dabei für jedes Kind und seine Bedürfnisse in institutionellen Lernkontexten. Gemeinsam ist man stärker, gilt daher sowohl für die Tandems als auch für die Kinder, die miteinander und voneinander lernen.
„Damit Bildungsbiografien gelingen können, sind Strukturen wie in Schleswig-Holstein nötig. Je eher begabte Kinder entdeckt und gefördert werden, desto besser können sie ihre besonderen Begabungen entwickeln und ihre Persönlichkeit stärken. Dabei muss der gesamte Bildungsweg konsequent und konsekutiv begleitet werden“, so Dr. Ingmar Ahl, Vorstand Projekte der Karg-Stiftung.
Bildungsminister Klug zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung der Bildungslandschaft in Schleswig-Holstein. „Der Grundstein für eine kontinuierliche Begabtenförderung von der Kita bis zur weiterführenden Schule ist gelegt. Fünf Kompetenzzentren Kita/Schule und insgesamt elf weiterführende Schulen arbeiten an transferfähigen Konzepten, um begabte Kinder und Jugendliche zu fördern. Als Kompetenzzentren helfen sie, diese Konzepte ins ganze Land zu tragen.“
Für das Zertifikat „Kompetenzzentren Begabtenförderung Kindertagesstätte/Grundschule“ hatten sich sechs Tandems beworben – jeweils bestehend aus einer Kindertagesstätte und einer Grundschule. Sie haben in den vergangenen eineinhalb Jahren Konzepte zur altersgerechten Begabtenförderung entwickelt und Modelle für eine optimale Gestaltung des Übergangs von der Kindertagesstätte in die Grundschule erarbeitet, die auch auf andere Einrichtungen übertragen werden können. Die folgenden fünf Tandems haben sich qualifiziert und werden nun weitere Schulen und Kindertagesstätten bei der Begabtenförderung unterstützen und beraten:
. Albert-Schweitzer-Schule Wedel und AWO Kindertagesstätte „Hanna Lucas“ Wedel
. Weingartenschule Lauenburg und Kindertagesstätte WABE e. V. Lauenburg
. Franz-Claudius-Schule Bad Segeberg und Kindertagesstätte Christiansfelde
. Zentralschule Harrislee und ADS-Kindergarten Harrislee „Am Hechtenteich“
. Grundschule Dänischenhagen und DRK Kindertagesstätte Dänischenhagen
Die Karg-Stiftung
Die Karg-Stiftung engagiert sich für hochbegabte Kinder und Jugendliche seit 1989. Ihr Ziel ist die Sensibilisierung und Qualifizierung des Bildungssystems in der Förderung Hochbegabter. Die Schwerpunkte liegen dabei in der Entwicklung von Förder- und Beratungseinrichtungen und der Aus- und Weiterbildung von Pädagogen und Beratern. Darüber hinaus engagiert sich die Stiftung in der Begabungsforschung. Die Karg-Stiftung wurde von dem Unternehmer Hans-Georg Karg und seiner Frau Adelheid errichtet und ist die bundesweit größte in der Hochbegabtenförderung tätige Stiftung.
Thomas Schunck | Ministerium für Bildung und Kultur | Brunswiker Straße 16-22, 24105 Kiel