Schlechte Noten gehen bei vielen Schülern nicht auf Faulheit oder mangelndes Talent zurück, sondern häufig auch auf Angst. Jeder zweite Schüler kennt das unwohle Gefühl in der Klasse nur zu gut, zeigt eine Umfrage des Nachhilfe-Instituts Lernquadrat http://www.lernquadrat.at , die am heutigen Dienstag in Wien präsentiert wurde. „Der Einfluss von Schulangst auf den Lernerfolg wird eindeutig unterschätzt“, betont Lernquadrat-Geschäftsführer Konrad Zimmermann.
Die Formen der Angst rund um die Schule sind vielfältig, verdeutlicht Studienleiter Stefan Grausenburger: „Am weitesten verbreitet ist die Angst vor dem Versagen und dessen negativen Folgen wie etwa Bestrafung, doch viele haben auch soziale Ängste vor öffentlicher Demütigung oder vor Mobbing, das durch Facebook und Co ganz neue Aktualität bekommt“, so der Psychologe gegenüber pressetext. Direkte Auslöser können negative Erlebnisse als auch stellvertretendes Lernen sein – „etwa wenn ein Schulfreund an der Tafel ausgelacht wird“.
Jeder Zweite betroffen
Die nicht repräsentative Umfrage, die Lernquadrat unter 500 Schülern im Alter von zehn und 18 Jahren durchgeführt hat, erhob ein Bild über die Folgen und Auswirkungen der Angst. 40 Prozent berichteten, dass sie sich durch den Schulalltag sehr belastet fühlen. Sogar 50 Prozent haben vor Prüfungen, Referaten und Schularbeiten Angst.
Mädchen sind von Schulangst häufiger betroffen als Burschen, so die Detailauswertung. Auch bei Kindern aus niedrigeren sozialen Schichten oder von Alleinerziehern ist das Problem vermehrt zu finden, sowie bei Kindern und Jugendlichen, denen es an Selbstregulation, Umgang mit Kritik und sozialen Fähigkeiten fehlt oder die sehr auf Anerkennung anderer angewiesen sind. „Auch die Eltern spielen eine wichtige Rolle, da Kinder ihr Verhalten in schwierigen Sozial- und Leistungssituationen nachahmen“, erklärt Grausenburger.
Hürde für den Erfolg
Die Folgen der Angst können sehr weit reichen. „Verängstigte Schüler sind viel mehr von anderen Reizen abgelenkt und können sich bei Schularbeiten kaum auf die Aufgabenstellung konzentrieren“, berichtet der Experte. Angst lässt somit häufiger scheitern und senkt den Lernerfolg, was das Selbstvertrauen und die Motivation verschlechtert.
Das zeigt auch die Umfrage: 60 Prozent gaben an, dass die Angst ihre Leistung sinken lässt und jeder Zweite verliert durch sie seine Konzentration. Jeder Vierte berichtete von körperlichen Folgen wie Bauchweh, Schlafstörungen, Verspannungsgefühl oder Kopfschmerzen. 18 Prozent der Befragten haben schon einmal die Schule geschwänzt, weil sie sich dort unwohl fühlten. 30 Prozent haben dies zumindest überlegt.
Angst kann man verlernen
Schulangst äußert sich sehr unterschiedlich und Symptome können durchaus auch auf andere Probleme zurückgehen, weshalb körperliche Beschwerden beim Hausarzt abgeklärt werden sollten. Die wichtigste Maßnahme ist die, dem Kind Zeit für gemeinsame Gespräche zu widmen. Weitere Ansprechpartner sind Lehrer und Schulpsychologen, bei Bedarf sollte man auch professionelle Hilfe durch Jugendpsychologen suchen. Liegen die Probleme vor allem im Umfeld des Schülers, kann ein Schulwechsel günstig sein.
Doch bereits das Alltagsverhalten trägt viel dazu bei, dass Kinder Ängste abbauen können. „Statt die Angst zu verstärken, sollten Eltern positiv denken, konkrete Handlungsanleitungen geben und falsche Erwartungen hinterfragen, da hoher Leistungsdruck oder Strafandrohung meist hinderlich sind. Kinder brauchen nicht Vergleiche mit Geschwistern oder Klassenbesten, sondern Lob auch für kleine Fortschritte. Denn genauso wie Angst erlernt wird, kann man sie auch wieder verlernen“, betont Grausenburger.
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Zimmermann, Grausenburger: Schulangst ist verlernbar (Foto: fotodienst.at/Fuchs)