Kind mit Teddy: Frühe Gewalterfahrung löst Daueralarm (Foto: aboutpixel/Dorit)

Kindesmissbrauch wirkt wie Kriegseinsatz – Verstärkte Wahrnehmung von Emotionen bringt Nachteile

Missbrauch und Gewalt in der Familie programmiert das Gehirn eines Kindes dafür, mögliche Gefahrenquellen besser wahrzunehmen. Das berichten Forscher vom University College London http://ucl.ac.uk in der Zeitschrift „Current Biology“. In der laut den Wissenschaftlern ersten Untersuchung der beteiligten Gehirnregionen durch funktionelle Bildgebung zeigte sich, dass die Verdrahtung der Neuronen nach Missbrauch ähnlich verändert ist wie bei Soldaten, die in eine Kampfhandlung geraten sind.Kind mit Teddy: Frühe Gewalterfahrung löst Daueralarm (Foto: aboutpixel/Dorit)

Stärkere Reaktion auf Zorn

 

Schon bisher zählten frühe Gewalt und Misshandlungen zu den stärksten Risikofaktoren aus der Umwelt für spätere Angststörungen und Depression. Über welche Mechanismen diese oft langfristige Prägung geschieht, war jedoch wenig bekannt. Die britischen Forscher beobachteten die Gehirne betroffener Kinder, während sie ihnen Bilder von zornigen und traurigen Gesichtern zeigten. Auffallend aktiv waren der vordere Teil der Inselrinde sowie die Amygdala, zwei für die Wahrnehmung von Gefahren und die Vorwegnahme von Schmerzen zuständige Regionen.

Anpassung mit hohen Kosten

„Die verbesserte Reaktion kann für die betroffenen Kinder eine Strategie sein, die kurzfristig durchaus erfolgreich ist und vor Gefahren schützen kann“, erklärt Studienleiter Eamon McCrory. Statt einer Schädigung wurde somit eine Anpassung an eine gefährliche Umgebung sichtbar. Diese kommt freilich zum Preis der erhöhten Verletzbarkeit gegenüber Stressfaktoren, die auch viel später noch die psychische Gesundheit beeinträchtigen kann. Selbst wenn ein Kind keine direkte Zeichen von Gewalt oder Depression zeigen, können sich somit derartige Erfahrungen auf Neuronenebene auswirken.

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