Stephen Wolfram, der Entwickler von Mathematica und Wolfram|Alpha http://www.wolframalpha.com , hat in seinem Blog http://bit.ly/xhM7Ss beschrieben, wie er die persönlichen Daten, die er seit den 80er-Jahren über sich gesammelt hat, auswertet und zu seinem Vorteil nutzt. Wolfram glaubt, dass künftig alle Menschen routinemäßig ihre ständig wachsenden elektronischen Privatarchive durchforsten werden, um nach Mustern im eigenen Verhalten oder beispielsweise Änderungen im eigenen Gesundheitszustand zu suchen. So können durch die Aufbereitung von Daten wertvolle Informationen über die Vergangenheit gewonnen werden.
„Nicht jeder verfügt über die Infrastruktur und die Mittel eines Stephen Wolfram. Dass persönliche Daten nie schaden können – vor allem wenn man sie selbst verwalten kann – ist unbestritten. Mittelfristig sehe ich die Daten aber eher bei Konzernen als bei Privatpersonen, da die Firmen Interesse daran haben, die Informationen zu behalten“, sagt Fachjournalist Georg Holzer http://www.georgholzer.at im Gespräch mit pressetext. Paranoia hält der Experte nicht für angebracht. „Firmen wie Google leben von Werbung. Bei Anmeldung akzeptieren Nutzer gewisse Regeln. Das ist nicht gruselig, sondern hat Vorteile für die User. Mögliche negative Folgen sollten aber nicht missachtet werden.“
Riesiges Archiv
Stephen Wolfram hat alle seine Daten selbst gesammelt. Er hat seit 1989 jede einzelne E-Mail, egal ob geschickt oder empfangen, automatisiert mit einem Zeitcode versehen. Seit 2002 hat er über 100 Mio. Anschläge auf seiner Computertastatur festgehalten. Auch seine Termine werden seit 2000 automatisch erfasst. Dauer und Zeitpunkt von Telefonaten ebenso. Seit einigen Jahren trägt er sogar durchgehend einen Schrittzähler. Auch seine analogen Papierdokumente wurden digitalisiert und genau erfasst. Neben diesen banal wirkenden Datensätzen hat Wolfram aber auch Untersuchungsergebnisse, sein entschlüsseltes Genom, ortsbezogene Daten und Bewegungsaufzeichnungen aus seinem Haus.
Damit gehört Wolfram zu den Menschen mit den komplettesten elektronischen Archiven. Lange Zeit hat er den Datenschatz überhaupt nicht angerührt. Erst jetzt hat er begonnen, mit der Auswertung zu spielen, da die Werkzeuge, unter anderem die Pro-Variante seiner Schöpfung Wolfram|Alpha, entsprechendes Niveau erreicht haben. Was alles mit den Daten gemacht werden kann, weiß Wolfram selber noch nicht. Seine ersten Versuche haben zu einer ganzen Reihe von Diagrammen geführt, die bereits interessante Rückschlüsse auf sein Verhalten zulassen.
Gewohnheitstier
Aus einer Grafik, die sämtliche gesendeten E-Mails seit 1989 mit genauem Zeitpunkt enthält, werden beispielsweise seine Schlafrhythmen ersichtlich, da er in den vergangenen Jahrzehnten lediglich des Nächtens keine E-Mails verschickt hat. Die Auswertung der Daten seines Schrittzählers lässt Rückschlüsse über die Entwicklung seiner körperlichen Fitness zu. Mit der Weiterentwicklung der Auswertungsmöglichkeiten steigt auch die Zahl der Informationen, die aus den Daten gewonnen werden kann.
Wolfram glaubt, dass es in Zukunft ganz normal sein wird, einer Suchmaschine wie Wolfram|Alpha Fragen zu stellen, die durch die Auswertung persönlicher Daten beantwortet werden. Im medizinischen Bereich ist der unmittelbare Nutzen vielleicht am einfachsten zu erkennen. „Aus Gesundheitsdaten ist ersichtlich, wie sich der Zustand entwickelt, ob man trainieren sollte und so weiter. Die Ermittlung könnte künftig über Smartphones mit entsprechenden Sensoren erfolgen. Wenn es sichere Möglichkeiten gibt, werden die Leute verschiedenste persönliche Daten sammeln“, so Holzer.
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Wolfram: sammelt fleißig Daten (Foto: cc blog.stephenwolfram.com)