KIEL. Der Zustand von Schleswig-Holsteins Wäldern hat sich im Laufe der letzten Jahre stabilisiert. Das zeigt der diesjährige Waldzustandsbericht, der heute (30. Dezember 2015) veröffentlicht wurde. „Der Bericht ist wie eine Visite unsere Waldes“, sagte Umweltminister Robert Habeck. „Er zeigt, wie es den Bäumen geht. Das ist gerade in Schleswig-Holstein als waldarmem Land besonders wichtig. Denn Wald hat ökonomische, ökologische und soziale Funktionen gleichermaßen. Ihn zu erhalten, weiterzuentwickeln und nachhaltig zu bewirtschaften, ist eine besondere Aufgabe.“ Angesichts des Klimawandels komme vor allem dem Waldumbau eine besondere Bedeutung zu.
Wie es den Wäldern geht, zeigt sich im Wesentlichen an der sogenannten mittleren Kronenverlichtung – dem Indikator für den Gesundheitszustand der Bäume. Verloren die Bäume im Jahr 2004 im Schnitt noch fast ein Viertel der Nadeln und Blätter, waren es 2015 nur noch 16 Prozent. Das entspricht dem Niveau der Vorjahre seit 2012.
Die Ergebnisse zeigen dabei einen deutlichen Alterstrend: Ältere Waldbestände über 60 Jahre haben mit 21 Prozent eine mehr als doppelt so hohe Kronenverlichtung wie jüngere Waldbestände (9 Prozent). Der Anteil starker Schäden für alle Baumarten und Alter blieb 2015 auf niedrigem Niveau stabil (1,8 Prozent). Die Absterberate hat sich leicht erhöht (0,3 Prozent), im Mittel der Zeitreihe liegt sie bei 0,2 Prozent
2015 ging die mittlere Kronenverlichtung für die ältere Buche im Vergleich zum Vorjahr etwas zurück, alle anderen Baumarten zeigten keine Veränderung der Kronenverlichtungswerte gegenüber 2014. Insgesamt reagieren die Bäume sehr unterschiedlich:
Bei den Laubbaumarten Buche und Eiche haben sich die Kronenverlichtungswerte im Beobachtungszeitraum von 1983 bis 2015 deutlich erhöht. Die Entwicklung der Kronenverlichtung der älteren Buche ist durch starke Schwankungen gekennzeichnet; sie beträgt in diesem Jahr 23 Prozent. Höchstwerte der Kronenverlichtung wurden in den Jahren 2000 und 2004 (38 Prozent) ermittelt. Diese Entwicklung ist mit beeinflusst durch die Fruchtbildung der Buche. Die erhöhte Verlichtung der Buche ist darauf zurückzuführen, dass die Buchen in den so genannten Mastjahren statt Blätter vermehrt Blüten beziehungsweise Früchte ausbilden. Oft sind die Blätter dann auch kleiner als in Jahren ohne Fruchtanhang.
Für die Gesundheit der Eichen spielen in Mitteleuropa Schmetterlingsarten eine bedeutende Rolle, deren blattfressende Raupen erhebliche Fraßschäden verursachen. Zu dieser Eichenfraßgesellschaft gehören insbesondere Schwammspinner, Eichenwickler sowie Kleiner und Großer Frostspanner.
Der Verlauf der mittleren Kronenverlichtung der älteren Eiche (2015: 24 Prozent) wird mit beeinflusst durch die Populationsdynamik der Eichenfraßgesellschaft. Im Jahr 2015 wurden kaum Schäden durch Insektenfraß beobachtet: 1 Prozent der älteren Eichen wiesen mittlere und starke Fraßschäden auf.
Bei der älteren Fichte wird seit Beginn der Zeitreihe der Waldzustandserhebung ein anhaltend hoher Verlichtungsgrad festgestellt. Der höchste Wert wurde 2006 ermittelt (37 Prozent). Mit einer mittleren Kronenverlichtung von 23 Prozent wird in diesem Jahr ein vergleichsweise niedriger Wert erreicht. Die ältere Kiefer zeigt im Beobachtungszeitraum ebenfalls Schwankungen, 2004 waren die Verlichtungswerte am höchsten (27 Prozent). Zurzeit sind die Verlichtungswerte niedriger (2015: 15 Prozent)
Im Jahr 2015 liegt die mittlere Kronenverlichtung der anderen Laub- und Nadelbäume (alle Alter) bei 15 Prozent bzw. 9 Prozent.
Der komplette Waldzustandsbericht 2015 kann im Internet heruntergeladen werden unter: http://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/W/wald/wald_01_Allg_03_Zustand_02.html
Hintergrund
Schleswig-Holstein gehört mit 11 Prozent Waldanteil zu den waldärmsten Bundesländern. Dennoch erfüllt der Wald in Schleswig-Holstein ökonomische, ökologische und soziale Funktionen gleichermaßen. Die Erhaltung, der Schutz, die Weiterentwicklung und die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder sind gesetzlich fixierte Ziele und Aufgaben.
Der jährliche Waldzustandsbericht ermöglicht es, langfristige Entwicklungen aufzuzeigen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Umweltveränderungen beeinträchtigen die Erhaltung der Wälder mit ihren verschiedenen Funktionen. Schadstoffeinträge, klimatische Veränderungen und biotische Schädigungen sind hier wesentliche Belastungsfaktoren für den schleswig-holsteinischen Wald. Durch die Erhebung dieser Umweltinformationen können Entwicklungen rechtzeitig erkannt und Gegenstrategien entwickelt werden, die der Erhaltung unserer multifunktionalen Wälder in Schleswig-Holstein dienen.
Angesichts knapper fossiler Energieträger und des Klimawandels, gewinnen Wälder als nachwachsende Rohstoffe sowie die ökologische Waldnutzung und die Erhaltung der biologischen Vielfalt weiter an Bedeutung.
Aussender: Nicola Kabel, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (SH)
Redaktion: TG