Laut Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt ist das Kükentöten aktuell nicht zu verhindern, da ein Verbot Brütereien nur ins Ausland abwandern ließe. Stattdessen setzt er auf ein wissenschaftliches Verfahren, die Geschlechterbestimmung im Ei. Dazu kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes…
„Recht darf nicht vor Unrecht weichen! Der zuständige Tierschutzminister Christian Schmidt muss handeln, das Tierschutzgesetz mit den Grundsätzen konsequent anwenden und das Staatsziel Tierschutz erfüllen: mit einem Verbot des Kükentötens. Die Erklärung des Bundesministers, mit der er ein Verbot des millionenfachen Kükenmordes ablehnt, verwundert. Es war der Bundesminister selbst, der sich noch im letzten Jahr in Interviews (ZDF Frontal) klar positioniert hat, in dem er sagte, „man dürfe nie dahin kommen, Tiere aus ökonomischen Zwängen zu töten“. Nichts anderes als ökonomischer Zwang und eine irrgeleitete, auf Leistung ausgerichtete Hühnerzucht, ist der Grund für den millionenfachen Kükenmord. Ein rein wirtschaftlicher Grund ist jedoch niemals ‚vernünftig‘ und rechtfertig in keinem Fall die Tötung eines Mitgeschöpfes. Diesen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und das Staatsziel Tierschutz nun damit verteidigen zu wollen, dass es im Ausland weiter gehe, wenn wir es in Deutschland verbieten würden, ist ein Abgesang auf den bisher immer erklärten Willen der Bundesregierung, den Tierschutz als Vorreiter in der EU voranzubringen. Das ist Politik für den Tierqualstandort Deutschland – einmal mehr setzt sich die Agrarlobby durch, auf Kosten der Tiere.
Bisher ist auch noch nicht abzusehen, wann genau die vom Bundesministerium geförderte Methode der Geschlechtsbestimmung im Ei die Serienreife erreichen wird. Ein Prototyp ist für Mitte 2017 angekündigt, danach wird es noch einige Zeit dauern, bis die Brütereien die Technik einsetzen können. Nichtsdestotrotz wäre die Geschlechterbestimmung im Ei aus Tierschutzsicht ein erster Schritt, da keine leidensfähigen Küken mehr getötet werden. Die Systemfrage löst das Verfahren jedoch nicht. Denn wer jetzt behauptet, mit der technischen Lösung seien die Probleme der Legehennenhaltung beendet, der versucht nur, der Systemfrage auszuweichen. In diesem Moment haben wir in den Ställen kaputt gezüchtete Zuchtlinien mit Eierlegehöchstleistungen, bei denen die Tiere am Ende ihrer extrem verkürzten Lebenszeit vielfach völlig ausgemergelt sind. Der Kükenmord ist eben nur ein Kennzeichen einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Tierhaltung. Neben der Forschung zur Geschlechtsbestimmung im Ei, braucht es mittelfristig Konzepte, um aus der Intensivhaltung von Legehennen auszusteigen – etwa durch Rückkehr zu Zweinutzungshühnern und anderen, tiergerechten Haltungssystemen.“
Aussender: Deutscher Tierschutzbund e.V.
Redaktion: TG