Idyll: Schilfgürtel am Stechlinsee (Foto: M. Feierabend)

Dogma ade: Intakte Gewässer produzieren Methan – 70 Prozent des Anteils in der Atmosphäre stammen aus Flüssen und Seen

Auch ein See mit intakter Nährstoffbilanz bildet Methan, das in die Atmosphäre entweichen kann. Bisher galten ausschließlich übernutzte, nährstoffreiche Gewässer als Quelle für das klimaschädliche Gas. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) http://www.igb-berlin.de haben nun beweisen, dass auch in intakten Seen mit viel Sauerstoff Methan gebildet.Idyll: Schilfgürtel am Stechlinsee (Foto: M. Feierabend)

Flüsse sondern Methan ab

 

„Es herrschte ein Dogma in der Wissenschaft, dass das nicht möglich ist“, sagt IGB-Wissenschaftlerin Claudia Dziallas gegenüber pressetext. Binnengewässer blieben als Quelle von Treibhausgasen bislang eher unbeachtet. Forscher gehen aber davon aus, dass 70 Prozent des natürlichen Methangehalts der Atmosphäre aus Flüssen und stehenden Gewässern stammen. Nur hatte bisher kein Forscher Zonen von ausbalancierten Seen untersucht, wo Sauerstoff ist.

Im Schlamm am Grunde eines Sees dringt der Sauerstoff nur wenige Millimeter tief ein. Sauerstoffmeidende Bakterien zersetzen dort die sedimentierten Stoffe. Dabei können unter anderem Methan und Kohlendioxid entstehen. Diese Gase werden im Freiwasser von anderen Mikroorganismen genutzt. Ein Teil entweicht in die Atmosphäre. Im Stechlinsee, einem nährstoffarmen See, konnte in den gut durchlüfteten oberen zehn Metern der Wassersäule Methan nachgewiesen werden. Die maximale Methanproduktion hingegen war in sechs Metern Tiefe.

Baktien können weniger abbauen

„Der Grund für die erhöhten Methankonzentrationen ist, dass auch in den sauerstoffhaltigen Zonen des Sees Methan produziert wird und gleichzeitig die Produktion und die Oxidation von Methan räumlich getrennt stattfinden. In den Sommermonaten sind Seen wie der Stechlin stark geschichtet, sodass die methanoxidierenden Bakterien das in den gut durchlüfteten oberen Schichten des Sees gebildete Methan nicht abbauen können und dort daher erhöhte Methankonzentrationen auftreten“, erklärt Studienleiter Hans-Peter Grossart.

Die Klimaforschung sollte die Rolle der Binnengewässer für den Ausstoß von Klimagasen stärker berücksichtigen, fordert Grossart. Kollegen aus seiner Abteilung hatten in einer früheren Studie berechnet, dass im Sommer pro Hektar Wasserfläche eines nährstoffreichen, sauerstoffarmen Sees täglich 12.000 Liter klimarelevantes Gas entweicht und die Luft mit 6,2 Kilogramm Kohlenstoff belastet.

„Angesichts einer Fläche von 2,5 Mio. Quadratkilometern, die Binnengewässer weltweit einnehmen, wird die Dimension des Problems klar“, meint Grossart. Auch wenn in einem intakten Gewässer wie dem Stechlinsee eine Methanbildung nachgewiesen werden konnte, sind vor allem stark mit Nährstoffen belastete Gewässer eine Quelle für klimarelevante Gase wie Methan und Kohlendioxid.

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Idyll: Schilfgürtel am Stechlinsee (Foto: M. Feierabend)