RENDSBURG, 25.03.18 – „Gymnasien und Gemeinschaftsschulen sollen wieder erkennbarer werden im zweisäuligen Schulsystem Schleswig-Holsteins.“ Das ist das erklärte Ziel von Bildungsministerin Karin Prien…
Auf einem Treffen der Schulleiter aller Gymnasien im Land in Rendsburg erläuterte sie heute (23. März), wie sie das erreichen will. Die Liste der Vorhaben reicht von der Rückkehr zu G9, der Einführung von Schulübergangsempfehlungen und der Veränderung des Lehrkräftebildungsgesetzes bis hin zur Neugestaltung der Oberstufe und der Abiturprüfungen.
Der erste Schritt war die Rückkehr zum neunjährigen Bildungsgang an den Gymnasien, der mit Verabschiedung des geänderten Schulgesetzes im Dezember in Kraft getreten ist. „G9 ist die Antwort auf die Bedürfnisse der großen Mehrheit der Schülerinnen und Schüler zwischen Sekundarstufe I und Abitur, zwischen Pubertät und Erwachsenwerden. Das ist mir wichtig und das ist den Eltern wichtig – und vor allem ist das für unsere Jugendlichen wichtig“, sagte Prien. Zugleich könne auch die Forderung der Hochschulen nach „mehr Studierfähigkeit“ mit G9 besser erfüllt werden.
Von den 99 Gymnasien im Land hätten sich 95 zur Rückkehr entschieden, lediglich drei der vier Y-Gymnasien blieben beim Doppelangebot und das Coppernicus-Gymnasium in Norderstedt sei nun das einzige reine G8-Gymnasium im Land. Karin Prien: „Der vorläufige Befund nach der ersten Anmelderunde an den weiterführenden Schulen zeigt: G9 kommt an, aber es gibt keinen Run auf die Gymnasien.“ Der bisher zu verzeichnende ganz leichte Anstieg an Anmeldungen gehe zum Teil auch auf das Konto einer insgesamt gestiegenen Schülerzahl, die endgültige Zahl werde allerdings erst nach den Osterferien vorliegen.
„Genauso wichtig wie G8 oder G9 ist den meisten Eltern das Profil der Schule und die Unterrichtsqualität. Deshalb wird es in Zukunft noch mehr darum gehen, das Profil unserer Gymnasien zu schärfen und die Bildungsangebote noch attraktiver zu gestalten“, sagte die Ministerin weiter und sprach sich für eine Stärkung des Leistungsgedankens aus. Dazu gehöre auch, schon bei den Grundschulen wieder mehr auf die Leistung zu schauen und Basiskompetenzen in Rechnen und Schreiben zu festigen. In diesem Zusammenhang bezeichnete Prien die Einführung von Schulübergangsempfehlungen als „wichtiges Steuerungsinstrument, das Schülerinnen und Schülern und den Eltern bei der Orientierung hilft und gescheiterte Schullaufbahnen verhindern kann“. Die entsprechende Grundschulverordnung befinde sich derzeit in der Anhörung.
Prien sagte weiter: „Entsprechend der Vereinbarung im Koalitionsvertrag werden wir das Lehrkräftebildungsgesetz ändern und damit auch schon in der Ausbildung der Lehrkräfte eindeutige Signale setzen. Künftig wird es ein Lehramt für Gymnasien geben, das das bisherige Sekundarschullehramt ersetzt, und ein Lehramt für Gemeinschaftsschulen.“ Der Gesetzentwurf dazu werde noch im Frühjahr im Kabinett beraten, kündigte Prien an.
Als langfristiges Projekt zur Qualitätsverbesserung der gymnasialen Bildung und zur Profilschärfung der Schulen bezeichnete Prien die Änderung der Oberstufen- und Abiturprüfungsverordnung (OAPVO). Dafür werde bis Ende des Jahres ein Eckpunktepapier erarbeitet. Anfang 2019 solle dann eine Anhörungsfassung vorliegen. „Unser Ziel ist es, dass die neue Verordnung bis Ende nächsten Jahres verabschiedet ist, so dass die Schulen ausreichend Zeit habe, in Ruhe ihre Konzepte anzupassen, wenn im Sommer 2020 der erste Schülerjahrgang nach der neuen Verordnung in die Oberstufe startet“, sagte die Ministerin. Wichtig sei ihr, auch die künftige Oberstufe in einem breiten Diskussionsprozess mit den Schulleitungen, den Lehrkräften, Eltern und Schülerinnen und Schülern zu erarbeiten. Dabei müsse auch über das Spannungsfeld zwischen Vielfalt und Qualität – gerade bei den kleinen Oberstufen – diskutiert werden.
Aussender: Thomas Schunck, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (SH)
Redaktion: Torben Gösch