TRAVEMÜNDE. Im abnehmenden Wind des dritten Wettkampftages nahmen die Regatten der Travemünder Woche Montag (25. Juli) Fahrt auf. Gleichwohl blieb das Geschehen auf den Bahnen bei durchziehenden Wolkenfronten schwierig. So pendelten die „Motten“ zum Auftakt ihrer Nordea Moth-Europameisterschaft zwischen Strand und Regattagebiet hin und her auf der Suche nach ausreichendem Wind, der sie schließlich für immerhin ein Rennen zum Fliegen brachte und ein britisches Quartett mit Chris Rashley ganz vorn an die Spitze führte. In den anderen 13 Klassen auf acht Bahnen gelangen den Wettfahrtleitungen bis zu vier Wettfahrten. Damit bauten sie schon den vorhergesagten, sehr schwachen Winden am Dienstag vor.
Während die Folkeboote, Laser 2 und International Canoe in ihre Weltmeisterschaften starteten und die Javelin, Europe-Jugend und Motten in ihre europäischen Titelkämpfe, steuern die J/22 bereits auf das EM-Finale zu. Hier machte die Kieler Crew um Martin Menzner mit drei zweiten Rängen in den vier Rennen des vorletzten Tags einen großen Sprung auf Platz drei und hat nun im Kampf mit der niederländischen Übermacht beste Chancen auf eine EM-Medaille.
Nach zwei Tagen Warten haben auch die Segler der olympischen Finn-Klasse ihre ersten drei Rennen über die Bahn gebracht. Uli Breuer aus Simmerath setzte sich dabei mit einem zweiten Platz und zwei Siegen vor dem Berliner Philipe Fischer an die Spitze des ausschließlich mit nationalen Seglern besetzten Feldes.
Die Topposition bei den marinepool J/22-Europameisterschaften scheint der übermächtigen niederländischen Crew von Ronald Veraar nicht mehr zu nehmen zu sein. Der WM-Vierte von 2010 hat ausschließlich Top-Drei-Platzierungen in der Wertung und damit auch seinen nationalen Konkurrenten und direkten Verfolger Wouter Kollmann fest im Griff. Dahinter folgt aber schon Menzner mit seinen Vorschiffsmännern Christian Drews und Frank Lichte. Nach der spontanen Entscheidung, an der EM teilzunehmen, findet sich die Mannschaft immer besser mit dem Boot zurecht, profitierte aufgrund des niedrigen Crewgewichts von den bevorzugten Leichtwindbedingungen und segelte sich von Platz sechs bis ins Spitzentrio.
„Dass es so weit nach vorn ging, hätten wir gar nicht gedacht. Wir hatten insgesamt auf ein Top-5-Resultat gehofft“, freute sich Menzner, nachdem er nach der langen Rückfahrt von der Bahn an Land von den Ergebnissen erfahren hatte. „Wir waren taktisch meist gut unterwegs und sind vor allem am Start selbstbewusst aufgetreten. Und auch das Boot läuft gut, was wir gar nicht einzuschätzen wussten, da wir vorher nur einmal trainiert hatten.“ Vor dem Abschlusstag wollte sich Menzner für den Medaillenkampf nicht unter Druck setzen lassen: „Wir bleiben tiefenentspannt.“
Eine unerwartete Gesamtführung gibt es beim Goldcup der Folkeboote. Im schwachen Wind setzte sich nach zwei Wettfahrten mit wechselnden Ergebnissen aller Teilnehmer die Berliner Crew um Peter Schuhmann an die Spitze und führt damit vor Stefan Schneider (ebenfalls aus Berlin), der als Erster der deutschen Rangliste und mit dem gerade erst auf dem Möhnesee gewonnenen Titel eines Deutschen Meisters angereist ist. Der Titelverteidiger Christoph Nielsen (Berlin), der im vergangenen Jahr eigentlich seinen Rücktritt aus der Klasse erklärt hatte, muss sich nach seiner Rückkehr ins Folkeboot-Geschehen zunächst mit WM-Rang zehn begnügen.
