Wenn eine Schwangere Omega-3-Fettsäuren in Form von Fisch oder Fischölkapseln verzehrt, hat das keinen Einfluss auf das künftige Gewicht des menschlichen Nachwuchses. Bisher ging die Wissenschaft davon aus, dass sich Gewicht des Nachwuchses bereits im Mutterleib festgelegt. Die Lehrmeinung war: Die Aufnahme „schlechter“ Fette in der Schwangerschaft erhöhe die Bildung kindlicher Fettzellen und dass „gute“ Omega-3-Fettsäuren vor Übergewicht schützten. Eine Studie an der Technischen Universität München (TUM) http://portal.mytum.de konnte eine solche fötale Programmierung aber nicht bestätigen.
Keinen Unterschied in der Fettgewebsentwicklung
Eine Gruppe nahm während Schwangerschaft und Stillzeit gezielt mehr Omega-3-Fettsäuren zu sich. Eine andere Gruppe ernährte sich wie gewohnt. „Es gab keinen Unterschied in der Fettgewebsentwicklung der Kinder“, sagt Hans Hauner, Leiter des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin der TUM, gegenüber pressetext.
Im Alter von zwölf Monaten sind die Kinder, deren Mütter „gutes“ Fett zu sich genommen haben, genauso rund oder schlank wie die Kinder der Kontrollgruppe. „Was wir nicht ausschließen können ist, dass erst nach dem ersten Lebensjahr ein Effekt zum Vorschein kommt. Wir gehen aber davon aus, dass die Hypothese falsch ist“, sagt Hauner. Die Forscher überprüfen die Kinder noch weitere vier Jahre. Die Hypothese, dass Omega-3-Fettsäuren positive Effekte auf die Fettgewebsentwicklung haben, kommt aus Tierexperimenten. Bei anderen Säugetieren wurde sie bestätigt. Allerdings habe man bei den Tierexperimenten große Mengen an Fischöl verabreicht, erklärt Hauner.
Daher galt eine erhöhte Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren in der mütterlichen Ernährung als vielversprechend für die Vorbeugung von Übergewicht und Adipositas. Fettleibigkeit im Kindesalter ist eine Ursache von Typ-2-Diabetes und erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Ernährungsmediziner sind deshalb auf der Suche nach wirksamen Präventionsmaßnahmen. „Die Vorbeugung von Übergewicht und Adipositas sollte so früh wie möglich erfolgen“, betont der Wissenschaftler. Aber eine Prävention von kindlichem Übergewicht durch die Einnahme von Fischöl-Präparaten in der Schwangerschaft konnte in der Studie nicht nachgewiesen werden.
Kritisch hinterfragen
„Vieles, was Nahrungsergänzungsmittel versprechen, muss kritisch hinterfragt werden“, sagt Hauner. „Die Entwicklung im Mutterleib ist ein komplexer Prozess und lässt sich nicht auf einen einfachen Zusammenhang zwischen Nährstoffzufuhr und Fettgewebsentwicklung reduzieren. Zudem kommen zum Beispiel im Kindergarten und in der Schule weitere Umweltfaktoren hinzu, die sich auf das Körpergewicht auswirken“, ergänzt der Forscher. Die Kinder werden deshalb im Rahmen der Studie bis zu ihrem fünften Lebensjahr in regelmäßigen Abständen untersucht. Auch weitere Annahmen über die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren sollen noch geprüft werden, beispielsweise der mögliche Schutz vor Asthma oder Neurodermitis.
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Professor Hans Hauner (Foto: TUM)