- Ministerin Karin Prien setzt auf Berichtszeugnisse für Kinder mit Förderbedarf
KIEL, 14.02.19 – „Lehrkräfte sind Fachkräfte. Sie können das, was in der Debatte manchmal verschwimmt: Sie können genau und differenziert hinschauen…
Und sie wissen im Ergebnis, dass nicht für jeden und jede dasselbe gut ist“, sagte heute (13. Februar) Bildungsministerin Karin Prien in der Landtags-Debatte über Noten oder Berichtszeugnisse für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Es gehe darum, junge Menschen mit unterschiedlichen Förderbedarfen bestmöglich zu ertüchtigen, so aktiv und so selbstständig wie möglich zu leben und ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen – „mit passgenau der Unterstützung, die sie brauchen“. „Ich danke unseren Lehrkräften und den multiprofessionellen Teams an den Schulen. Sie leisten jeden Tag viel dafür, dass das gelingt“, sagte die Ministerin.
Es sei sehr interessant, dass in der politischen Debatte auf einmal die Kritiker von Schulnoten Schulnoten fordern, und Befürworter von Noten diese kritisch sehen, sagte Prien. Hintergrund der Diskussion ist eine Verordnung des Ministeriums vom 18. Juni 2018, die besagt, dass Schülerinnen und Schüler, die zielgleich unterrichtet werden – also nach den Anforderungen der Lehrpläne und Fachanforderungen – Noten ab Jahrgangsstufe 3 bekommen. Schülerinnen und Schüler, die nicht nach den Fachanforderungen unterrichtet werden, sondern zieldifferent – also nach einem individuellen Förderplan – bekommen Berichtszeugnisse. Prien: „Weil es für Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Förderbedarfen keinen einheitlichen Bezugsrahmen für eine Notengebung gibt, sind Berichtszeugnisse in diesem Fall aussagekräftiger.“ Das sei ein ganz individueller Bezugsrahmen, der durch Noten nicht abgebildet werden könne. „Wir dürfen keine Quasi-Vergleichbarkeit erzeugen, wenn es eine direkte Vergleichbarkeit nicht gibt“, betonte die Bildungsministerin.
Karin Prien hob hervor, sie finde es richtig und gut, dass diese Debatte geführt werde. Sie zeige nämlich auf einen wichtigen Umdenkungsprozess: Es gehe im Sinne der Inklusion und der jungen Menschen nicht um „Gleichmacherei“ und „Gleichbehandlung“ – das würde zur Diskriminierung der zieldifferent beschulten Schülerinnen und Schüler führen. Es gehe vielmehr um die bestmögliche Förderung, um Anerkennung von Menschen in all ihrer Verschiedenheit – „um Achtung und Respekt und um den mitmenschlichen Zusammenhalt“. „Wenn diese Debatte dazu beiträgt, dass wir uns dieser Werte mehr bewusst werden und entsprechend handeln, führe ich sie gerne“, sagte die Bildungsministerin.
Aussender: Thomas Schunck, Ministerium für Bildung, Wissenschaft u. Kultur (SH)
Redaktion: Torben Gösch