Nielsen erwartet auch, in den kommenden Tagen nicht mehr ganz nach vorn rücken zu können: „Da sind schon gute Jungs an der Spitze, vor allem Stefan Schneider ist sehr erfahren und erfolgreich. Aber das ist auch okay. Wir haben den Goldcup zweimal in Folge gewonnen, jetzt ist mal jemand anderes dran“, so Nielsen, der mit den Einzelrängen 13 und 18 noch nicht richtig in Fahrt kam. Die schwierigen Bedingungen mit den wechselnden Winden wollte der noch amtierende Champion dafür aber nicht verantwortlich machen: „Die Verhältnisse waren ohne Frage schwierig, aber für alle gleich. Damit muss jeder zurechtkommen.“ Als beste Crew aus der Lübecker Bucht rangiert Stefan Rosehr aus Neustadt auf dem vierten Platz hinter dem Tarper Friedrich Mahrt. Bestes ausländisches Team sind die Schweden um Lars-Gunnar Lindberg als Fünfte.
Entsprechend der Vorhersagen verläuft die Weltmeisterschaft der International Canoe. Hier haben die hoch eingeschätzten Segler aus dem englischsprachigen Raum die Rümpfe vorn. Bei den IC-Akteuren ohne Spinnaker liegen der US-Amerikaner Chris Maas und der Brite Colin Brown punktgleich an der Spitze der WM-Wertung. Dave Timson (Großbritannien) behauptet sich bei den Gennaker-Canoes (AC) gegen Arne Stahl (Braunschweig). In den ebenfalls zu den Canoes zählenden Taifuns segeln bei der Deutschen Jugendmeisterschaft Leif Niklas Junge/Viktor Kopp (Preetz) vorweg, und bei der Deutschen Meisterschaft der Erwachsenen führt der Bremer Dirk Heitmann. „Das war ein guter erster Wettfahrttag, auch wenn wir gern eine Windstärke mehr gehabt hätten. Aber die Klasse ist sehr gut zu handhaben, allerdings ist das Leistungsgefälle sehr groß“, berichtete Wettfahrtleiter Meeno Bülow von der Bahn.
Den Erfolgskurs des Vorjahres haben Lisa Buddemeier/Matthias Düwel (Kiel) bei den Laser 2 beibehalten. Nach dem Sieg bei der EM steuert das Duo nun auch bei der WM auf Titelkurs und liegt nach drei Rennen an der Spitze vor den EM-Sechsten Niels Krenz/Christian Gerdum aus Hamburg. Zu einem deutsch-britischen Zweikampf entwickeln sich die Europameisterschaften der Javelin. Nach drei Wettfahrten liegt der Vorteil bei den Seglern von der Insel. Brian und David Earl führen vor Jens und Jan Schlittenhard (Braunschweig) und den nächsten Briten Richard und Kathryn Smith.
Für eine Schweizer Führung in der nationalen Klasse der Dyas sorgen Peter Brandt/Regula Bärlocher. Standesgemäß fällt die Führung bei den Kielzugvögeln aus. Hier haben die amtierenden Deutschen Meister Thomas Schiffer/Heinz Lenz (Mülheim) nach Platz zwei am Vortag zurückgeschlagen und die Führung übernommen.
Besonders fleißig bei der Nacharbeit der vergangenen Tage waren die Int.14, die vier Rennen auf der landnahen Bahn Golf absolvierten. Die Kieler Bettina Möller/Jens Kuhlenkampff legten dabei mit drei ersten Plätzen und einem zweiten Platz eine fast makellose Serie hin. „Erst einmal war es schön, dass wir endlich segeln konnten“, sagte der Vorschoter. „Die Windbedingungen mit vielen Drehern und Schwankungen in der Stärke auf Bahn Golf waren zwar nicht ganz einfach, aber wir haben das mit hoher Bootsgeschwindigkeit und den richtigen Schlägen gut gemeistert.“
Zahlreiche Zuschauer bestaunten entlang der Festivalpromenade die ersten Rennen in der Segelarena Trave. Dort zeigten die kippeligen 18-Footer, eine pfeilschnelle Gleitjolle für drei Personen, ein Actionmenü der Extra-Klasse. Kaum hatte die Schwedenfähre „Nils Holgersson“ die Regattastation der Travemünder Woche um kurz nach 17 Uhr passiert, startete der oberste Wettfahrtleiter Walter Mielke das erste Halbfinale. Dreimal ging es hoch her, und die jeweils acht Skiffs kämpften in den böigen, stark wechselhaften Winden um jeden Meter. Der Brite James Mears, mit seiner Crew Zweiter des Europa-Grand-Prixs draußen auf Bahn Golf, war zu voreilig. Der Sieger auf der Ziellinie war längst wegen Frühstarts disqualifiziert.
