Foto: NDR / Das Erste

Bundesnachrichtendienst entlarvt IS-Video als Fälschung

Hamburg – Ein weltweit beachtetes Video der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), das einen etwa zwölfjährigen Jungen vorgeblich als Todesschützen einer Doppelhinrichtung zeigte, war nach Einschätzung des Bundesnachrichtendienstes (BND) inszeniert. Mit dem Clip hatte der IS im Januar 2015 behauptet, zwei enttarnte russische Spione durch einen Kinderkämpfer liquidiert zu haben.

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Auch deutsche Medien hatten dies teilweise als Tatsachenmeldung verbreitet. Terror-Experten des BND haben dem nun in der NDR Dokumentation „Alles Lüge oder was? Wenn Nachrichten zur Waffe werden“ widersprochen.

„Wir können ausschließen, dass die beiden Männer während dieses Videos tatsächlich ermordet worden sind“, so ein namentlich nicht genannter BND-Mann in dem Film von Grimme-Preisträger Klaus Scherer. Dem BND-Experten zufolge zeigt die Bildanalyse des Videos weder Schusswunden noch Blutspuren der angeblich Erschossenen. Auch sei nicht ersichtlich, dass aus der Waffe des Jungen Kugeln flogen. Für IS-Videos, die feindliche Todesopfer gewöhnlich so schockierend wie möglich vorführten, sei das ungewöhnlich, so der BND. Womöglich habe das Video nur weitere Kinderkämpfer anwerben oder tatsächliche Spione abschrecken sollen.

In dem Film, den Das Erste am Montag, 26. Oktober, um 22.45 Uhr zeigt, ordnen BND-Experten jedoch auch dem irakischen Geheimdienst Fälschungen zu. Eine Fotomontage, die den angeblich toten IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi zeigte, habe vermutlich die IS-Führung aufschrecken und zu Fehlern verleiten sollen. Eine Falschmeldung, wonach der IS in seinem Machtbereich Frauen beschneide, habe offenbar erreichen sollen, dass Orte in der irakischen Provinz weiter loyal zu Bagdad stünden.

Aussender: NDR / Das Erste