- Save the Children: Militärkoalition im Jemen-Konflikt müsste auf „Liste der Schande“ der UNO stehen
Berlin, 30.07.19 – Anlässlich der Veröffentlichung des neuen UN-Berichts zu Kindern und bewaffneten Konflikten bedauert Save the Children die Zurückhaltung gegenüber der von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten geführten Militärkoalition…
Im vergangenen Jahr wurden laut dem am Dienstag vom UN-Generalsekretär veröffentlichten Bericht „Children and Armed Conflict“ (CAAC) mindestens 1689 Kinder im Jemen getötet oder verstümmelt, davon 729 durch Angriffe der Militärkoalition. Hinzu kamen 15 Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser. Dennoch wird die Koalition in dem Bericht nicht für beide schweren Verbrechen auf die jährliche sogenannte „Liste der Schande“ gesetzt.
„Der UN-Generalsekretär verzichtet damit darauf, die Koalition für Angriffe auf Kinder in Wohnhäusern und Schulen verantwortlich zu machen“, sagt Susanna Krüger, Vorstandsvorsitzende von Save the Children Deutschland. „Das zeigt, dass er politische Erwägungen über das Wohl der Kinder stellt und dass Staaten mit mächtigen Verbündeten straflos davonkommen, selbst wenn sie Kinderleben zerstören.“
In dem jährlich veröffentlichten UN-Bericht werden schwere Verbrechen an Kindern in Konflikten dokumentiert. Diese reichen von Tötungen und Verstümmelungen über die Rekrutierung von Kindersoldaten und sexuellen Missbrauch, die Verweigerung des Zugangs zu humanitärer Hilfe bis hin zu Angriffen auf Schulen und Krankenhäuser. Save the Children lenkt in seinem 100. Jubiläumsjahr verstärkt den Blick auf den Schutz von Kindern in Konflikten und fordert in einer Petition, dass Schulen sichere Orte sein müssen.
Erst einen Tag vor der Veröffentlichung des UN-Berichts wurden im Jemen bei einem Luftangriff auf einen Markt im Norden des Landes 14 Menschen getötet, darunter vier Kinder. Elf weitere Kinder wurden mit Verletzungen in ein von Save the Children unterstütztes Krankenhaus eingeliefert.
Auf der „Liste der Schande“ sind die Namen von 63 Konfliktparteien aufgelistet. „Andere sind so aufgelistet, wie sie es sollten“, sagt Krüger. „Die Entscheidung, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate nicht zu nennen, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der jemenitischen Opfer, es ist auch ein großer Rückschlag für die Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen bei ihrer Forderung nach Rechenschaftspflicht. Das sollte einen Sturm der Entrüstung auslösen, der den UN-Generalsekretär dazu zwingt, seine Entscheidung zu überdenken.“
Die Koalition um Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate wird im Anhang des Berichts zwar im Zusammenhang mit der Tötung und Verstümmelung von Kindern genannt, nicht jedoch bei der Verantwortung für Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser. Sie tauchen in einer schwächeren Unterkategorie auf, welche Konfliktparteien aufführt, die „Maßnahmen ergriffen haben, um den Schutz von Kindern zu verbessern“.
„Weltweit leben rund 420 Millionen Kindern in Konfliktgebieten, das ist jedes fünfte Kind“, betont Krüger. „Viele von ihnen kennen nur ein Leben in Gewalt und Angst vor Angriffen, der Weg zur Schule ist für sie zu gefährlich. Dieser Krieg gegen Kinder muss gestoppt werden. Ein Weg ist, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Nennung auf der ‚Liste der Schande‘ der UNO wäre ein erster Schritt dorthin.“
Auch beim Afghanistan-Konflikt nennt der Bericht nicht alle Verantwortlichen für Angriffe auf Kinder. Save the Children fordert den UN-Generalsekretär auf, eine vollständige Liste vorzulegen und auch in Zukunft in dem jährlichen Bericht alle Verantwortlichen für Kinderrechtsverbrechen klar zu benennen. Die Auswahl der auf der „Liste der Schande“ genannten Staaten darf nur nach glaubwürdigen und von der UNO überprüften Maßstäben erfolgen und nicht aufgrund von politischem Druck. Nur die Umsetzung eines UN-Aktionsplans zur Verhinderung von Kinderrechtsverbrechen darf dazu führen, dass eine Konfliktpartei von der Liste entfernt wird.
Unter diesen Links finden Sie Bilder und Berichte von dem Angriff im Jemen:
https://www.contenthubsavethechildren.org/Package/2O4C2S5SON8E
https://www.contenthubsavethechildren.org/Package/2O4C2S5YAQDS
Aussender: Susanne Sawadogo, Save the Children Deutschland e.V.
Redaktion: Torben Gösch