„Yes, good eyes („gut gesehen“), gab er bei Mielke zu und gratulierte seinem Landsmann Jack Grogan, der im Grand Prix Vierter ist. Der dort führende Jarrod Sempson wurde in der Trave nur Sechster. „Eine phantastische Demonstration für unsere Klasse“, lobte der deutsche „18-Footer-Motor“ und Grand-Prix-Sechste Norbert Peter aus Berlin, der mit Felix Weidling (Kiel) und Marco Schürmann (ebenfalls Berlin) „Bronze“ holte. „Das war Adrenalin pur. Wir sind völlig durchgeschwitzt. Ein Wahnsinnsspaß. Es gibt schon Stimmen in der internationalen Szene, dass wir nur da segeln sollen.“
Ergebnisse vom dritten Wettfahrttag der 122. Travemünder Woche
Meisterschaften
Folkeboot-Weltmeisterschaft (Goldpokal)
1. Schuhmann/Schodrok/Fohlert (Berlin) 8 Punkte; 2. Schneider/Dörband/Thieme (Berlin) 10; 3. Mahrt/Bastian/Buch (Tarp) 11; 4. Rosehr/Rosehr/Jungkamp (Lübeck) 14; 5. Lindberg/Jarfelt/Blomberg (Schweden) 16; 6. Durst/Ehler/Friedrichs (Mönkeberg) 18.
Laser 2-Weltmeisterschaft
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Lisa Buddemeier/Matthias Düwel (Kiel) 6 Punkte; 2. Niels Krenz/Christian Gerdum (Hamburg) 7; 3. Marian Christopher und Daniel Scheer (Hattingen) 12; 4. Peter Kruse/Arne Wittemer (Bochum) 14; 5. Jaap Smolders/Claas Willem Visser (Die Niederlande) 21; 6. Tobias Hoch/Tim Roth (Reinhausen) 26.
Int. Canoe-Weltmeisterschaft
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Chris Maas (USA) 7 Punkte; 2. Colin Brown (Großbritannien) 7; 3. Alistair Warren (Großbritannien) 8; 4. Peter Ullmann (Oldenburg) 11; 5. Phil Robin (Großbritannien) 16,0; 6. Stephen Clark (USA) 20.
Nordea Moth-Europameisterschaft
1. Wettfahrt: 1. Chris Rashley (Großbritannien), 2. Jason Belben (Großbritannien), 3. Mike Cooke (Großbritannien) 3, 4. Ben Paton (Großbritannien) 4, 5. Emma Aspington (Schweden) 5, 6. Fabien Froesch (Schweiz) 6.
marinepool J/22-Europameisterschaft
Gesamtstand nach sieben Wettfahrten: 1. Ronald Veraar (Die Niederlande) 9 Punkte; 2. Wouter Kollmann (Die Niederlande) 16; 3. Martin Menzner (Stein) 25; 4. Ivo Kok (Die Niederlande) 29; 5. Marieke Poulie (Die Niederlande) 36; 6. Rens van Arkel (Die Niederlande) 36.
Javelin-Europameisterschaft
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Brian und David Earl (Großbritannien) 6 Punkte; 2. Jens und Jan Schlittenhard (Braunschweig) 7; 3. Richard und Kathryn Smith (Großbritannien) 9; 4. Mike Pickles/Richard Fisher (Großbritannien) 13; 5. Gavin und Rosie Johnson (Großbritannien) 16; 6. Malte Riesner/Volkmar Prehn (Kiel) 18.
