KIEL. Fledermausschutz ist in Schleswig-Holstein eine auch in der kalten Jahreszeit fortdauernde Aufgabe. Darauf weist das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume heute (3. Januar) hin.
Zwischen Nord- und Ostsee wird dem Schutz der Fledermäuse seit Jahrzehnten ein besonderes Gewicht gegeben. Das zeigen auch die hier erreichten Erfolge, die über die Landesgrenzen hinweg Anerkennung genießen und nur möglich waren, weil das Ministerium eine enge Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden, lokalen Aktionen und zahlreichen ehrenamtlichen Fledermausschützern pflegt. Die teils seit Jahrzehnten bestehende Zusammenarbeit soll weiter fortgesetzt und intensiviert werden. Deshalb genießen alle in Schleswig-Holstein vorkommenden Fledermausarten im schleswig-holsteinischen Artenhilfsprogramm von 2008 höchste Priorität.
Da Fledermäuse im Winter andere Lebensräume besiedeln als im Sommer, ist der Schutz dieser Tiergruppe jedoch auch besonders anspruchsvoll. Bislang wurden im Rahmen des Monitorings 78 unterirdische Winterquartiere im Land gefunden. Der Erhalt und die Neuschaffung geeigneter Plätze ist eine zentrale Aufgabe der Schutzbemühungen. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl an unterirdischen Überwinterungsquartieren stetig an. Insbesondere im Rahmen militärischer Konversionsprojekte haben sich zuletzt große Chancen für den Fledermausschutz ergeben. Große Bunkerkomplexe beispielsweise in der Nähe von Kropp und Eggebek konnten mit Unterstützung des Umweltministeriums unter anderem als Winterquartiere für Fledermäuse hergerichtet werden. Die Bunkeranlagen bei Kropp haben sich mittlerweile zu einem der bedeutendsten Winterquartiere des Landes entwickelt: Im vergangenen Winter nutzen insgesamt 854 Fledermäuse, die sich auf sieben Arten verteilten, die Anlage. Nur in drei schleswig-holsteinischen Quartieren konnten höhere Überwinterungszahlen ermittelt werden.
Das bedeutendste Quartier stellen mit weitem Abstand die Höhlen im Segeberger Kalkberg dar. Hier überwintern alljährlich bis zu 24.000 Fledermäuse, die insgesamt acht Arten angehören. Damit hat dieses Winterquartier sogar internationale Bedeutung. Der so genannte Brauereikeller in Schleswig (max. 3.000 Tiere aus drei Arten) sowie die Levensauer Hochbrücke (1.500 bis 3.000 Tiere aus sieben Arten) sind zumindest von mitteleuropäischer Bedeutung. Weitere neun Objekte erreichen noch eine nationale Bedeutung. Die übrigen Quartiere besitzen eine mehr oder weniger hohe landesweite Bedeutung.
Fledermäuse sind in Schleswig-Holstein in der warmen Jahreszeit allgegenwärtig und können nach Einbruch der Dunkelheit in Wäldern ebenso beobachtet werden wie in Dörfer und sogar Städten. Mit dem Ende des Sommers werden die Tiere zunehmend seltener und verschwinden ganz, wenn sie, etwa ab Ende August, nach geeigneten Winterquartieren für die Zeit des Winterschlafes suchen. Hierfür legen sie Fettvorräte an, deren alleiniger Zweck es ist, während des Aufwachens die notwendige Energie zu liefern, mit der wieder die normale Körpertemperatur erreicht werden kann. Während des Winterschlafes sinkt die Körpertemperatur der Fledermäuse bis auf wenige Zehntel Grad über die Werte der Umgebungstemperatur, aber nicht tiefer als die Temperatur, bei der das Blut nicht mehr in der Lage ist, Sauerstoff zu transportieren. Deshalb müssen ihre Winterquartiere frostsicher, hinreichend feucht und so gestaltet sein, dass die schlafenden Fledermäuse für ihre Feinde nicht gut erreichbar sind. Perfekte Winterquartiere stellen Höhlensysteme dar, aber auch Stollen, Keller und Festungsanlagen werden gerne angenommen.
Alle in Schleswig-Holstein vorkommenden Fledermausarten werden in der FFH-Richtlinie aufgeführt und genießen als streng geschützte Arten den in Deutschland höchstmöglichen gesetzlichen Schutz.
Verantwortlich für diesen Pressetext:Christian Seyfert, Christiane Conrad
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume | Mercatorstr. 3, 24106 Kiel