Berlin/Sydney – Schutzgebiete sind ein wichtiger Baustein in der Strategie, den weltweiten Verlust der Artenvielfalt bis zum Jahr 2020 zu stoppen. Zum Abschluss des World Parks Congress in Sydney appelliert der NABU daher an die EU sowie Bund und Länder, die Anstrengungen zur Sicherung wertvoller Landschaften und Ökosysteme mit Nachdruck voranzubringen. „Schutzgebiete sichern nicht nur den Erhalt bedrohter Arten, sondern stellen für die Menschheit eine Vielzahl von Gratisleistungen wie reines Wasser, saubere Luft oder auch Erholungslandschaften zur Verfügung“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Aus diesem Grund sei es notwendig, dass weltweit geeignete Finanzierungsmechanismen bereitgestellt würden, um sogenannte „Paper Parks“ zu vermeiden, Schutzgebiete, die faktisch nur auf dem Papier existieren. Gleichzeitig dürften wichtige Aufgaben vor der eigenen Haustür jedoch nicht vernachlässigt werden.
Auf internationaler Ebene komme die Bundesregierung ihrer Verantwortung aus Sicht des NABU durchaus nach. „Eine Vielzahl von Projekten, die durch das Bundesumweltministerium und das Bundesentwicklungshilfeministerium im Ausland gefördert werden, spiegelt in hervorragender Weise einen modernen Ansatz von Schutzgebietsmanagement unter Einbeziehung der Bevölkerung wider“, so Eick von Ruschkowski, NABU-Fachbereichsleiter Naturschutz und Delegierter auf dem World Parks Congress. Während Deutschland hier vorbildlich seiner globalen Verantwortung nachkäme, seien parallel dazu aber insbesondere die überwiegend in der Hoheit der Bundesländer liegenden Naturschutzaufgaben in Deutschland stark unterfinanziert. Dies betrifft insbesondere die immer noch stockende Umsetzung der EU-Naturschutzrichtlinien für das EU-weite Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000. Auch fehlten in vielen Nationalparks und Biosphärenreservaten die notwendigen Mittel, um deren Management weiter zu verbessern.
„Es mutet schon merkwürdig an, wenn Deutschland und andere Geberländer von den Entwicklungsländern eine genaue Auflistung ihres Finanzbedarfes für Naturschutzhilfen verlangen, aber aus den Bundesländern noch immer keine konkreten Zahlen dazu vorliegen, wie viel Geld dort für den für den Naturschutz ausgegeben wird und wie groß die Finanzierungslücke eigentlich ist“, so von Ruschkowski.
Zu den wichtigsten Forderungen des NABU zur Umsetzung von Natura 2000 gehören die rechtliche Sicherung der Gebiete und die Aufstellung verbindlicher Management-Pläne, eine strikte Anwendung des bestehenden Regelwerkes bei Eingriffen in das Schutzgebietsnetz sowie eine ausreichende Bereitstellung von Finanz- und Personalmitteln. Da große Teile der Schutz- und Pflegemaßnahmen in Natura-2000-Gebieten von der Landwirtschaft durchgeführt werden, wären diese ebenfalls Nutznießer einer verbesserten Finanzierung. Die Verteilung der Fördergelder aus Brüssel wird derzeit zwischen den Bundesländern und der EU-Kommission verhandelt. Der NABU fordert, dass hierbei die Naturschutzmittel entscheidend aufgestockt werden müssen, da ansonsten das Artensterben nicht aufzuhalten ist. Parallel dazu müssen umweltschädliche Subventionen weiter abgebaut werden; hierzu hat sich die Bundesregierung im Rahmen der Konvention über biologische Vielfalt (CBD) bis 2020 verpflichtet.
Positiv bewertete der NABU das Engagement vieler Entwicklungs- und Schwellenländer auf dem World Parks Congress, neue Schutzgebiete auch mit Blick auf den Klimawandel auszuweisen. Allerdings müsse sich nun bis zum nächsten Kongress im Jahr 2024 zeigen, dass diese Schutzgebiete dann auch so ausgestattet werden, dass sie nicht nur auf dem Papier existieren. Im Rahmen seiner Zusammenarbeit im internationalen Dachverband BirdLife International hatte der NABU während des World Parks Congress bereits fünf deutsche besonders gefährdete „Important Bird and Biodiversity Areas“ (IBA) vorgestellt. Auch hier müssten verstärkte Anstrengungen unternommen werden, diese Gebiete dauerhaft zu sichern.
Der World Parks Congress wird alle zehn Jahre von der International Union for the Conservation of Nature (IUCN), einem Zusammenschluss zahlreicher staatlicher und privater Naturschutzorganisationen, organisiert. Er beschäftigt sich mit dem Schutz der Natur durch Ausweisung und Management von Schutzgebieten unterschiedlicher Kategorien.
Aussender: NABU-Pressestelle
Kontakt: Kathrin Klinkusch, Iris Barthel, Nele Rissmann
Redaktion: Torben Gösch