In etwa 1.000 Arbeitsstunden haben der Polit-Blogger Marko Rakar http://www.pollitika.com und einige Gleichgesinnte Informationen über die Auftragsvergabe auf allen Ebenen der kroatischen Verwaltung gesammelt und kostenlos zugänglich gemacht. Über die Suchfunktion kann jeder User die Daten nach Unregelmäßigkeiten durchforsten. „Solche Projekte sind extrem wichtig. Sie helfen Transparenz zu schaffen und zeigen auch Praktiken auf, die zwar nicht illegal, aber moralisch verwerflich sind“, sagt Alexander Klimburg vom Österreichischen Institut für Internationale Politik http://www.oiip.at gegenüber pressetext. Veröffentlichte Daten
Marko Rakar wird nicht zum ersten Mal mit der Veröffentlichung von regierungskritischen Informationen in Verbindung gebracht. Auch an der Aufdeckung zweier großer Skandale im Zusammenhang mit Wahlbetrug und der Erschleichung von ungerechtfertigten Veteranenpensionen im großen Stil war er maßgeblich beteiligt. In Medienberichten wird seine Seite schon mit Wikileaks verglichen. Der Vergleich hinkt aber, wie auch Rakar selbst betont. Im Gegensatz zur Whistleblower-Plattform verwendet das kroatische Angebot nämlich nur Informationen, die von vornherein öffentlich zugänglich sind. Brisant werden die Fakten durch die Aufbereitung und die einfache Verfügbarkeit.
„Transparenz ist für Demokratien ein wichtiges Ziel. Durch die digitale Revolution gibt es auch eine entsprechende Erwartungshaltung in der Bevölkerung. Die technische Entwicklung hat den allgemeinen Zugang zu Informationen enorm erleichtert“, sagt Klimburg. Die Daten, die Rakar jetzt in Kroatien zugänglich gemacht hat, betreffen die Ausgaben der Verwaltung seit dem 1. Juli 2009. Mit wenigen Handgriffen lässt sich feststellen, welcher Beamte wie viele Aufträge an welche Firmen gegeben hat. Erfasst sind alle öffentlichen Stellen, von der Regierung bis zu staatlichen Versorgungsbetrieben.
Findige Nutzer
In den ersten 36 Stunden haben 40.000 Nutzer die neue Plattform von Rakar besucht. Schon jetzt haben einige neugierige User Unregelmäßigkeiten festgestellt. Einige Firmen scheinen beispielsweise nur für einzelne öffentliche Aufträge gegründet worden zu sein. Andere begünstigte Firmen gehören Politikern und wieder andere haben unwahrscheinlich hohe Gewinne mit öffentlichen Aufträgen gemacht. „Solche Systeme funktionieren als Kontrollinstanzen sehr gut. Einige Institutionen, wie etwa die Stadt Wien, stellen der Allgemeinheit mittlerweile einfach Rohdaten zur Verfügung und lassen die User selber mögliche Anwendungen finden“, so Klimburg.
Noch sind Projekte wie jenes von Rakar spärlich gesät. Durch die zunehmende Vernetzung werden aber zwangsläufig auch Informationen immer leichter zugänglich. „Der Makro-Trend geht in Richtung Open-Data. Die Hierarchien verflachen langsam. Das gilt sowohl für liberale Demokratien als auch für repressive Regime. Diese Entwicklung befindet sich aber erst am Anfang. Die industrielle Revolution hat schließlich auch eine Weile gedauert“, sagt Klimburg.
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Rakar: Kluge Nutzung öffentlicher Information (Foto: cc personaldemocracy)