Chinesische Video-Streaming-Portale konnten ihre Umsätze im vergangenen Jahr enorm steigern, wie das Wall Street Journal berichtet. Verantwortlich dafür sind Massen von jungen Chinesen, die im Internet nach Alternativen zum strenger kontrollierten TV-Angebot suchen. Westliche Firmen nutzen diese Chance und platzieren Werbung und eigene Inhalte auf den Seiten. Die Bereitschaft für Inhalte zu zahlen, nimmt im Reich der Mitte zu.
„In Deutschland erwarten die Menschen nach wie vor, dass Inhalte im Netz kostenlos abrufbar sind. Nur Angebote mit exklusivem Content haben eine Chance, Bezahlmodelle durchzusetzen“, sagt Oliver Foitzik von Fomaco http://fomaco.de gegenüber pressetext.
Eigenproduktionen
Im dritten Quartal 2011 konnten chinesische Streaming-Anbieter ihren Gesamtumsatz um 48 Prozent auf 1,48 Mrd. Yuan (rund 182,4 Mio. Euro) steigern. Die Angebote haben sich für westliche Konzerne von einer Gefahr zu einer Hoffnung entwickelt. Viele Angebote bieten heute keine illegalen Kopien von Filmen und Serien westlicher Hersteller mehr an sondern haben Eigenproduktionen und ordnungsgemäß lizenzierte Inhalte von ausländischen Herstellern im Programm. Die Firma Tudou beispielsweise hat millionenschwere Verträge mit Hollywood-Studios abgewschlossen und bietet deren Inhalte für rund 20 Yuan (rund 2,5 Euro) zum Streamen an.
Viele westliche Konzerne nutzen diese legitimen Angebote, um mit Werbeeinschaltungen junge Chinesen zu erreichen. General Motors hat in einer Partnerschaft mit dem Streaming-Portal Youkou sogar eine Serie mit dem Titel „Miss Puff“ produziert. Die Kosten für Online-Video-Werbung sind in der Folge in manchen chinesischen Städten um bis zu 50 Prozent gestiegen. Die starke Konkurrenz hat aber auch dazu geführt, dass sich die Anbieter im Kampf um exklusive Inhalte gegenseitig überbieten.
Deshalb müssen für die Rechte an beliebten Filmen und Serien mittlerweile exorbitante Summen hingelegt werden. Deshalb fahren viele Portale trotz gestiegener Umsätze Verluste ein. „Wenn der Wettbewerb zu groß ist, können Geschäftsmodelle, die auf den Zukauf von Rechten setzen, schnell an ihre Grenzen stoßen“, so Foitzik.
Eigene Angebote
Als Alternative zum Erwerb teurer Rechte an fremden Inhalten haben sich Eigenproduktionen etabliert. Die Kosten für die Produktion für eine Internet-Serie liegen teilweise deutlich unter einer Mio. Euro. Durch Werbeeinschaltungen, Produktplatzierungen, dem Verkauf von Fanartikeln und dem Handel mit Zweitverwertungsrechten amortisieren sich diese Ausgaben laut Insidern teilweise schon nach einer Woche.
„Auch in Deutschland gibt es vereinzelt Beispiele für funktionierende Modelle mit Eigenproduktionen. Allerdings erreichen solche Inhalte meist nur sehr web-affine Menschen. Product-Placement und der Weiterverkauf von Rechten funktioniert nur, wenn es einen entsprechenden Hype um das Produkt gibt“, sagt Foitzik.
Der Hauptgrund für die hohen Zuschauer-Zuwachsraten bei chinesischen Streaming-Angeboten ist die strenge Kontrolle der TV-Sender durch die Regierung. Zensur und Limitierungen bei ausländischen Inhalten und Anzahl der verfügbaren Inhalte machen das Angebopt für junge Menschen zunehmend weniger attraktiv. Video-on-demand-Angebote haben sich in China noch nicht als Alternative etabliert.
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Chinesische Mauer: hält Werbekunden nicht ab (Foto: pixelio.de, M. Traunwieser)