Europe-Jugendeuropameisterschaft Jungen und Mädchen
Lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor
18-Footer-Europa-Grand-Prix
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Sempson/Minter/Paul (Großbritannien) 4 Punkte; 2. Mears/Mears/Hutt (Großbritannien) 6; 3. Renner/Meissner/ (München) 9; 4. Grogan/Banks/Caslin (Großbritannien) 13; 5. Clausen/Ebler/Laugesen (Dänemark) 15; 6. Peter/Weidling/Schürmann (Berlin) 17.
Taifun-Deutsche Meisterschaft
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Dirk Heitmann (Bremen) 9 Punkte; 2. Christopher Ossenkopp (Hannover) 10; 3. Torben Kossel (Braunschweig) 12; 4. Martin Droll (Lindow) 18; 5. Benedikt Plaumann (Hamburg) 19; 6. Julia Gillen (Hamburg) 19.
Taifun-Deutsche Jugendmeisterschaft
Gesamtstand nach zwei Wettfahrten: 1. Leif Niklas Junge/Viktor Kopp (Schellhorn) 3 Punkte; 2. Yannik Praetz/William Panetire (Bonn) 5; 3. Thorge von Bosse/Moritz Jäger (Preetz) 6; 4. Anton und Emma Grigull (Preetz) 6; 5. Tim Mixdorf/Marit Praetz (Lindow) 11; 6. Söntke Blindow/Miriam Hille (Rostock) 11.
Olympische Klassen
Finn Dingi
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Uli Breuer (Simmerath) 4 Punkte; 2. Philipe Fischer (Berlin) 7; 3. Matthias Wolff (Kiel) 19; 4. Hartmut Duisberg (Hoisdorf) 20; 5. Fabian Lemmel (Berlin) 21; 6. Dirk Meid (Mendig) 26.
Internationale und nationale Klassen
Int. 14
Gesamtstand nach vier Wettfahrten: 1. Bettina Möller/Jens Kulenkampff (Kiel) 5 Punkte; 2. Tobias Merkel/Sven Gräpel (Flensburg) 10; 3. Axel Reinsch/Johannes Christophers (Hamburg) 16; 4. Dirk Rother/Kai Lassen (Lübeck) 20; 5. Kai Kahm/Gerrit Schmitt (Hamburg) 24; 6. Sonja Hein/Tobias Jank (Potsdam) 25.
Int. Canoe AC
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Dave Timson (Großbritannien) 5 Punkte; 2. Arne Stahl (Braunschweig) 7; 3. Rob Bell (Großbritannien) 10; 4. Philip Allen (Großbritannien) 11; 5. Stephen Bowen (Großbritannien) 12; 6. Peter McLaren (Großbritannien) 18.
Kielzugvögel
Gesamtstand nach fünf Wettfahrten: 1. Thomas Schiffer/Lenz Heinz (Mülheim) 9 Punkte; 2. Hans-Günter Besche/Alexander Kost (Attendorn) 13; 3. Alexander Antrecht/Niels Henschel (Neustadt) 14; 4. Joerg Friedlein/Annette Diehl (Bochum) 14; 5. Axel Fischer/Carsten Stubenrauch (Traben-Trarbach) 19; 6. Jürgen Reichardt/Gerd Stejskal (Essen) 22.
Dyas
Gesamtstand nach drei Wettfahrten: 1. Peter Brandt/Regula Bärlocher (Schweiz) 9 Punkte; 2. Jens Leicher/Peter Bersch (Koblenz) 12; 3. Detlef Schweitzer/Norbert Schmidt (Rösrath) 13; 4. Holger Sueße/Frank Bender (Köln) 15; 5. Lothar Schmidt/Ingo Günzel (München) 20; 6. Jens Olbrysch/Albert Johannes Buitenhuis (Starnberg) 22.
Travemünder Woche PR