Medulloblastome sind die häufigsten bösartigen Hirntumore im Kindesalter. Münchner Forscher haben nun entdeckt, dass die Tumorzellen ein spezielles Eiweiß (FoxM1) brauchen, um ungehindert zu wachsen. Das Experiment wurde noch nicht an Lebewesen erprobt. „Der zweite Schritt wäre, diese Erkenntnisse am Tiermodell anzuwenden und der dritte Schritt wäre, es am Menschen auszuprobieren“, sagt Ulrich Schüller vom Zentrum für Neuropathologie der Ludwig-Maximilians-Universität http://www.uni-muenchen.de , gegenüber pressetext.
Neue Therapieansätze denkbar
Die Erkenntnisse der Wissenschaftler sollen als Basis für die Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten gegen das Medulloblastom dienen. Denn den Medizinern ist es gelungen, das krebsfördernde Eiweiß medikamentös zu unterdrücken und so das Tumorwachstum zu hemmen. Die Deutsche Krebshilfe http://krebshilfe.de unterstützt das Projekt mit 435.000 Euro.
Dass andere Krebsarten – wie etwa Brust-, Lungen- oder Prostatakrebs – FoxM1 brauchen, um zu wachsen, wussten die Forscher bereits. Das Forschungsteam um Schüller hat das gleiche Prinzip nun auch für kindliche Hirntumore nachgewiesen. FoxM1 gehört zur Gruppe der Transkriptionsfaktoren. Diese Proteine steuern die Umsetzung der im Erbgut enthaltenen Informationen.
Beim gesunden Menschen steuert das Eiweiß das Zellwachstum, indem es die entsprechenden Gene an- und wieder ausschaltet. Bei Krebszellen ist dieses System jedoch außer Kontrolle geraten: FoxM1 ist permanent aktiv und die bösartigen Zellen vermehren sich ungehindert. Da FoxM1 für das Wachstum der Tumorzellen verantwortlich ist, stellt das Eiweiß einen Ansatzpunkt für neue Therapien dar.
FoxM1 in Krebszellen unterdrücken
Den Forschern ist es gelungen, das Wachstum von Medulloblastomzellen über FoxM1 medikamentös zu unterdrücken. Zudem konnte FoxM1 nur in Krebszellen unterdrückt werden, gesunde Zellen wurden nicht beeinträchtigt. „Mit Hilfe dieser Erkenntnisse können wir möglicherweise direkt in die Mechanismen der Tumorentstehung eingreifen und Medulloblastome gezielt zerstören“, erläutert Schüller.
Die Konzentration von FoxM1 in den Krebszellen eignet sich zudem, die Aggressivität eines Medulloblastoms zu bestimmen. Denn, je größer die Menge des Eiweißes in den Krebszellen ist, desto schwerer verläuft die Erkrankung. Solche Erkenntnisse spielen auch bei der Wahl der richtigen Therapie eine wichtige Rolle. „Moderne Behandlungskonzepte kombinieren die chirurgische Tumorentfernung mit Chemo- und Strahlentherapien. Diese sind aber teilweise mit schweren Nebenwirkungen verbunden“, so Schüller.
Mit Hilfe von FoxM1 als Diagnosehilfe ließe sich künftig die Art der Behandlung individueller an den Patienten anpassen. Ziel der geförderten Forschungsprojekte ist es, innovative Strategien zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen zu entwickeln, erläutert Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. „Dabei ist es besonders wichtig, dass die neu gewonnenen Erkenntnisse rasch aus dem Labor in die klinische Anwendung überführt werden, damit sie schnellstmöglich den Betroffenen zugute kommen.“
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Ulrich Schüller im pressetext-Gespräch (Foto: Wilhelm Sander-Stiftung)
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