Schleswig-Holstein übergibt Vorsitz der Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz an Bayern

KIEL. Mit dem Jahreswechsel geht der Vorsitz der Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz (GFMK) von Schleswig-Holstein auf Bayern über. Die 21. GFMK im Jahr 2011 war geprägt von der Debatte über die Ergebnisse des Sachverständigengutachtens zum Ersten Gleichstellungsbericht des Bundes. Dabei wurde deutlich: Wer die Herausforderungen der Zukunft meistern will, muss die bestehende asymmetrische Rollenteilung von Frauen und Männern erkennen und Anreize hierfür beseitigen. Dazu erklärte der Vorsitzende der 21. GFMK, Schleswig-Holsteins Gleichstellungsminister Emil Schmalfuß: „Frauen und Männern haben zwar auf dem Papier die gleichen Chancen, die reale Lebenswirklichkeit sieht aber anders aus. Gesellschafts- und gleichstellungspolitisch ist es eine Zukunftsfrage, dass wir für Frauen und Männer gleiche Chancen und Wahlmöglichkeiten bieten und diese auch systematisch absichern.“ Staatliche Systeme setzen regelmäßig mit dem Blick auf die Verwirklichung von Chancen beider Geschlechter widersprüchliche Anreize, sei es in einer verlässlichen Kinderbetreuung oder im Sozial- und Steuersystem. Eine moderne Frauen- und Gleichstellungspolitik, die einem zukunftsfähigen Gesellschaftsbild entspricht, ist zugleich starkes Element einer zukunftsorientierten Wirtschafts- und Innovationspolitik. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenziale von Frauen und Männern sind so bedeutend, dass sie bestmöglich auszuschöpfen sind. Ein Abbau von Anreizen für asymmetrische Rollenteilung ist damit auch eine Reaktion auf den zu erwartenden Fachkräftemangel.

„Die von mir als Vorsitzendem angestrebte offene Diskussion zu Verwirklichungs-chancen und echter Wahlfreiheit hat zu einem ehrlichen Austausch geführt“, so Schmalfuß weiter. „Der einstimmig angenommene Leitantrag der 21. GFMK beschreibt die wesentlichen und vielfältigen Handlungsfelder, die wir gemeinsam mit einem breiten gesellschaftlichen und politischen Bündnis zu bestellen haben. Viele Akteurinnen und Akteure in Gesellschaft und Politik haben den von mir angeregten Dialog positiv aufgegriffen.“

Weiteres wesentliches Thema des gesamten Konferenzjahres war die bundesweite Debatte um Frauen in Führungspositionen. Die GFMK hält mehrheitlich eine angemessene Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen nicht nur aus rechtlichen Gründen, sondern auch unter ökonomischen Aspekten für notwendig. In Schleswig-Holstein prägte die Diskussion um die Sicherstellung der erforderlichen Infrastruktur für Frauen in Gewalt- und Krisensituationen das Jahr. Sie umfasst auch die bundesweit zu regelnde Kostenerstattung für Frauenhausaufenthalte und das bundesweite Frauen-Hilfetelefon für die Erstberatung in mehreren Sprachen.

Die Mitarbeit der GFMK am Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung des Nationalen Integrationsplans hat die Vorteile einer gemeinsamen Gleichstellungs- und Integrationsabteilung verdeutlicht. Denn die Gleichstellungspolitik muss die besonderen Fragestellungen der Integrationspolitik in den Blick nehmen und umgekehrt. Ein gemeinsam geschärfter Blick sorgt für eine vielfältige, offene und gleichberechtigte Gesellschaft.

Zwanzig Jahre nach der Ersten Frauenministerkonferenz in Potsdam beschritt die 21. GFMK mit der Einrichtung eines Internetauftritts www.frauenministerkonferenz.de und einem einheitlichen Logo mediales Neuland. Im Konferenzjahr gab es mit 100 Jahren Internationaler Frauentag, 60 Jahren Deutscher Frauenrat, 25 Jahren Bundesfrauenministerium und zehn Jahren Bundesgleichstellungsgesetz noch weitere Jubiläen im Bereich Frauen- und Gleichstellungspolitik und mit der ersten Frauenfußballweltmeisterschaft im Land einen weiteren Grund zum Feiern.

Oliver Breuer | Ministerium für Justiz, Gleichstellung und Integration | Kiel |