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McDonald’s wegen neuer Filiale in China unter Druck – Massiver Zorn und Kritik nach Eröffnung im Haus des Ex-Präsidenten

Hangzhou – McDonald’s hat es mit seiner Expansion im asiatischen Raum nicht immer leicht. In China schwappt dem Konzern derzeit sogar eine Welle an Zorn und Kritik entgegen. Auslöser ist die Eröffnung einer neuen Filiale in der Provinzhauptstadt Hangzhou am vergangenen Wochenende. Diese befindet sich ausgerechnet in einem der geschichtsträchtigsten Gebäude der Gegend, in dem zuvor schon der ehemalige Präsident, Chiang Ching-kuo, einige Zeit lang mit seiner Familie gelebt hatte.Foto: flickr.com/Marko Kudjerski

Kulturerbe unter Denkmalschutz

„Ich kann einfach nicht verstehen, warum sie das tun. Wie können sie nur eine McDonald’s-Filiale in diesem Haus eröffnen? Wie genau soll das mit den Regeln zur korrekten Verwendung von Kulturgütern in Einklang zu bringen sein?“, macht der taiwanesische Geschäftsmann Demos Chiang seinem Unmut auf der chinesischen Mikroblogging-Webseite Weibo http://weibo.com Luft. Chiang ist nicht irgend jemand, sondern der Enkelsohn von Chiang Ching-kuo, der 1972 zuerst Premierminister und 1978 Präsident der Republik China war.

Der nationalchinesische Politiker lebte 1948 mit seiner Familie einige Monate lang in der betreffenden Villa, weshalb das Gebäude im Jahr 2003 auch von der örtlichen Verwaltungsbehörde offiziell als Kulturerbe unter besonderen Schutz gestellt wurde. „Dieses Haus ist ein Symbol für die Geschichte von China und Taiwan. Wir sind überzeugt, dass der soziokulturelle Wert des Gebäudes seinen kommerziellen Wert um ein Vielfaches übersteigt“, zitiert „Beijing Youth Daily“ Zhou Fuduo, Professor an der Zhejiang University http://www.zju.edu.cn .

Kommerzielle Ausschlachtung

Dass sich McDonald’s mit dem Einzug in das geschichtsträchtige Haus einigen Ärger einhandeln könnte, war von Anfang an absehbar. Schon im Januar dieses Jahres wurde im Zuge einer öffentlichen Anhörung eigentlich unmissverständlich klargestellt, was die chinesische Bevölkerung von der kommerziellen Ausschlachtung ihres kulturellen Erbes hält: Gut 90 Prozent der Teilnehmer stimmten damals gegen eine entsprechende Nutzung. Viele sprachen sich stattdessen dafür aus, das Gebäude in ein Museum zu verwandeln.

„Chiang Ching-kuo hat nur sehr kurz in dieser Villa gewohnt“, heißt es hingegen zur Rechtfertigung von der örtlichen Stadtverwaltung in Hangzhou. Vom ursprünglichen Gebäude sei heute zudem nicht mehr viel übrig. „Nur der Grundstock des Gebäudes ist noch original. Die Inneneinrichtung ist völlig anders als jene zur Zeit, in der die Chiang-Familie dort gelebt hat. Warum sollte man also ein Museum daraus machen?“, fragt ein Sprecher abschließend.

Aussender: pressetext, Markus Steiner
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Redaktion: TG