Christine Leib-Mösch, Institut für Virologie (Foto: Helmholtz Zentrum München)

Schizophrenie: Antipsychotika aktivieren HERV – Verstärkte Tätigkeit humaner endogener Retroviren möglich

Eine Behandlung mit antipsychotischen Medikamenten kann humane endogene Retroviren (HERV) aktivieren. Das haben Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München http://helmholtz-muenchen.de entdeckt. Antipsychotische Medizin bekommen Patienten mit Schizophrenie oder bipolaren Erkrankungen. Bei dieser Gruppe können Medikamente wie Valproinsäure wahrscheinlich über epigenetische Veränderungen im Genom die HERV-Aktivität beeinflussen.Christine Leib-Mösch, Institut für Virologie (Foto: Helmholtz Zentrum München)

Nebenwirkungen unbekannt

 

„An diese Nebenwirkungen hat man gar nicht gedacht, als man die Medikamente auf den Markt brachte“, sagt Christine Leib-Mösch vom Institut für Virologie am Helmholtz Zentrum München gegenüber pressetext. Bisher wurde eine erhöhte Expression verschiedener HERV-Gruppen bei Schizophrenie mit der Erkrankung assoziiert.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Medikamente grundsätzlich auch daraufhin untersucht werden sollten, ob sie in den Zielzellen zu epigenetischen Veränderungen führen. Nicht nur endogene Retroviren, auch zelluläre Gene könnten aktiviert oder inaktiviert werden und dadurch möglicherweise schwerwiegende Nebenwirkungen auslösen“, erklärt Leib-Mösch. Die Nebenwirkungen seien unvorhersehbar.

Schizophrenie ist eine multifaktorielle neuropsychiatrische Erkrankung. Neben der genetischen Disposition könnten auch endogene Retroviren eine Rolle spielen. Die Identifizierung von HERV, die Medikamenten-unabhängig bei Schizophrenie aktiviert sind, könnten daher Aufschlüsse über Ursachen und Entstehungsmechanismen der Krankheit geben.

Probenmaterial oft uneinheitlich

Der Forscherin nach ist es „furchtbar schwierig, so etwas an einem Patienten zu untersuchen“, räumt Leib-Mösch ein. Die Experten haben ihre Ergebnisse anhand von Probenmaterial aus erkrankten Gehirnen. „Das Probenmaterial ist sehr uneinheitlich und man weiß nicht, ob die Menschen zum Zeitpunkt ihres Todes die Medikamte eingenommen haben oder nicht“, sagt die Fachfrau. Die Betroffenen begehen oft Selbstmord. „Häufig setzen die Patienten vor dem Suizid die Medikamente ab.“

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Christine Leib-Mösch, Institut für Virologie (Foto: Helmholtz Zentrum München)