St. Louis, 27.08.18 – Die Hirnerkrankung Alzheimer ist künftig an den Augen ablesbar, noch bevor Symptome wie Vergesslichkeit auftreten, erwarten Mediziner der Washington University School of Medicine http://medicine.wustl.edu . Eine Früherkennung ist extrem wichtig, auch wenn es keine Medikamente gibt, die die gefürchtete Krankheit heilen können. Sie lässt sich nur verzögern. Das birgt die Option in sich, dass mit fortschreitender Erforschung der Krankheit doch noch eine Therapiemöglichkeit gefunden wird…
Verräterische Verdünnung der Retina
Mit der gleichen Technik, die Augenärzte verwenden, hat das Team um Bliss E. O’Bryhim bei 30 Patienten, die älter als 70 Jahre waren, Anzeichen für Alzheimer festgestellt. Ein Indiz dafür ist eine Verdünnung im Zentrum der Retina, also der Netzhaut. In früheren Studien hatten Forscher festgestellt, dass bei Menschen, die an Alzheimer gestorben waren, eine ebensolche Verdünnung festgestellt werden konnte. Außerdem war die Durchblutung dort gestört.
Bei der Hälfte der Patienten hatten die Ärzte zuvor mithilfe eines bildgebenden Verfahrens, der Positronen-Emissions-Tomografie (PET), Plaques entdeckt, Eiweißablagerungen, die Gehirnzellen zerstören. Wenn der Prozess der Plaque-Bildung beginnt, sind noch keine Symptome zu sehen. Diese treten im Extremfall erst zwei Jahrzehnte später auf. Genau bei diesen Patienten entdeckten die Ärzte die Veränderung in der Netzhaut. Die anderen Probanden, bei denen zuvor keine Plaques festgestellt worden waren, wiesen diese Verdünnung nicht auf.
Bestehendes Messverfahren erweitert
Bei den Tests haben die Experten eine Technik genutzt, die die Dicke der Retina misst. Dazu wird Licht ins Auge eingestrahlt. Bei dieser Diagnose lässt sich auch die Dicke der Sehnerven erfassen. Für den Alzheimer-Test erweiterten die Forscher ihr Messverfahren um eine Technik namens Angiografie, mit der es möglich ist, Blutgefäße von anderem Gewebe zu unterscheiden. Damit konnten sie feststellen, dass die Durchblutung des Zentrums der Netzhaut bei Menschen, die Alzheimer im Anfangsstadium hatten, gestört war.
„Die Retina und das zentrale Nervensystem sind so eng miteinander verknüpft, dass Veränderungen im Gehirn sich in den Zellen der Netzhaut widerspiegeln“, so der zum Team gehörende Ophthalmologie-Professor Rajendra S. Apte. Die Wissenschaftler glauben, dass dieser Test für Reihenuntersuchungen an 40- bis 50-Jährigen genutzt werden kann, um Risikopatienten zu erkennen. Eine endgültige Diagnose sei allerdings erst mit sehr viel teureren Tests möglich, etwa der PET.
Aussender: pressetext, Wolfgang Kempkens
Redaktion: Torben Gösch