Lauenburg/Elbe: Dass die Jahrhunderte zumindest entlang der Elbe schneller vergehen als anderswo, haben die letzten sog. „Jahrhunderthochwasser“ der Jahre 2002 und 2013 eindrucksvoll gezeigt. Umso wichtiger ist es auf evtl. zukünftige Ereignisse möglichst gut vorbereitet zu sein. m frühen Morgen des 18. Juli 2015 fand daher im Lauenburger Industriegebiet, in der Nähe der Palmschleuse, eine groß angelegte Deichverteidigungsübung statt.
Rund 150 Einsatzkräfte aus THW, Feuerwehr, DLRG und DRK übten dort bei erfreulich guten Wetterbedingungen die sog. „Phase II“ der aktiven Hochwasserabwehr. „Wir brauchen die gewonnenen Erkenntnisse um Verbesserungen in der Kommunikation und der Aufgabenverteilung zwischen den Einheiten zu gewinnen“ erläuterte der Zugführer des THW-Mölln, Björn Albrecht, der auch der Hauptorganisator der Übung war. Er hat bereits vier Elbehochwasser hinter sich und weiß wovon er spricht. „Je nachdem wie groß die Abstände zwischen den Hochwassern sind und auch durch Personalwechsel gehen Erfahrungen verloren“, so Albrecht weiter. Aus diesem Grund ist die Idee entstanden, eine Handakte- „Hochwasser Lauenburg“ für die Technischen Einsatzleitung (TEL) des Kreises Herzogtum Lauenburg zu erstellen. In diese Handakte fließen aktuell und zukünftig alle Erfahrungen zum Thema ein. Jedes Hochwasser der letzten Jahre hatte seine Besonderheiten und das wird wohl auch in Zukunft so sein.
Im weiteren Verlauf der Übung wurden Möglichkeiten zur Optimierung des Sandsackfüllplatzes getestet. Ihren Premierentag hatte dabei die neue Sandsackfüllmaschine der Freiwilligen Feuerwehr Lauenburg. „Die neue Füllmaschine arbeitete tadellos und wird uns im Falle eines erneuten Hochwassers gute Dienste leisten“, freute sich Lars Heuer, der Wehrführer der Lauenburger Wehr.
Das Füllen der Säcke war aber natürlich nur der Anfang. Auch beim Transport der Säcke wurde der Einsatz von Schüttmulden eingesetzt. Mit gutem Ergebnis. Wo zukünftig größere Mengen an Sandsäcken benötigt werden, stellen die Mulden eine bessere Alternative zum klassischen Transport auf Palletten dar.
Der Verbau der Sandsäcke musste natürlich auch geübt werden. Hierzu wurde das Abdichten von unterschiedlichen Schadstellen geübt. Zum einen durch Auflastungen, also dem Abdichten von Durchweichungen des Bodens. Gestapelte Sandsäcke erfüllen dabei den Zweck, dem Druck des aufquellenden Wassers entgegen zu wirken und die Schadstelle so zu schließen. Etwas komplizierter wurde es beim Aufbau sog. „Quellkaden“. Richtig aufgebaut bilden diese eine Art Auffangbecken hinter dem Deich. Wasser, das durch ein Loch im Deich dringt, wird in dem so entstandenen Becken gesammelt. Auf diese Art verhindert man, dass sich das Loch durch die Fließbewegung des Wassers weiter vergrößert, was im Ernstfall böse Folgen haben kann.
Aus früheren Hochwasserlagen weiß man, dass im Wasser treibende Gegenstände leicht zu einem Problem werden können. „Wir haben 2012 unheimlich viele Dinge aus dem Wasser ziehen müssen. Am Häufigsten waren es Bäume“, erinnerte sich ein Helfer der DLRG. Warum kann es aber nicht auch mal etwas andere; vielleicht sogar gefährlicheres sein, das in den Fluten treibt? 2012 war auch der Chemiepark Bitterfeld vom Hochwasser betroffen. Was damals nicht passierte wurde jetzt angenommen. Im Wasser trieben präparierte Gefahrgutfässer. Die übenden Einsatzkräfte mussten die Fässer unter der gebotenen Vorsicht bergen und fachgerecht in Sicherheit zu bringen. Unterstützt wurden sie dabei von den Experten des Löschzuges-Gefahrgut (LZG).
An der Übung beteiligt waren zahlreiche THW-Ortsverbände aus Lauenburg, Mölln, Ratzeburg, Preetz, Bad Oldesloe, Wandsbek, Lübeck und Eutin. Aus Feuerwehrkräften waren der 2. Zug des Löschzuges Gefahrgut/LZG, die Freiwillige Feuerwehr Lauenburg und ein Bereitschaftszug des Amtes Sandesneben-Nusse eingesetzt. Das Amt Sandesneben-Nusse verfügt aktuell über das einzige System von Feuerwehr-Bereitschaftszügen im Kreis Herzogtum Lauenburg und erhoffte sich intern ebenfalls wichtige Erkenntnisse aus der geplanten Übung. Die Versorgung aller Einheiten übernahm die Logistikgruppe der DLRG-Lauenburg während der Mittagszeit. Für evtl. medizinische Erstversorgungen stand das DRK-Lauenburg bereit um schnell eingreifen zu können, was erfreulicherweise aber nicht notwendig war.
Übungsorganisator, Björn Albrecht zeigte sich am Ende sehr zufrieden: „Wir haben z.T. wichtige Erkenntnisse gewinnen können, besonders was den Transport von Sandsäcken betrifft. Schüttmulden sind bei größeren Sandsackmengen deutlich effektiver und verlustfreier“.
Aussender: Kreisfeuerwehrverband Hzgt. Lauenburg, Thomas Grimm
Redaktion: TG / Hallo-Holstein