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Spaniens Aufschwung lässt viele außen vor – Befristete, schlecht bezahlte Teilzeit-Jobs verzerren Gesamtbild

Die aktuellen Kennzahlen der spanischen Wirtschaft sprechen eine eindeutige Sprache – jedoch nur auf den ersten Blick. Denn obwohl die Arbeitslosigkeit sinkt und die Konjunktur in die Gänge kommt, spüren nur wenige Haushalte eine ernsthafte Entspannung. Denn der überwiegende Teil der neu geschaffenen Arbeitsplätze sind befristete und schlecht bezahlte Teilzeit-Jobs. Vielerorts sind sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein.Foto: flickr.com/Jordi Boixareu

Drei Prozent Wachstum

Im zweiten Quartal wurden rund 410.000 neue Stellen geschaffen, sieben von zehn sind dabei im Dienstleistungs- und Tourismussektor zu verorten. Die Arbeitslosenrate schrumpfte auf 22 Prozent. Niedrige Energiepreise, die griechische Schuldenkrise sowie die unsichere Lage in Nordafrika kurbeln die Wirtschaft und den Tourismus auf der iberischen Halbinsel an. Für dieses und nächstes Jahr prognostizieren Ökonomen ein Wirtschaftswachstum von jeweils knapp über drei Prozent.

Mit dieser Aussicht gehört Spanien zum europäischen Spitzenfeld. Brüssel und Berlin fühlen sich in ihrem euroweit eingeschlagenen Sparkurs einmal mehr bestätigt. Für die 5,1 Mio. Arbeitslosen ist dies allerdings nur ein schwacher Trost. 3,2 Mio. von ihnen sind seit über einem Jahr ohne Beschäftigung und gelten als langzeitarbeitslos. Bei den Jugendlichen ist weiterhin jeder Zweite ohne Arbeit. Unbezahlte Praktika für Hochschulabsolventen sind an der Tagesordnung.

„Erholung“ kommt nicht an

Diejenigen, die den Sprung in den Arbeitsmarkt schaffen, führt zumeist der Weg zurück zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber – allerdings zu deutlich schlechteren Konditionen, sowohl finanziell als auch in Hinblick auf das Arbeitsvolumen und den Kündigungsschutz. Möglich machen das die vom konservativen Premier Mariano Rajoy durchgeführten Arbeitsmarktreformen. Vor allem die aufstrebende Linkspartei Podemos hat sich auf die Sparpolitik der Regierung eingeschossen. Diese wird unterdessen nicht müde, die frohe Kunde von der wirtschaftlichen Erholung unter das Volk zu bringen, stehen doch im Dezember Parlamentswahlen an und mit der Protestpartei ein ernsthafter Konkurrent.

„Für viele Menschen fühlt sich diese ‚Erholung‘ aber einfach nicht wie eine an“, konstatiert Daniel Alastuey, einer der führenden Gewerkschafter der Unión General de Trabajadores, gegenüber der „New York Times“. Aufgrund der hohen Zahl an prekären Beschäftigungsverhältnissen sind „Working Poor“ – also Erwerbstätige, die trotz Arbeit unter der Armutsgrenze leben – keine Seltenheit. Laut der OECD mussten zwischen 2007 und 2011 die ärmsten zehn Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung reale Einkommenseinbußen von jährlich 13 Prozent hinnehmen. Dagegen kamen die reichsten zehn Prozent mit einem jährlichen Minus von gerade einmal 1,4 Prozent noch glimpflich davon.

Jobsuche bleibt schwierig

Langfristig, so die Einschätzung vieler Experten, werden trotz des anhaltenden Wachstums vor allem ältere Menschen nur mehr schwierig oder gar nicht mehr in den Arbeitsmarkt zu integrieren sein. Hinzu kommt der große Anteil niedrigqualifizierter Arbeiter, die vor dem Platzen der Immobilienblase in der gut bezahlten Baubranche tätig waren. Auch sie müssen sich auf eine weiterhin mühsame Jobsuche einstellen. Der Konjunkturmotor des krisengebeutelten Landes ist angesprungen, die Wirtschaft nimmt wieder Fahrt auf. Bis allerdings auch die breite Masse davon nachhaltig profitiert, werden weiterhin emotionale Delogierungen stattfinden und Suppenküchen aufgesucht.

Aussender: pressetext, Sebastian Köberl
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Redaktion: TG / Hallo-Holstein