KIEL. Rund 500 Akteure des Gesundheitswesens aus dem gesamten Bundesgebiet nehmen heute (19.1.) am Gesundheitskongress „Vernetzte Gesundheit“ in Kiel teil.
Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg hatte den Kongress am Vorabend eröffnet. Ein Schwerpunkt der Vorträge und Workshops des Kongresses mit rund 50 Referentinnen und Referenten liegt auf der Umsetzung des seit dem ersten Januar geltenden neuen Versorgungsstrukturgesetzes. Dies soll dem drohenden Ärztemangel entgegenwirken.
„Das Gesetz eröffnet eine Reihe von Chancen, die Gesundheitsversorgung zu sichern. Und genau darum muss es gehen: Angesichts des demographischen Wandels, vor dem Hintergrund begrenzter personeller und finanzieller Ressourcen, den Menschen dauerhaft den Zugang zu guten ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen zu ermöglichen. Das ist leistbar – wenn alle Akteure gemeinsam auf Augenhöhe, stets am Patienten orientiert, zusammenarbeiten. Vernetzung, für die wir in Schleswig-Holstein frühzeitig die Weichen gestellt haben“, so Garg.
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr erläuterte in einem Vortrag die Position des Bundes zum Thema „Vernetzte Versorgung“ vor dem Hintergrund des Versorgungsstrukturgesetzes. „Die bedarfsgerechte medizinische Versorgung ist eine der wichtigsten Leistungen unseres Gesundheitssystems. Mit dem neuen Gesetz haben wir eine Reihe von Maßnahmen zur Sicherung in die Wege geleitet. Dazu gehören auch die Stärkung der regionalen Verantwortung und die Möglichkeit einer engeren Vernetzung zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Schleswig-Holstein zeigt dafür vielfältige Aktivitäten auf“.
Zu den auf dem Kongress thematisierten neuen Möglichkeiten gehören zum Beispiel:
Die Aufhebung der Residenzpflicht für Ärztinnen und Ärzte: Praxissitz und Wohnort müssen nicht mehr identisch sein. Beispiel: Ein Arzt, der in einer Metropole wohnt, kann künftig auch in einer Umlandgemeinde seinen Praxissitz haben. Davon werden positive Wirkungen für die ländliche Region erwartet: Die Kassenärztlichen Vereinigungen Schleswig-Holstein und Hamburg starteten Kooperationsprojekt dazu.
· Erweiterte Möglichkeiten zur Zweigpraxis: Chance, gerade im ländlichen Raum die ambulante ärztliche Versorgung zu sichern. Vorbild/Beispiel: Die Gemeinde Joldelund (NF) hat sich mit umliegenden Gemeinden zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen und gemeinsam ein Praxishaus errichtet und einen Hausarzt gefunden, der die Versorgung vor Ort als Zweigpraxis betreibt.
· Flexiblere Bedarfsplanung: Orientiert sich zukünftig an den tatsächlichen Versorgungsbedarfen und nicht an Kreisgrenzen. Derzeit wird der Rahmen dazu auf Bundesebene erarbeitet. Beispiel flexiblere Ausgestaltung: Ärztenetz Eutin
· Gemeinden erhalten zukünftig die Möglichkeit, Arztpraxen in Eigenregie zu betreiben. Wer davon Gebrauch macht ist weniger eine Frage der Einwohnerzahl sondern vielmehr der Kreativität und des Kooperationswillens der Gemeinden in einer Region.
· Mobile Versorgungskonzepte: Wenn es nicht mehr in jedem Ort eine Arztpraxis geben kann, dann könnte die Praxis zukünftig zu den Patienten kommen – als rollende Landarztpraxis. Der Beteiligten können diese Möglichkeiten nutzen.
· Bessere Vereinbarkeit von Familie und Arztberuf
Auf dem Kongress diskutieren und entwickeln die Beteiligten Lösungsansätze. Teilnehmer sind unter anderem Vertreter von Kassenärztlichen Vereinigungen, Ärztekammer, Krankenkassen, Krankenhausgesellschaft, Ärzteschaft oder Patientenverbände aber auch die Bundesagentur für Arbeit.
„Entscheidend für die Sicherstellung der Versorgung ist, dass die Akteure aufeinander zugehen und gemeinsam Lösungen entwickeln. Schleswig-Holstein ist dabei auf dem richtigen Weg: Mit dem Kongress und dem zurzeit laufenden gemeinsamen Versorgungsprojekt zur Erarbeitung regionaler Lösungsansätze gemeinsam mit den Beteiligten haben wir gute Voraussetzungen geschaffen“, so Garg. „Dabei gilt es auch, ehrlich in Bezug auf die Ressourcen zu sein: Die Kosten für die Gesundheitsversorgung werden bei einer älter werdenden Bevölkerung weiter steigen. Gesundheitspolitik kann und darf sich nicht an Versprechen orientieren, die nur eine Legislaturperioden halten“, so Garg. „In der Gesundheitswirtschaft liegt andererseits ein enormes Wachstumspotential und damit Wirtschaftskraft: Sie ist ein Schlüssel für die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit unseres Landes“, so Garg.
In Schleswig-Holstein arbeiteten im Jahr 2009 knapp 178.600 Menschen oder 17,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Schleswig-Holsteins in der Gesundheitsbranche. Damit gehört die Branche zu den größten Arbeitgebern im Land. Den Großteil stellt die Betreuung und Pflege von älteren pflegebedürftigen Menschen mit 25,4 Prozent der Beschäftigten dar, gefolgt von der ambulanten und stationären Akutversorgung mit 24,2 Prozent bzw. 22,1 Prozent. Quelle: BA und Institut Arbeit und Technik
Verantwortlich für diesen Pressetext: Christian Kohl
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