Krankheiten kommen zurück
Eine Hystereseschleife führt dazu, dass die Auswirkungen eines Einflusses auch dann noch beobachtet werden, wenn diese Eingangsgröße selbst längst nicht mehr besteht. Aus dem Grund können zum Beispiel die Arbeitslosenzahlen trotz einer sich erholenden Wirtschaft weiter hoch bleiben. Daher ist auch der Widerstand gegen Impfkampagnen – wie zum Beispiel gegen Grippe – groß. Laut Forschungsleiter Feng Fu spielt die Vergangenheit eine Rolle. Jetzt sei klar, dass mittels der Hysterese ein Teil dieses Mechanismus erklärt werden könne.
Die in den „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlichten Forschungsergebnisse sind laut den Verfassern die ersten ihrer Art, die zeigen, wie sich eine Hysterese auf die öffentliche Gesundheit auswirken kann. In Teilen Europas und Nordamerikas sind Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps und Keuchhusten aufgrund einer unzureichenden Durchimpfungsrate wieder zurückgekehrt. Die aktuelle Studie zeigt, wie frühere Probleme mit Impfungen die Entscheidungen von Menschen heute und auch in Zukunft beeinflussen.
Fakten ändern Verhalten nicht
Laut Erstautor Xingru Chen sind Fakten und logische Argumente nicht ausreichend, um diese Hysterese im menschlichen Verhalten zu überwinden. Die Hystereseschleife kann laut der Studie durch Fragen zu Risiken und Wirkung von Impfstoffen ausgelöst werden. Negative Erfahrungen oder Wahrnehmungen beeinflussen den Trend, wie Impfungen angenommen werden. Die Impfkurve bleibt in der Folge in der Hystereseschleife stecken.
Laut Fu bestimmt bei den Impfraten die Vergangenheit und die Zukunft. Dies bedeute bedauerlicherweise, dass viele Menschen unnötig leiden werden, wenn es nicht gelingt, einen Ausweg aus dieser Schleife zu finden. Die Studie bezieht sich bei ihren Aussagen auf die Impfungen gegen Keuchhusten in England und Wales für den Zeitraum von 1978 bis 1992. Es dauerte 15 Jahre bis sich die Impfrate von 30 Prozent wieder auf 91 Prozent erhöhte. Laut den Forschern sollte das unter idealen Bedingungen nur ein Jahr dauern.
Aussender: pressetext, Moritz Bergmann
Redaktion: Torben Gösch