Krisenkinder – die Zahl der Geburten steigt kräftig an

In der Krise wuchs der Kinderwunsch: Bestätigen sich die Zahlen von gestern, verzeichnen die Statistiker für 2010 den größten Bevölkerungszuwachs des vergangenen Jahrzehnts. Schon weist das Familienministerium vorsichtig auf seine erfolgreiche Politik der vergangenen Jahre hin. Das Elterngeld habe Gebildete und Gutverdiener endlich wieder für den eigenen Nachwuchs begeistert. Doch viele Experten schütteln den Kopf: Maximal 1800 Euro im Monat bekommen Gutverdiener im besten Fall. Das ist für die Paare ein erfreulicher Zuschuss, mehr aber nicht. Niemand wird sich wegen dieser kurzfristigen finanziellen Hilfe dafür entscheiden, Kinder in die Welt zu setzen und ein Leben lang für sie verantwortlich zu sein.

Entsprechend sank die Geburtenrate nach Einführung des Elterngeldes vor vier Jahren weiter. 2009 gab es so wenige Babys wie noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik, obwohl die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen steigende Geburtenraten geradezu herbeireden wollte – von erfolgreicher Familienpolitik also keine Spur. Die über 15Milliarden Euro, die das Ministerium inzwischen für Elterngeld ausgegeben hat, sind reine Verschwendung. Das Geld wäre im Aufbau nachhaltiger Betreuungsstrukturen besser angelegt gewesen.

Tatsächlich hat das Geburtenwunder 2010 seine Ursache in der Wirtschaftskrise. Schon im Februar 2009 wies von der Leyen selbst darauf hin, dass die Deutschen durch die Krise den Wert „Familie“ neu entdecken würden. Eine Bertelsmann-Studie bestätige, jeder vierte Deutsche orientiere sich in der wirtschaftlich schwierigen Zeit neu. Familie sei wichtiger als finanzieller Erfolg. Dass kurz darauf konsequenterweise mehr Kinder geboren werden, verwundert kaum. Und: Dank künstlicher Befruchtung und immer älterer Mütter steigt die Zahl der Mehrlingsgeburten. Mit 22841 waren es 2010 rund 400 mehr als im Jahr zuvor.

 

Flensburger Tageblatt