Deutsches Projekt im Internationalen Krebsgenom Konsortium liefert wichtigen Beitrag zum Verständnis von Krebsentstehung / Erfolgreiche Kooperation von BMBF, Deutscher Krebshilfe und Deutschem Krebsforschungszentrum
Krebs entsteht nicht immer in einem jahrelangen Prozess, bei dem Veränderungen im Erbgut von Zellen langsam aber sicher dazu führen, dass bösartige Geschwulste entstehen. Es kann auch passieren, dass die Erbinformation einer Zelle in einem einzelnen, katastrophalen Ereignis völlig zerstört wird, und sich die Zelle dann in eine Krebszelle verwandelt.
Nun fanden Wissenschaftler um Prof. Dr. Peter Lichter vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg eine Ursache dafür: Mutationen im Gen mit dem wissenschaftlichen Namen p53. Als „Wächter des Genoms“ sorgt es dafür, dass sich Zellen mit genetischen Schäden nicht vermehren. Versagt p53, kann sich langfristig Krebs entwickeln. Aber nicht nur das, wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift „Cell“ berichten: Bestimmte Defekte im p53-Molekül können auch zur plötzlichen Krebsentstehung führen.
Jedes Jahr erkranken in Deutschland 450.000 Menschen neu an Krebs. Obwohl viele Betroffene geheilt werden können, sterben jährlich noch etwa 220.000 Patienten an den Folgen der Erkrankung. „Krebs ist eine heimtückische Krankheit, deren Bekämpfung wir mit vereinten Kräften voran bringen müssen. Grundlegende Erkenntnisse über die Entstehung von Krebs sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer personalisierten Therapie dieser Krankheit“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan anlässlich des morgigen Weltkrebstages. „Ergebnisse wie dieses zeigen, wie wichtig unser Engagement im Internationalen Krebs Genom Konsortium ist und dass deutsche Forscherinnen und Forscher hier eine führende Rolle übernehmen.“
Die Arbeit entstand im Rahmen des PedBrainTumor-Netzwerks, das die Erbinformationen von Hirntumoren entschlüsseln soll, die bei Kindern die höchste Sterblichkeitsrate haben. Das Netzwerk wurde 2010 durch eine bis dahin einzigartige Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Krebshilfe und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ermöglicht, und wird von beiden mit insgesamt 15 Millionen Euro unterstützt, acht Millionen Euro entfallen dabei auf die Deutsche Krebshilfe. „Es war immer ein Ziel der Deutschen Krebshilfe als private Organisation gemeinsam mit der Öffentlichen Hand große Projekte umzusetzen und somit Synergien zu schaffen. Dieses Gemeinschaftsprojekt ist ein hervorragendes, zukunftsweisendes Beispiel einer solchen Partnerschaft“, so Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der gemeinnützigen Organisation. Das Projekt ist die erste von mittlerweile drei aktiven deutschen Beteiligungen am Internationalen Krebsgenom Konsortium (ICGC). In dies! em größten und ehrgeizigsten biomedizinischen Forschungsprojekt seit dem Humangenomprojekt haben sich führende Wissenschaftler weltweit zum Ziel gesetzt, die Genome von 50 Krebsarten zu entschlüsseln, um neue und verbesserte Ansätze zu Prävention, Diagnose und Therapie zu finden.
Professor Dr. Otmar Wiestler, Vorstandsmitglied der Deutschen Krebshilfe und Wissenschaftlicher Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg, betont: „Diese Forschungsergebnisse dienen als Basis für neuartige Möglichkeiten zur Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen und haben das Verständnis, wie Krebs überhaupt entsteht, grundlegend erweitert.“ Am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg, einer gemeinsamen Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums, des Heidelberger Universitätsklinikums und der Deutschen Krebshilfe, soll in naher Zukunft damit begonnen werden, bei bestimmten Krebspatienten das komplette Erbgut der Tumorzellen zu analysieren. „Damit wollen wir die zielgerichtete Behandlung der Patienten ermöglichen und so ihre Chancen auf Heilung deutlich verbessern“, erklärt Wiestler.
BMBF - Bundesministerium für Bildung und Forschung