- Wissenschaftler haben eindeutige Auswirkungen bei erwachsenen Männern nachgewiesen
Vancouver, Cambridge, 02.10.18 – Durch Kindesmissbrauch entstandene Traumata lassen sich laut einer Studie von Forschern der University of British Columbia http://ubc.ca und der Harvard University http://harvard.edu in den Zellen der Opfer nachverfolgen. Für die Untersuchung wurden chemische Markierungen der DNA von 34 erwachsenen Männern analysiert. Aufgrund des kleinen Samples sind laut den Experten weitere Studien erforderlich. Unklar ist auch, ob diese Methylierung – also die chemische Abänderung der Grundbausteine der Erbsubstanz einer Zelle – auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen hat…
Methylierung als Schlüssel
Der Unterschied bei der Methylierung zwischen Personen, die missbraucht wurden und jenen, die davon nicht betroffen waren, könnte eines Tages vor Gericht als Biomarker für die Beurteilung eines behaupteten Missbrauchs eingesetzt werden. Laut Seniorautor Michael Kobor wird damit begonnen, die Methylierung als möglicherweise nützliches Tool bei strafrechtlichen Ermittlungen anzusehen. Fahnder könnten so zum Beispiel Hinweise auf das ungefähre Alter einer Person erhalten, die DNA-Spuren hinterlassen hat.
Die Methylierung fungiert bei Genen als „Dimmschalter“. Dadurch wird beeinflusst, in welchem Ausmaß ein bestimmtes Gen aktiviert wird oder eben nicht. Forscher konzentrieren ihre Arbeit immer mehr auf diese Aktivierung und Deaktivierung von Genen, die Epigenetik. Hier wird davon ausgegangen, dass sie von externen Faktoren wie der Umwelt einer Person oder ihren Erfahrungen beeinflusst wird. Die Forscher haben sich für die Studie auf die Methylierung bei Spermazellen konzentriert. Sie gingen davon aus, dass Belastungen in der Kindheit nicht nur die Gesundheit der direkt Betroffenen beeinflussen, sondern, wie bereits bei Experimenten mit Tieren nachgewiesen, auch ihre Nachkommen.
Spermaproben untersucht
Das Team hat eine Gruppe von Männern identifiziert, die Teil einer viel größeren Langzeitstudie der T.H. Chan School of Public Health der Harvard University waren. Diese wurden um eine Spermaprobe gebeten. Bei der Beantwortung sehr detaillierter Fragebögen, die Jahre zuvor ausgefüllt worden waren, hatten einige der Männer angegeben, als Kinder missbraucht worden zu sein.
Die Forscher konnten in der Folge eindeutige Unterschiede bei der Methylierung von Opfern und nicht von Missbrauch Betroffenen nachweisen. Sie zeigten sich in zwölf Abschnitten des Genoms der Studienteilnehmer. Den Forschern fielen dabei große Unterschiede beim „Dimmen“ dieser Abschnitte auf. Bei acht Abschnitten machte der Unterschied mehr als zehn Prozent aus, bei einer Region sogar 29 Prozent. Die Forschungsergebnisse wurden in „Translational Psychiatry“ veröffentlicht.
Aussender: pressetext, Moritz Bergmann
Redaktion: Torben Gösch