Eine bei PloS One http://www.plosone.org veröffentlichte Studie hat über drei Jahre hinweg 4,6 Mrd. Tweets von über 63 Mio. Menschen ausgewertet. Zwischen September 2008 und September 2011 wurden mehr als 46 Mrd. Wörter untersucht. Die Forscher kommen zum Ergebnis, dass die Twitter-User immer unglücklicher werden. „Es sind zwar immer mehr Menschen online vernetzt, die Motive dafür sind aber sehr unterschiedlich. Das kann bei Studien zu einer selbstselektierten Stichprobe führen. Ich würde deshalb nicht unterschreiben, dass solche Studien repräsentativ für die Gesamtbevölkerung sind“, sagt Oswald Kothgassner von der Universität Wien http://univie.ac.at im Gespräch mit pressetext.
Glücks-Skala
Die US-Studie erhebt die Glückseligkeit der Menschen, indem 10.000 Schlüsselwörtern ein gewisser Wert zugeteilt wird. „Lachen“ beispielsweise hat einen hohen Wert von 8,50. „Gier“ hat 3,06 und „Terrorist“ 1,30. So können Tweets systematisch untersucht werden. Über einen längeren Zeitraum entsteht ein Stimmungsbarometer. „Es ist sehr schwierig einzuschätzen, was mit solchen Erhebungen tatsächlich gemessen wird“, so Kothgassner. Der traurigste Tag im Untersuchungszeitraum war der 2. Mai 2011, der Tag an dem Osama Bin Laden erschossen wurde. Insgesamt ist die Stimmung seit 2009 ständig gesungen. Dieseer Trend hat sich seit Januar noch verstärkt.
Für punktuelle Kollektiv-Depressionen sorgten unter anderem der Rekordverlust des Dow Jones Index im September 2008, die Schweinegrippe-Panik, das Dahinscheiden von Berühmtheiten wie Michael Jackson oder Patrick Swayze, diverse Naturkatastrophen und Englands Niederlage bei der Fußball Weltmeisterschaft. Feiertage sorgen dagegen für generelle Ausgelassenheit. An Samstagen ist die Stimmung tendenziell hoch, während sie an Dienstagen den Wochentiefpunkt erreicht. Manche dieser Trends werden auch von Facebook bestätigt, das ein eigenes Glücks-Barometer verwendet.
Unerreichte Datenmengen
Soziale Netzwerke sind für die Wissenschaft relativ neue Werkzeuge. „Da schlummert viel Potenzial. Der Zugang zu großen Mengen von Daten wird extrem vereinfacht. Allerdings gibt es auch ethische und rechtliche Probleme was Privatsphäre und Datenschutz angeht. Die Forscher dürfen nicht zu gierig werden“, so Kothgassner. Neben dem Sammeln von Daten vereinfachen soziale Netzwerke auch die Rekrutierung von Studienteilnehmern. „Auch an der Universität Wien laufen gerade Pilotprojekte, die soziale Netzwerke verwenden, um Teilnehmer für Online-Befragungen zu finden. Die Hoffnung ist, dass die Fragebögen durch ein Schneeballsystem von möglichst vielen Leuten ausgefüllt werden“, erklärt Kothgassner.
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Hängender Kopf: Verbreitet bei Twitter (Foto: pixelio.de, S. Hofschlaeger)