Wiesbaden – Im Jahr 2010 wurden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) insgesamt 102.813 Fälle von Wirtschaftskriminalität registriert (2009: 101.340). Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg von 1,5 Prozent (1.473 Fälle).
BKA-Präsident Ziercke: „Die polizeilichen Daten geben das tatsächliche Ausmaß der Wirtschaftskriminalität nur eingeschränkt wieder. In erster Linie sind es die Interessenlagen der Opfer, die zur Folge haben, dass nur ein Teil der begangenen Wirtschaftsdelikte bei den Strafverfolgungsbehörden angezeigt wird. Betroffene Unternehmen fürchten Image- und Reputationsverluste. Die interne Schadensbegrenzung steht oftmals noch an erster Stelle.“
Phänomenbereiche der Wirtschaftskriminalität: Im Jahr 2010 wurden in der PKS 12.174 Fälle der Anlage- und Finanzierungsdelikte registriert, ein Rückgang um 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der hohe Anstieg in 2009 beruhte auf Umfangsverfahren in Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Sachsen.
Das Gleiche gilt für Delikte im Bereich des Kapitalanlagebetruges. Hier wurden im Berichtsjahr 11.411 Fälle erfasst, was einem Rückgang von knapp 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Bemerkenswert ist, dass in diesem Deliktsbereich trotz des Fallzahlenrückgangs der registrierte Schaden um 46 Prozent von 418 auf 610 Millionen Euro gestiegen ist. Im Jahr 2010 wurden der Polizei 11.191 Arbeitsdelikte bekannt, nahezu der gleiche Wert wie 2009. Bei den so genannten Wettbewerbsdelikten wurden 3.362 Fälle registriert, ein Rückgang von knapp 16 Prozent. Der festgestellte Schaden sank von 29 Millionen Euro im Jahr 2009 auf 18 Millionen Euro (- 38 Prozent). Die Produkt- und Markenpiraterie bildet in diesem Bereich weiterhin den Schwerpunkt. Mit 11.707 Insolvenzdelikten stieg hier die Fallzahl um 3,5 Prozent leicht an. Bei den Fällen von Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen gingen die Zahlen 2010 um rund 20 Prozent auf 3.790 zurück, die Schäden sanken um ca. 25 Prozent auf 35 Millionen Euro.
Obwohl die Gesamtfallzahlen nahezu gleich geblieben sind, belief sich der durch die Wirtschaftskriminalität verursachte Schaden 2010 auf 4,66 Milliarden Euro (2009: 3,43 Milliarden Euro) und ist damit um rund 36 Prozent angestiegen. Delikte der Wirtschaftskriminalität verursachten somit über die Hälfte des in der PKS ausgewiesenen Gesamtschadens von rund 8,4 Milliarden Euro. Dabei hat die Wirtschaftskriminalität nur einen Anteil von 1,7 Prozent an den insgesamt polizeilich bekannt gewordenen Straftaten (2010: 5.933.278).
Die Anzahl der Fälle aus dem Bereich der Wirtschaftskriminalität, in denen das Internet als Tatmittel genutzt wurde, ist deutlich um 20.374 auf 31.093 Fälle (+ 190 Prozent) angestiegen. Im Jahr 2010 wurde damit bei mehr als jedem vierten Fall von Wirtschaftskriminalität das Internet genutzt. Maßgeblich für diese Entwicklung ist der Umstand, dass klassische Betrugsformen mehr und mehr unter Verwendung des Internet begangen werden.
BKA-Präsident Ziercke: „Angesichts der sich ständig weiterentwickelnden technischen Rahmenbedingungen und sich dadurch ergebender Tatgelegenheiten wird der Anteil des Internets bei der Begehung von Wirtschaftsstraftaten auch künftig weiter zunehmen.“
Für den Bereich der angezeigten Wirtschaftskriminalität konnten 2010 insgesamt 37.278 Tatverdächtige registriert werden, rund 4 Prozent mehr als im Vorjahr (2009: 35.801).
Die Aufklärungsquote betrug im Berichtsjahr 91 Prozent (2009: 92 Prozent) und lag damit erneut deutlich höher als bei der Gesamtkriminalität (56 Prozent). Dies liegt u. a. darin begründet, dass der Geschädigte in der Regel den Täter kennt.
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Bundeskriminalamt - Pressestelle