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Äthiopiens Wirtschaft glänzt mit Rekord-Wachstum – Hohe Investitionen überdecken prekäre Lage der Bevölkerung nicht

Die Wirtschaft in Äthiopien ist im vergangenen Jahr um 8,7 Prozent gewachsen – und damit in ganz Afrika unangefochtener Spitzenreiter. Für das laufende Jahr prognostiziert der Internationale Währungsfonds ein Wachstum von 8,1 Prozent. Diese rasante Entwicklung darf aber nicht über die sozialen Probleme hinwegtäuschen. Hunger, Armut, Korruption und Unterdrückung gehören nach wie vor zu den täglichen Begleitern im Alltag vieler Äthiopier.Foto: flickr/DFID - UK

Investoren profitieren

Die Dynamik der äthiopischen Volkswirtschaft ist beachtlich. Weltweit kann sich nur Papua-Neuguinea mit 12,3 Prozent über einen noch stärkeren Anstieg des Bruttoinlandsprodukts freuen. Die enorme Dynamik der Wirtschaftsleistung ist in erster Linie auf die hohen Staatsausgaben zurückzuführen. Die Regierung des ostafrikanischen Landes investiert verstärkt in Infrastrukturprojekte und errichtet Industriegebiete, Fabrikanlagen und Hochspannungsleitungen. Zusätzlich stiegen die Ausgaben von Staatsbetrieben in den vergangenen drei Jahren um 70 Prozent auf 7,3 Mrd. Dollar.

Flankiert wird die Ausgabenbereitschaft der Regierung von ausländischen Direktinvestitionen. Sie stammen in erster Linie aus dem „Reich der Mitte“. Laut einer Statistik der Vereinten Nationen sind die chinesischen Investitionen in Äthiopien zwischen 2006 und 2012 von 100 auf 600 Mio. Dollar geklettert. Ausschlaggebend für die Investitionsbereitschaft von China und anderen asiatischen Ländern sind die vorherrschenden Rahmenbedingungen. Das autoritäre Regime in Addis Abeba sorgt seit 1991 weitgehend für Stabilität, Sicherheit und Frieden.

Armut allgegenwärtig

Die Bedingungen ziehen zwar ausländische Investoren an, haben aber auch Schattenseiten – vor allem für die Bevölkerung. Denn hinter stabilen und friedlichen Verhältnissen verbergen sich erhebliche Demokratiedefizite und bittere Armut. So sind aufgrund der gegenwärtigen Dürre rund zehn der insgesamt 100 Mio. Äthiopier auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Jeder dritte Einwohner ist unmittelbar von Armut betroffen. Die Bevölkerung wächst enorm. Jede Frau bekommt im Schnitt knapp sechs Kinder. Hinzu kommen die Flüchtlingsströme aus Somalia, dem Südsudan und Eritrea. Mit derzeit rund 800.000 Flüchtlingen ist Äthiopien der afrikanische Staat mit den meisten aufgenommenen Flüchtlingen.

Weltweit gehört das Land am Horn von Afrika nach wie vor zu den ärmsten der Armen und ist deshalb auch Schwerpunktland der Entwicklungshilfe zahlreicher Industrienationen. Nichtsdestotrotz hat Äthiopien in den vergangenen Jahren herzeigbare Erfolge erzielt. Kindersterblichkeit und extreme Armut konnten reduziert und Fortschritte in den Bereichen Bildung und Gesundheit gemacht werden. Wie die starke Entwicklung der äthiopischen Volkswirtschaft in Zukunft auch das Leben der Bevölkerung positiv beeinflusst, werden die kommenden Jahre zeigen.

Aussender: pressetext, Sebastian Köberl
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Redaktion: TG